Becky Chambers
Unter uns die Nacht: Roman
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»Unter uns die Nacht: Roman« von Becky Chambers
Seit Jahrzehnten lebt die Menschheit im Exil. Ihre Siedlerschiffe der Exodus-Flotte kreisen um eine neue Sonne, und das Leben mit begrenzten Ressourcen ist der neuen Generation längst zur Gewohnheit geworden.
Doch nicht jedem gefällt ein Dasein unter künstlichen Bedingunge, und je weiter sich die Exodaner der Galaktischen Union öffnen, desto mehr geraten die alten Traditionen unter Druck. Und so stehen auch Kip, Tess, Swayer, Isabel und Eyas vor der Frage, ob ihr Alltag auf der Asteria alles ist was das Leben für sie bereithält.
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Das dritte Buch aus der Feder von Becky Chambers habe ich unter anderem bei uns in der Kantine gelesen. Als unser Regionalcontroller vorbeikam, schaute er kurz rüber und fragte: „Na, ist's spannend?“ Ich musste noch nicht einmal lange überlegen, meine Antwort kam wie aus der Pistole geschossen: „Ne, überhaupt nicht, aber es liest sich dennoch ganz gut.“ Tja, das ist dann auch so ziemlich das einzige, was mir zu dem Buch einfällt. Es liest sich gut und ist recht unterhaltsam. Aber spannend geht definitiv anders.
Erzählt wird die Geschichte von fünf Menschen, die auf der Asteria leben, einem Schiff der Exodus-Flotte, auf dem die letzten Überlebenden einer "abgewrackten" Erde ein neues Zuhause gefunden haben. Die Asteria kreist um einen Planeten – und das seit ziemlich langer Zeit. Anfangs lebten die Menschen auf den Schiffen quasi unter sich. Das änderte sich jedoch mit der Zeit, ihre abgeschottete Lebensweise wurde löchrig und öffnete sich für die Rassen der Galaktischen Union – mit allen Vor- und Nachteilen, die so entstehen, wenn unterschiedliche Kulturen aufeinandertreffen und sich gegenseitig durchdringen.
Die Geschichten dieser fünf Personen haben auf den ersten Blick nicht viel miteinander zu schaffen, zu unterschiedlich ist ihr Alter, ihr Beruf und ihre Lebensweise. Da ist Isabel, die Chef-Archivarin der Asteria, welche Besuch von einer außerirdischen Harmagianerin bekommt. Diese möchte die Lebensweise der Menschen auf der Exodus-Flotte studieren. Dann ist da noch der Junge Kip, welcher gerade in seiner pubertären Phase steckt und nach dem Sinn seines Daseins sucht. Sawyer ist ein Jugendlicher, der seinen Planeten verlassen hat und auf der Asteria eine bessere Zukunft zu finden hofft. Tessa ist alleinerziehende Mutter mit zwei Kinder, die mit ihrem Vater auf der Asteria lebt und sich Gedanken macht, ob sie mit diesen nicht doch lieber auf einen Planeten ziehen soll - mit unbegrenzten Luftvorräten und einem echten Himmel. Die letzte im Bunde ist die Hüterin Eyas, eine Gärtnerin, deren Aufgabe auch gleichzeitig die einer Bestatterin ist.
Alle fünf leben so vor sich hin, man erfährt als Leser viel über ihren Alltag, ihre Hoffnungen und Ängste, ihren Beruf, wie sie ihre Freizeit verbringen und tja, lauter unspektakulärer Dinge halt. Erst nachdem einer der Fünf bei einem Unfall ums Leben kommt, treffen sich die Lebenswege der Restlichen. Interessanterweise, erfährt man als Leser, zumindest ging es mir so, am meisten über die aktuelle Situation durch die außerirdische Harmagianerin, welche als Beobachterin auf der Asteria zu Gast ist und vieles aus einem anderen Blickwinkel betrachtet als wir Menschen.
Tja, das war es dann auch schon. Die Geschichte dümpelt nach einem recht spannend klingenden Anfang (ein Schiff der Exodus-Flotte wurde zerstört) bis zum Ende so vor sich hin. Zwar nicht uninteressant oder gar langweilig, aber doch bar jeder Spannung. Der berührenste Moment war die Beerdigung eines der fünf Protagonisten. Irgendwie konnte ich mich einer gewissen Traurigkeit nicht erwehren. Der Rest der Geschichte besteht wirklich nur darin, dem Leser den Alltag der Menschen auf dem Schiff näher zu bringen, bzw. zu erzählen, wie die einzelnen Menschen mit den technischen, gesellschaftlichen und sozialen Enwicklungen klarkommen, die halt entstehen, wenn eine fremde Lebensweise in die eigene Einzug hält.
Das es in den Büchern von Becky Chambers sehr „menschelt“ und die Autorin viel Wert auf die sozialen Interaktionen ihrer Protagonisten legt, wissen wir bereits aus Der lange Weg zu einem kleinen zornigen Planeten und Zwischen zwei Sternen . Bücher, die genau wie der vorliegende im Wayfarer Universum spielen. Beide Bücher haben mir ausgesprochen gut gefallen, aber bei diesem muss ich doch leider einige Abstriche machen. Zu breitgetreten und in die Länge gezogen kommen mir die einzelnen Episoden vor. Man erfährt unglaublich viel über das Gefühlsleben von Eya, Kip, Sawyer, Isabel und Tessa, aber, will man das überhaupt in dieser Deutlichkeit?
Fazit
Unter uns die Nacht (OT: Record of a Spaceborn) weiss mich nicht so zu fesseln und zu berühren wie die Vorgängerbücher aus der Wayfarer Reihe. Jede Menge social fiction, die ihre Längen hat und quasi ohne Spannung daherkommt. Dennoch ist das Buch nicht langweilig oder ein Griff ins Klo. Es weiß durch die beschriebenen Charaktere zu überzeugen und wirft durchaus wichtige Fragen auf: Woher komme ich, was erwarte ich mir von meiner Zukunft?