Als der Schleier Vill Magnan und Adara ausspuckt, ahnen sie nicht, wie viel Zeit sie verloren haben. Während Adara immer noch versucht, ihren Erzfeind zu töten, der ihre Familie, ja ihr ganzes Volk bestialisch abgeschlachtet hat, beginnt sich in Vill etwas zu regen: Sein Gewissen. Nur schwer kann er Adara davon überzeugen, dass er sich geändert hat und nun zu den Guten gehört. Und gute kann Abrogan jetzt brauchen. Denn nachdem das Rote Heer über es hinweggewalzt ist, schickt sich jetzt ein Schwarzes an, auch die Reste der Überlebenden auszulöschen.

Das Cover zeigt Skye, die Hauptstadt Abrogans. Das Bild ist eine Mischung aus gemalter Landkarte und gebauter Stadt. Ich finde es wunderbar für das Buch gewählt, da er für mich eine Mischung aus Unwirklichkeit und Greifbaren zeigt. Eine Mischung, die das Geschehen perfekt widerspiegelt.

Die rubinrote Königin ist Teil drei einer wundervollen Serie über den Kartenzeichner Wexford Stoli und das Land Abrogan. Bei jedem Band dachte ich, dass sich Royce Buckingham unmöglich noch steigern kann, aber irgendwie gelingt es ihm dann doch immer wieder. Vielleicht liegt es daran, dass er tief in seinem Inneren ein Kind geblieben ist und das mit seinen Lesern teilt. Er nimmt uns mit in eine Welt, die phantastischer nicht sein könnte. Verspielt und doch ernst, leicht und doch nachdenklich, phantastisch und doch real. Wenn sich Buckingham auf eins versteht, ist das definitiv Gegensätze zu leben und mich damit zu verblüffen.

Sein Schreibstil zeichnet sich durch packende Spannung aus, die sich konstant das gesamte Buch hoch hält. Ein Ereignis jagt das nächste und ließ mich kaum zur Ruhe kommen. Nicht nur das, auch permanente Szenenwechsel hielten die Spannung aufrecht und machten es mir schwer, das Buch zur Seite zu legen. Dazu kamen dann noch die bildgewaltigen Schilderungen des Autors, die seine Welt Abrogan vor meinem inneren Auge entstehen lassen. Abrogan ist eine Welt, die in vielen Dingen der unseren gleicht und doch ganz verschieden ist. Die Gebäude sind etwas anders, genau wie die Wälder und Berge, die Menschen, Wesen und Tiere. Eine völlig neue und sehr lebendige Welt, die mich fesselte und die ich mich sehr gerne entführen ließ.
Die Handlung fällt mir schwer zu beschreiben, da sie unglaublich vielfältig ist und immer wieder neue Richtungen einschlägt, mit der ich nie gerechnet hätte. Krieg, Fehden, persönliche Schicksale, Mythen und Magie; alles ist vertreten und doch wirkt das Geschehen nicht unstrukturiert oder verworren, sondern komischerweise geradlinig und zielorientiert. Auch hier wieder eine Mischung, die der Autor zu lieben scheint.

Im Mittelpunkt der Geschehnisse stehen Vill Magnan und Adara. Beide waren lange Zeit im Schleier gefangen und sehen sich plötzlich ihrer Heimat gegenüber, die sich ohne sie weiterentwickelt hat. Freunde, Familie und Bekannte sich gestorben und nichts außer sich selber hält die Verbindung zur Vergangenheit. Doch während Adara nur für ihren Hass auf Vill zehrt, da dieser ihre Volk abgeschlachtet hat, beginnt für Vill ein neues Leben. Denn in der Zeit vor dem Schatten, war er ein Massenmörder und Schlächter. Doch als die Dunkelheit ihn frei ließ, ließ sie auch den Schatten von seiner Seele aufheben und Vill bekommt seine Menschlichkeit zurück. Die Entwicklung und wie es ihm geht mit all dem Wissen um seine Gräueltaten, ging mir nah und ich konnte eine tiefe Verbundenheit zu diesem wirklich außergewöhnlichen Charakter aufbauen. Adara gefiel mir auch sehr gut, wirkte lebendig und lebensnah, aber ich glaube, dass Royce Buckingham in Vill Magnan all sein Herzblut und seine Fähigkeiten gelegt hat.
Mein kleines persönliches Highlight war natürlich das Wiedersehen mit dem Kartenzeichner Wexford Stoli und seinen Kühen. Im ersten Teil hat er mir mein Herz gestohlen und seither nimmt er einen Platz ein, den ihm niemand mehr nehmen kann.

Mein Fazit

Die rubinrote Königin ist ein wahres Meisterwerk von der ersten bis zur letzten Seite!