Tim Lebbon
Alien - In den Schatten
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»Alien - In den Schatten« von Tim Lebbon
Wenn die Bergleute auf LV 178 nicht gerade damit beschäftigt sind die wertvolle Substanz namens Trimonit abzubauen, verbringen sie ihre fünfzigtägige Ruhepause zwischen den Schichten an Bord der MARION, welche in einem Orbit um den Planeten kreist. Die MARION ist ein altes Minenraumschiff, das im Dienste der Kelland Mining Company steht, welche wiederum Eigentum der Weyland-Yutani Corporation ist.
Die eintönige Arbeit auf dem Planeten wird unterbrochen, als die Bergleute eine riesige Höhle mit einem außerirdischen Raumschiff freilegen. Bei der Untersuchung desselbigen, setzen die Arbeiter dabei unwissentlich eine Ereigniskette in Gang, die sie anschließend fluchtartig und panisch den Planeten verlassen lässt. Bei dem Versuch sich in Sicherheit zu bringen und an Bord der MARION anzudocken, kommt es zu einem Unfall. Die MARION wird dabei so schwer beschädigt, dass sie ihren Orbit um den Planeten nicht mehr halten kann und auf ihn zustürzt. Ein verglühen in der Atmosphäre ist die unwiderrufliche Folge.
Als der Besatzung nur noch fünfzehn Tage bleiben um die Katastrophe abzuwenden, nähert sich eine Rettungskapsel der MARION. Einziger Passagier: Ellen Ripley, letzte Überlebende des Frachters NOSTROMO und seit 37 Jahren im Tiefschlaf an Bord ihrer, durchs Weltall treibenden, Rettungskapsel. Die Besatzung der MARION weckt Ripley auf. Schnell kommt man zu der Erkenntnis, dass Ripleys Rettungskapsel die einzige Möglichkeit bietet, die zum Untergang verdammte MARION zu verlassen.
Da die Brennstoffzellen an Bord von Ripleys Rettungskapsel jedoch so gut wie verbraucht sind, muss erst einmal Ersatz dafür beschafft werden. Und dieser Ersatz befindet sich, wie sollte es anders sein, in dem von Alien verseuchten Bergwerk auf dem Planeten. Sechs Menschen begeben sich in „die Höhle des Löwen“, nicht alle kehren zurück. Und für die, die zurückkehren, ergibt sich ein neues Problem: Ash, einst der Wissenschaftsoffizier der NOSTROMO, existiert noch, wenn auch nur im Computer von Ripleys Rettungskapsel. Aber als Computerprogramm hat er Zugriff auf die Systeme der MARION und sein Auftrag lautet immer noch, die Alien zu schützen und ein Exemplar an die Weyland-Yutani Corporation zu überstellen.
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Mit Alien, In den Schatten (OT: Alien – Out of the shadows) liegt der erste Band einer neuen Trilogie aus dem Alien Universum vor. Nach Beendigung des Buches habe ich mich unwillkürlich gefragt, was bei mir nun überwiegt. Die Freude mal wieder etwas über Ellen Ripley zu lesen oder die Enttäuschung, dass es eigentlich gar nichts wirklich neues gewesen ist. Das Buch von Tim Lebbon wirkt eher wie ein Zusammenschnitt, ein müder Aufguss der bisherigen Alien Filme, eine Prise hiervon, eine Prise davon. Lebbon hat nichts wirklich eigenständiges erschaffen, sondern lediglich alten Wein in neue Schläuche gefüllt. Allerdings ist das, wenn man so darüber nachdenkt, auch nicht wirklich verwunderlich.
Die ganze Geschichte krankt gleich an mehreren Punkten. Zeitlich ist sie zwischen dem ersten und dem zweiten Film angesiedelt. Wer also den zweiten Film kennt, wird sich unwillkürlich fragen, warum Ripley sich nicht an diese Episode ihres Lebens erinnern kann. Nun, der Grund ist einfach. Ihr wurde schlichtweg per Med-Pot am Ende der Geschichte das Gedächtnis gelöscht. Ein wirklich einfallsloser Versuch, die Filme und das Buch irgendwie wieder in Einklang zu bringen. Mit dem Schicksal des letzten Überlebenden der MARION wird im Übrigen ähnlich schlicht verfahren. Auf die Frage wie man verhindern kann das er nicht an Bord von Ripleys Rettungsfähre verbleibt, er wäre sonst im zweiten Film ja ebenfalls in Erscheinung getreten, fällt Lebbon nur eine Möglichkeit ein: Er kann den Startvorgang der Rettungsfähre nur von außen initiieren und muss daher an Bord der MARION zurück bleiben. Problem gelöst.
