Z. A. Recht
Aufstieg der Toten
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»Aufstieg der Toten« von Z. A. Recht
Anna, Julie und Mason sind immer noch auf der Flucht vor dem NSA Mann Sawyer, der eine geradezu krankhaft übersteigerte Suche nach den Dreien startet. Mittlerweile auf eigene Rechnung tätig, hat Sawyer nicht nur seine NSA Leute auf die Spur von Anna losgelassen, sondern gleich auch noch Teile des FBI und einer Sondereinheit. Da ihm das Ziel von Anna bekannt ist, gelingt es dieser auch nicht den Agenten und seine Leute abzuschütteln. Man macht zwar die Bekanntschaft von Trevor, Matt und Juni, die sich den Dreien anschließen, aber auch zusammen stellt Sawyer für die Gruppe immer noch eine tödliche Gefahr dar.
Nicht viel anders ergeht es der Gruppe rund um den Ex-General Sherman. Konnte man sich noch der Angriffe der Infizierten in Hyattsburg erwehren, so muss man sich nun den Drangsalierungen einer Banditengruppe stellen. Dabei hätte alles so schön sein können, hatte man doch mit Abraham, Kansas, endlich eine Stadt gefunden, die sich erfolgreich dem allgemeinen Chaos erwehren und in der Hunderte von nichtinfizierten Menschen leben und einen kleinen Anschein von Normalität aufrecht erhalten konnten.
Eine dritte Gruppe, die Männer der USS Ramage, unter ihnen ihr unfreiwilliger Gast der Panzermechaniker Hal, haben beschlossen ihr Schiff zu verlassen und sich auf dem Landweg zu Shermans Ziel in Nebraska durchzuschlagen. So wie es ausschaut, wird diese Gruppe die vielleicht wichtigste von allen sein. Denn in ihren Reihen befindet sich etwas bisher noch nie Dagewesenes. Jemand, auf den die Welt sehnsüchtig gewartet hat – ein Immuner. Vor über 2 Monaten gebissen, zeigt er keine Spuren einer Infektion, im Gegenteil, er ist quicklebendig und kann sein Glück immer noch nicht fassen.
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Aufstieg der Toten (Original: Thunder and Ashes) knüpft nahtlos an den Geschehnissen aus dem vorherigen Band an. Die Welt ist dahingerafft vom Morgenstern Virus und immer noch versuchen sich die beiden Gruppen um General Sherman und Anna Demilio in Omaha, Nebraska, zu treffen, um im dortigen Deucalion Co-op Institut, ein Labor der Biosicherheitsstufe 4, einen Impfstoff gegen das Virus zu entwickeln. Die Reise entpuppt sich für beiden Gruppen als recht stürmisch und voller Widrigkeiten. Im Gegensatz zum ersten Band konzentrieren sich die Auseinandersetzungen jedoch nicht auf den Kampf mit den Infizierten, sondern eher auf den mit den Nichtinfizierten. Denn davon gibt es leider, das muss man einfach so sagen, auch jede Menge übler Gesellen. Es ist schon fast tragisch, dass hier die letzten nicht infizierten Menschen gegeneinander kämpfen statt gemeinsam zu versuchen, das Chaos zu meistern. Genauso wie es Kriegsgewinnler gibt, versuchen bestimmte Leute auch noch ihren Gewinn und persönlichen Vorteil aus der weltweiten Seuche zu ziehen. “Nach uns die Sintflut“, scheint das Motto zu sein.
