Ursula Poznanski
Shelter
Buchlisten
»Shelter« von Ursula Poznanski
Aus einer Partylaune heraus, setzen die fünf Freunde Nando, Benny, Till, Liv und Darya eine wilde Verschwörungstheorie in die Welt: Die Menschheit wird von Außerirdischen infiltriert. Als sogenannte Shelter übernehmen sie Menschen und bereiten durch die Klimaerwärmung alles für ihre baldige Ankunft vor. Es ist wirklich eine Schnapsidee und so einen Unsinn kann doch keiner glauben! Oder etwa doch? Schnell wird klar, dass die Onlinecommunity jeden Andersgläubigen verfolgt. Mit gefährlichen Folgen!
Mit ihrem gewohnt spannenden, durchstrukturierten und Energie geladenen Schreibstil trifft Ursula Poznanski mit ihrem neuen Jugendroman Shelter mal wieder voll das aktuelle Zeitgeschehen! Mit gnadenloser Ehrlichkeit und erschreckender Klarheit schildert die Autorin, wie eine wilde und völlig abstruse Verschwörungstheorie dank moderner Medien und befeuert von Lügenmärchen, schnell als Wahrheit akzeptiert wird. Und das nicht nur von einer kleinen Gruppe Menschen, sondern quer durch die Bevölkerung und sogar über den gesamten Globus hinweg. Und die Idee ist wirklich abstrus: Außerirdische übernehmen Menschen, um eine neue Weltordnung zu schaffen und die Erde auf die Ankunft von ihnen vorzubereiten; mit Hilfe des Klimawandels soll es wärmer werden, so dass für die Shelter ein Leben auf der Erde möglich wird. Die Idee ist geboren, verbreitet wird sie im Internet und nimmt immer merkwürdigere Züge an.
Während Liv alles als Projekt für ihre Bachelorarbeit auswerten will, wollen die anderen aus der Gruppe die Spinnerei stoppen. Denn es firmiert sich ein starker Gegenspieler und ihnen droht das Experiment zu entgleiten. Ursula Poznanski arbeitet gekonnt die Mitläufermentalität von Einzelnen heraus; das Bild, dass man in der Gruppe stark und als Individuum schwach ist. Die Autorin schafft es immer wieder, den aktuellen Zeitgeist einzufangen und in ihren Büchern zu verarbeiten, aber mit Shelter hat sie wirklich grandios ins schwarze getroffen! Bemerkenswert fand ich eine Passage, die ich zitieren möchte:
Mit Verschwörungstheorien ist es wie mit Unkraut: Man kann es rausreißen, aber es kommt wieder zurück, sosehr man sich auch anstrengt. Es überlebt, irgendwie, breitet sich aus, ist nicht wegzukriegen.
Und genau das macht mir wirklich Angst, denn dieser Ausspruch spiegelt die Realität eins zu eins wieder!
Die Charaktere sind Ursula Poznanski gewohnt lebensnah gelungen . Eine Gruppe von fünf Freunden, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten, garantiert, dass sich jeder mit einem von ihnen identifizieren kann. Während die einen der Schnapsidee aus Jux und Dollerei folgen, packen andere die Gelegenheit beim Schopf und schlachten sie nach allen Regeln der Kunst aus. Dem einen ist es egal was wird, während der andere leidet und es einfach nur beenden will. Das Buch lebt durch das Zusammenspiel der unterschiedlichen Personen, auch wenn Benny im Mittelpunkt der Geschehnisse steht. Er ist der stärkste Gegner der verrückten Idee, ist seelisch angeschlagen und besitzt ein Herz aus Gold. Liv, sein Gegenpart, die alles dafür macht, damit die Geschichte sich weiter ausbreitet, scheint keine Skrupel zu kennen. Die anderen drei Freunde scheinen nur auf den ersten Blick nicht so starke Charaktere zu sein, allerdings halten sie die Gruppe zusammen.
Trotzdem konnte mich Shelter nicht zu hundert Prozent überzeugen. Der Beginn des Buches und der Inhalt faszinierten mich sehr! Leider wurde der starke Beginn zur Mitte hin immer flacher und das Ende hätte ich mir ganz anders vorgestellt und auch gewünscht. Ich hatte erstmals bei einem Buch von der Autorin das Gefühl, dass sie die Handbremse zu stark anzieht und ihren vorherrschenden Gedanken nicht zu Ende oder besser gesagt, zu Papier bringen möchte.
Mein Fazit
Shelter trifft den aktuellen Zeitgeist ziemlich gut. Der Schreibstil ist gewohnt spannend und mitreißend, aber der Schluss konnte mich nicht überzeugen.