Ellen Ripley kommt für mich nicht wirklich gut zur Geltung. Die taffe Kämpferin aus dem ersten Film mutiert zu einer kraftlosen und von Alpträumen geplagten Frau, die fortwährend an ihre Tochter denkt. Auch wenn man diesen Mutterinstinkt Ripleys zwar vom zweiten Kinofilm her kennt, wirkt er, neben ihren zahlreichen Alpträumen, jedoch in diesem Buch für mich absolut fehl am Platz. Vermutlich ist es aber dem Umstand geschuldet, dem Leser zwanghaft einen Grund zu liefern, weshalb Ripleys Erinnerung an diese Episode ihres Lebens gelöscht werden kann / muss.
Ein nächster Schwachpunkt der Geschichte ist ein weiterer Bekannter – Ash. Warum Lebbon diesen unbedingt in die Handlung einbauen musste wird zwar schnell klar (irgendeinen Grund musste es ja geben das Ripleys Rettungskapsel ausgerechnet LV 178 anfliegt), ändert aber nichts an der Tatsache, dass die Reaktivierung des Androiden kein wirklich gelungener Zug gewesen ist. Denn Ash macht haargenau das, was er im ersten Kinofilm auch gemacht hat – er beschützt das Alien, nur diesmal als Briefe schreibendes Computerprogramm. Brrr.
Die Aliens selber wirken sehr zurückhaltend. Der Untertitel des Buches –In den Schatten- ist hier wirklich wörtlich zu nehmen, denn genau da lauern sie. Sie zeigen sich nur selten, und wenn, dann sind die Auseinandersetzungen eher nur spärlich und zurückhaltend beschrieben. Das haben Alan Dean Foster und auch Steve Perry in ihren Büchern wesentlich intensiver und spannender hinbekommen. Das Auftreten der Alienkönigin ist zudem unspektakulär und wird sehr oberflächlich und kurz abgehandelt, genauso wie auch die Rätsel um die gefundenen außerirdischen Artefakte. Das die Aliens nach dem Schlüpfen die körperliche Form ihrer Wirte annehmen, wie man es aus dem dritten Kinofilm her kennt, wird ebenfalls kurz thematisiert.
Die Charaktere sind, bis auf den Chefmechaniker Hooper, relativ eindimensional und einfach gestrickt. Auf der einen Seite ist das zwar durchaus verständlich, dienen sie letztendlich sowieso nur dazu um nach dem 10-kleine-Negerlein-Prinzip dahingerafft zu werden, auf der anderen Seite jedoch ist es auch etwas schade, denn so kann man nicht wirklich mit ihnen mitfühlen und mitleiden. Sie sind zu beliebig und nicht annähernd mit Dallas, Parker und Co zu vergleichen, obwohl man von diesen ebenfalls nicht wirklich viel mehr wusste, die dafür aber wesentlich eindringlicher und „persönlicher“ beschrieben wurden.
Auch wenn das vorliegende Buch für mich nicht der erhoffte Reißer geworden ist, hat es dennoch auch seine guten Seiten. Die Geschichte ist spannend und schriftstellerisch ansprechend gut umgesetzt worden. Ein flotter und kurzweiliger Erzählstil, der nicht allzu viel Langeweile aufkommen lässt. Dennoch wage ich hier einfach mal die Behauptung, dass es sinnvoller gewesen wäre, Ripley und die Ereignisse an Bord der NOSTROMO komplett außen vor zu lassen, denn die Geschehnisse an Bord der MARION und auf LV 178 hätten definitiv das Zeug dazu gehabt, um als eigenständige Handlung zu genügen. Das so etwas sehr gut funktionieren kann, hat Steve Perry in seiner Alien Trilogie bereits bewiesen. Auf diese Weise hätte sich Tim Lebbon auch die vielen krampfhaften und sich für die Geschichte eher ungünstig auswirkenden Kniffe sparen können, um Filme und Buch zu „synchronisieren“.
Für Alien Fans wie mich, ist der Genuss der vorliegende Lektüre, und alles was danach noch kommt, jedoch ein –muss-, das lesen somit quasi ein pawlow’scher Reflex. Und das ist auch gut so.