Wie auch den ersten Band empfinde ich die Geschichte als packend und mitreißend. Die Protagonisten, egal ob Krueger, Mason, Denton, Keaton und wie sie alle heißen, liegen mir echt am Herzen. Man leidet mit ihnen mit und freut sich, wenn sie es mal wieder geschafft haben einer brenzligen Situation zu entkommen. Es sind keine irgendwelche dahingerotzten Charaktere, sondern vielmehr Leute wie du und ich, mit Ecken und Kanten, Identifikationsfiguren halt. Das mag möglicherweise auch dem Hintergrund der Geschichte geschuldet sein, denn alle befinden sich in einer auswegslosen Lage, sind Verdammte in einer Welt, die gerade aus den Angeln gehoben wurde. Vielleicht macht sie mir genau dieser Umstand so sympathisch. Sie geben nicht auf, trotzen allen Widrigkeiten und glauben noch an das Prinzip Hoffnung. Und Recht enttäuscht sie nicht. Im Epilog, also ganz heimlich still und leise, lenkt der Autor das Augenmerk des Lesers auf die Gruppe der USS Ramage. Diese finden, fast durch Zufall, einen Immunen, den Gefreiten Stiles, einstmals Mitglied von Shermans kleiner Gruppe und noch bekannt aus dem ersten Band. Dieser wurde von einem Untoten gebissen und erklärte sich bereit, sein ohnehin durch den Biss verwirktes Leben, dem Wohl der Gemeinschaft zu opfern und den Rückzug zu decken. Aber der zurückgelassene Stiles will sich einfach nicht infizieren, irgendetwas in seinem Körper widersetzt sich der Infektion. Das Vorhaben der Ramage-Leute, Sherman in Omaha zu treffen, wird umso dringlicher, schlummert doch in Stiles Körper ein mögliches Antivirus das unbedingt Anna Demilio zugänglich gemacht werden muss.
Die Unterteilung der Untoten in Watschler und Sprinter war ebenfalls ein recht guter Einfall. Wird es in den üblichen Genrefilmen allgemein noch so dargestellt, dass die Untoten entweder äußerst lahmärschige, sich im Gänseschritt fortbewegende Typen (Shaun of the dead ) oder ungemein schnelle und wendige Beißer sind (Dawn of the dead ), so sind bei Recht beide Arten zu finden. Der Sprintertyp, der in der Regel noch lebend durch Infektion angesteckt wurde, und der Watschlertyp, der nichts anderes als ein getöteter Sprintertyp ist. Beiden ist es jedoch vorherbestimmt endgültig den Löffel abzugeben wenn ihr Gehirn zerstört wird. Das unterscheidet dann die Recht’schen Untoten nicht mehr von den Filmzombies. Die Crux dabei ist jedoch, dass der Spintertyp eigentlich gar kein Untoter ist, sondern lediglich ein infizierter Mensch. Dieser kleine, aber feine, Unterschied ruft dann doch ab und an kleine Gewissensbisse bei den Nichtinfizierten hervor, denn genaugenommen töten sie keine Zombies, sondern Menschen.
Der Schreibstil von Recht gefällt mir ebenfalls. Er ist fesselnd, aber gleichzeitig auch auf eine angenehme Weise unaufdringlich. Recht hält sich mit blutigen Szenen, die man in einem Zombieroman vielleicht erwarten könnte, zurück und schildert in der Hinsicht quasi nur das Nötigste. Er macht hier keine Konzessionen an irgendwelche Splatterfans, sondern bringt das Ganze schon fast zurückhaltend und unspektakulär zu Papier. Gerade dieser sachliche Stil macht die Geschichte für mich umso eindringlicher. Vergleichen kann man das in etwa mit dem ebenfalls hervorragendem Tagebuch der Apokalypse von J. L. Bourne, in dem der fiktive Verfasser des Tagebuches auch eher einen minimalistisch Stil pflegt. Ich würde fast behaupten, dass ein guter Autor auch ohne großes Brimborium und Effekthascherei auskommt. Es ist schon eine echte Tragödie, dass Zachary Allan Recht vor Vollendung des dritten und abschließenden Bandes verstarb. Bleibt nur die Hoffnung, dass Thom Brannan einen ähnlichen souveränen Schreibstil an den Tag legt und dieser tollen Serie ein würdiges Ende beschert. Ich jedenfalls freue mich schon sehr auf den dritten Band.