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Jim C. Hines

Die fiese Meerjungfrau

  • Autor:Jim C. Hines
  • Titel: Die fiese Meerjungfrau
  • Serie:
  • Genre:Fantasy
  • Einband:Taschenbuch
  • Verlag:Bastei Lübbe
  • Datum:14 Januar 2011
  • Preis:8,99 EUR

 
»Die fiese Meerjungfrau« von Jim C. Hines


Besprochen von:
 
Flavius
Deine Wertung:
(4)

 
 
Es war einmal eine kleine Meerjungfrau, die hieß Lirea. Diese verliebte sich in den jungen Menschenprinzen Gustan. Aber Gustan war nicht wirklich gut für Lirea, denn er spielte mit ihren Gefühlen und nutzte sie aus. Aber Lirea war blind vor Liebe und beschloss, ihrer Nixenherkunft zu entsagen und für immer einen menschlichen Körper anzunehmen. Nur, dazu brauchte sie die Liebe von Gustan, denn erst dann würde die Verwandlung vollkommen sein. Gustan jedoch lachte sie aus und stieß sie fort. Aus lauter Zorn und Verzweifelung griff Lirea zu ihrem Messer und tötete ihren Liebsten. Unfähig mit dieser Tat zu leben, verfiel sie dem Wahnsinn und suchte die Schuld bei anderen. Sie tötete ihren Vater und ihre ältere Schwester und verstümmelte ihre Großmutter. Nachdem sie so zur Königen ihres Nixenstammes wurde, beschloss sie gegen die Menschen Krieg zu führen.

Sie lockte Königin Beatrice von Lorindar, von der sie annahm sie würde ein Komplott gegen sie schmieden und ihre noch verbliebene Schwester Lannadae verstecken, zu einem Treffen und stieß ihr die verzauberte Klinge, mit der sie bereits Gustan getötet hatte, in die Brust. Die Seele von Beatrice verließ ihren Körper und wurde in der verzauberten Klinge gefangen, genau wie Gustans Seele. Wenn Beatrice überleben und der Krieg zwischen Menschen und Nixen verhindert werden soll, müssen Schnee, Talia und Danielle so schnell wie möglich der Klinge und Lirea habhaft werden.

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Im nunmehr zweiten Buch seiner Todesengelreihe, Die fiese Meerjungfrau (Original The Mermaid’s Madness), ver- und bearbeitet Jim C. Hines das allseits bekannte Märchen Die kleine Meerjungfrau von Hans Christian Andersen. Wie gewohnt setzt er dabei neue Akzente und liefert so seine eigene Interpretation - und diese ist noch viel düsterer und deprimierender als jene, die von Anderson geschrieben wurde. Mit dem Wort fies im deutschen Titel hat das ganze schon nichts mehr zu schaffen, der englische Titel bringt es wesentlich besser auf den Punkt, denn es ist der schlichte Wahnsinn den Hines seinen Lesern hier auftischt.

Das eine enttäuschte Liebe ernste Folgen und einen Krieg nach sich ziehen kann, weiß bereits Homer in seiner Ilias zu berichten. Genau wie dort, gibt es auch bei Hines jemanden, der einen listenreichen und bösartigen Plan zu schmieden weiß. Erst nach und nach wird dem Leser das ganze Ausmaß dieses Plans offenbart. Er zeigt, dass nicht die offensichtliche Meerjungfrau die eigentliche Täterin ist, sondern vielmehr das Opfer. Benutzt von einer skrupellosen Großmutter, die auch vor einer Manipulation ihrer eigenen Enkelin nicht zurückschreckt um ihr Ziel zu erreichen. Besessen von dem Gedanken eine Meerjungfrau hätte keine Seele, schürt sie die Liebe von Lirea zu Gustan, damit anschließend ihre Enkelin in einem Akt der Verzweiflung ihren Liebhaber tötet, um dessen Seele in der Mordwaffe einzufangen. Würde dann dessen Seele auf Lirea übertragen werden können, hätte die Großmutter eines ihr Ziele erreicht. Das andere würde darin bestehen, alle Nixen zu vereinen und in den Kampf gegen die Menschen zu führen. Aber der Plan geht fehl, die Großmutter selber wird zum Opfer von Lirea und aus dem Nixenkönigreich verbannt. Das anschließend auch Beatrice Lirea zum Opfer fällt ist eher zufällig. Sie ist zur falschen Zeit am falschen Ort. Aber auch ihr wird durch den Messerstoß in die Brust die Seele geraubt. Zurück bleibt ein Körper, der langsam zerfällt. Es ist die Aufgabe der drei Prinzessinnen das Messer zu finden und Beatrices Körper wieder zu beseelen.

