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Terry Pratchett/Stephen Baxter

Der Lange Kosmos: Lange Erde 5 - Roman


 
»Der Lange Kosmos: Lange Erde 5 - Roman« von Terry Pratchett/Stephen Baxter


Besprochen von:
 
Flavius
Deine Wertung:
(3.5)

 
 
Nachdem man auf der Langen Erde eine Nachricht aus dem Weltraum empfangen hat, mit der schlichten Aufforderung „Macht mit“, bahnt sich eine neue Sensation an. Es könnte zu einer Begegnung mit einer, oder auch mehreren, außerirdischen Zivilisationen kommen. In der schlichten Mitteilung finden sich zudem noch Konstruktionspläne für den Bau eines Supercomputers, einer mächtigen KI. Über die Frage ob man diesen Supercomputer tatsächlich bauen soll, herrscht Uneinigkeit. Die Menschen und die Next sind gespalten, denn sie wissen nicht von wem die ominöse Botschaft kommt und welche Absicht sich dahinter verbirgt.

Ist die Botschaft wirklich eine Art Eintrittskarte in den erlauchten Kreis kosmischer Zivilisationen oder öffnet sie vielleicht Tür und Tor für eine außerirdische Invasion?

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Der Lange Kosmos ist der fünfte und zugleich abschließende Teil der Langen Erde Reihe. Die endgültige Fertigstellung des Buches hat Terry Pratchett nicht mehr erleben dürfen. Den Angaben von Stephen Baxter im Vorwort nach zu urteilen, konnte Pratchett nur an 39 von insgesamt 66 Kapiteln mitwirken. Es wäre sicherlich interessant zu erfahren, welcher Autor für welche Abschnitte oder Ideen zuständig gewesen ist. So ad hoc könnte ich das nämlich gar nicht sagen.

Nachdem mir der vierte Band der Reihe eigentlich ganz gut gefallen hat, und das Potenzial dieser Serie zumindest ansatzweise ausschöpfen konnte, empfinde ich den fünften Teil leider wieder als einen kleinen Rückschritt in alte Gewohnheiten. Wieder einmal kommt die Geschichte nur sehr behäbig in Fahrt und beide Autoren verlieren sich ab und an in Belanglosigkeiten. Es sind zwar durchaus nette Einzelabenteur die Pratchett und Baxter präsentieren, aber alle gehen irgendwie an dem eigentlichen Aufhänger, der auch im Klappentext ausführlich beschrieben wird, dran vorbei: Der Botschaft „Macht mit“.

Vielleicht hatte ich auch falsche Erwartungen, aber bei dem Klappentext kann ich doch davon ausgehen, dass sich hier alles um die Botschaft und den sich daraus ergebenden Möglichkeiten dreht, oder? Statt dessen geht das wahre Abenteuer erst auf Seite 424 (von insgesamt 477 Seiten) los. So lange muss der Leser nämlich warten, bis Joshua, Lobsang und Co endlich mit einer Raumkapsel den Weg in den Langen Kosmos antreten und in fremde Sonnensysteme vordringen und neue Planeten erkunden können. Ihnen stehen somit nicht mehr nur die lange Erde, sondern der gesamte Lange Kosmos für ihre Reisen zur Verfügung – aber leider nur auf rund 53 Seiten. Dann ist es mit der Reiserei auch schon wieder vorbei.

Bleibt dann noch die Frage, was denn genau auf den 423 Seiten zuvor passiert. Nun, diese werden mit den schon genannten Einzelabenteuern von Joshua Valiente und seinem neuen Freund, dem Troll Sancho, Nelson Azikiwes Suche nach seinem Sohn und Enkel, der Geschichte rund um das NASA Pärchen Dev und Lee und einem kleinen Genie namens Jan Roderich und seiner Amme Schwester Coleen gefüllt. Sieht man mal von der abenteuerlichen Suche Joshuas nach seinem Sohn ab, reisst einen keine der weiteren Episoden so wirklich vom Hocker.

Dennoch, so ganz verdammen kann ich das neue Abenteuer dann doch nicht. Auch wenn der eigentliche Aufhänger rund um die Botschaft leider sehr, sehr stiefmütterlich behandelt wird und fast im Hintergrundrauschen untergeht, hat das Buch auch seine guten Seiten. Alle bedeutenden Figuren aus den Vorgängerbüchern geben sich ein Stelldichein und ein gehöriger Hauch von Melancholie weht durch die Lange Erde. Auch das Wissen nun den letzten Band der Reihe in den Händen zu halten, stimmt mich, nachdem ich mit dem vierten Band endlich meinen Frieden mit der Serie geschlossen hatte, etwas traurig.

Aus Joshua, dem jungen Kerl aus Band eins, ist nunmehr ein ater Mann von knapp 70 Jahren geworden, der tapfer seine Alterswehwehchen erträgt, über sein Leben reflektiert und sich zu einem vermeintlich letzten Abenteuer aufmacht. Lobsang hat sich in eine virtuelle Realität zurückgezogen und der alten Welt entsagt, Schwester Agnes bereitet sich auf ihren (nun wohl endgültigen) Tod vor und Nelson Azikiwe möchte nur einmal seinen Sohn und seinen Enkel sehen.

Es wäre sicherlich interessant gewesen zu erfahren, wer oder was genau hinter der Botschaft und den Konstruktionsplänen gesteckt hat. Aber den Gefallen wollten uns die beiden Autoren dann doch nicht erweisen. Vielleicht ist das auch ganz gut so. Waren die Möglichkeiten der Menschheit durch die Entdeckung der Langen Erde schon grenzenlos, so sind sie nun durch den Langen Kosmos ins Unendliche gestiegen. Aber die Menschen werden vermutlich wieder einen Weg finden, auch diese Möglichkeiten zu verbocken, denn egal wo der Mensch hingeht, er wird sein agressives und zerstörerisches Wesen leider immer mitnehmen und nicht abschütteln können.

Fazit
Unterhaltsam, aber mit einigen Längen. Positiv zu bewerten ist das Auftreten von fast allen bekannten Charakteren der Bücher eins bis vier. Das schafft gleich Vertrautheit und hat dem Buch durchaus gut getan. Negativ fällt die lieblose Abhandlung des eigentlich Plots rund um die Botschaft und der Reise durch den Langen Kosmos auf. Und das ist wirklich sehr schade, denn auf was für eine phantastische Reise hätten uns diese beiden begnadeten Weltenerschaffer Baxter und Pratchett mitnehmen können. Es hätte zu einem Feuerwerk der Extraklasse kommen können. Aber leider findet das Leben in diesem Fall nicht im Konjunktiv statt. Alles in allem aber ein durchaus befriedigender Abschluss der Reihe um die Lange Erde.

 


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