Wie auch im Vorgänger, verteilt Hines seine Portionen an Humor, Action, Spannung und Tragik scheibchenweise. Das macht die Bücher abwechslungsreich und unterhaltsam. Die drei Prinzessinnen erfahren durch den Ausbau ihres geschichtlichen Hintergrundes eine Weiterentwicklung, das Verhältnis zu- und untereinander kristallisiert sich so langsam heraus. Danielle entwickelt sich zwar immer mehr zu einer Anführerin, die den Weg vorgibt, bleibt aber erzähltechnisch gesehen ein wenig im Schatten von Talia und Schnee. Das ist aber nicht weiter schlimm, da schon alleine das Verhältnis der beiden zueinander, jede Menge Stoff für Humor und Erotik bietet. Denn Talia ist in Schnee verliebt, weigert sich aber ihre Liebe zu offenbaren und lässt sich statt dessen aus Unsicherheit, wie sie sich nun Schnee gegenüber verhalten soll, auf so manches Wortgefecht mit ihr ein. Nun, nachdem Schnee von einer Meerjungfrau über Talias Liebe zu ihr unterrichtet wurde, wird die ganze Situation noch peinlicher und für den Leser umso interessanter. Zu kurz kommt definitiv wieder Prinz Armand. Nicht das er für die Geschichte wirklich wichtig wäre, Hines Prioritäten liegen klar bei den drei Prinzessinnen, aber ein wenig schade ist es dennoch.

Ein Großteil der Geschichte spielt auf der Phillipa, dem Schiff der faszinierenden Dryade Hephyra, welche durch einen Schwur an das Schiff gebunden ist. Allein diese Geschichte wäre schon ein eigenes Buch wert. Um bei diesen Schiffsszenarien nicht durch Unwissenheit zu glänzen, Hines hat absolut keine Ahnung von Schifffahrt, griff er auf die Hilfe einer versierten Freundin, Diana Francis Pharao, zurück. Das merkt man der Geschichte an und ist, gerade für mich, der immer wieder gerne die Bücher von Patrick O’Brian (Jack Aubrey) und Cecil Forester (Horatio Hornblower) liest, absolut positiv hervorzuheben. Durch die vielen Kämpfe auf See, wirkt die Geschichte jedoch auch recht brutal, Menschen und Nixen werden gleich reihenweise abgemurkst. Überhaupt passt das so lustige Titelbild nicht wirklich zu der doch recht ernsten und zutiefst traurigen Geschichte. Genauso wie übrigens Vater Isaac, dessen christlicher Glaube in Zeiten von Magie, Märchen, Elfen, Meerjungfrauen, Messergriffe in denen Seelen gefangen werden und vielen weiteren Absonderlichkeiten, reichlich deplaziert wirkt. Für mich ist es kein guter Schachzug von Hines gewesen das alles miteinander zu vermengen, zumal auch keine Notwendigkeit dafür bestand.

Fazit:
Auch das zweite Abenteuer der Todesengel ist wieder recht lesenswert und kann meines Erachtens das Niveau des ersten Bandes halten. Als Aufhänger dient die Geschichte der kleinen Meerjungfrau, die Story entfernt sich aber im weiteren Verlauf immer mehr von dem ursprünglichen Plot. Das war nicht anders zu erwarten und tut der Geschichte auch keinen Abbruch, im Gegenteil. Die Schreibweise von Hines ist wieder locker und gut zu lesen. Das Buch steht zwar für sich und kann somit auch außerhalb der Reihe gelesen werden, jedoch wird in den folgenden zwei Bänden durchaus Bezug auf einige Ereignisse genommen. Von daher ist es schon angeraten, die Bücher in der richtigen Reihenfolge zu lesen.
 


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