Sieben Jahre sind vergangen.

Sieben Jahre, in denen die Erde mit der atomaren Verseuchung zurecht kommen musste und die Menschheit sich in ihr Schicksal ergeben hat. Und viele haben sich ergeben, aber einige Wenige haben die Kampf aufgenommen und wollen sich ein neues, lebenswertes Leben aufbauen.
Unter ihnen die junge Swan, die die Gabe hat, Leben zu schenken. Doch ihr gegenüber steht das Ur-Böse, dass das Leben auf der Erde endgültig vernichtet sehen möchte.

Mitten auf dem Cover prangt Swans Gesicht. Ebenmäßig, wie gemeißelt, ohne Lug und Trug. Ein offenes Gesicht, welches von Hoffnung und Leben, aber auch von Enttäuschung spricht. Unter ihr, mehr im Verborgenen ist ihr bösartiger Widersacher zu sehen. Mörderisch und gewalttätig sieht er jeden an, der es wagt, den Blick in seine Richtung zu wenden; mit einem Versprechen auf einen schmerzvollen Tod.
Auf mich wirkt das Bild eindringlich, aber wenig ansprechend. Es war bestimmt kein Grund, warum ich zu diesem Buch gegriffen habe, auch wenn es nicht schlecht gewählt ist. Für meinen Geschmack ähnelt es einfach zu sehr Band eins und hebt sich zu wenig ab.

Wie habe ich mich auf den zweiten Band von Swans Song gefreut! Und doch hatte ich zugleich Angst, ob es an den ersten Teil wirklich heran kommen kann. Um es kurz zu machen: Nein, Teil zwei kommt nicht an den ersten heran! Es übertrifft ihn noch! Robert McCammon hat eine solche Kraft, eine ungezügelte Spannung, eine ungezähmte Energie in seinen Worten, dass sie das Buch förmlich zu sprengen drohen. Selten gibt es Werke, in denen der Spannungsbogen durchgehend so straff gespannt ist, dass er über das gesamte Buch hält, aber dies hat der Autor hier mehr als bravourös gemeistert. Immer wenn ich dachte, dass es nicht noch packender werden kann, oder ich die einzuschlagende Richtung endlich durchschaut hatte, ging McCammon wieder einen völlig anderen Weg.
Die Welt ist nach einem atomaren Krieg völlig verwüstet und die Menschheit kämpft um ihr Überleben. McCammon hat das Rad damit bestimmt nicht neu erfunden, aber die Umsetzung ist einfach grandios gelungen! Nur die Starken haben den Krieg und die Nachwirkungen überlebt, auch wenn den meisten Überlebenden gar nicht bewusst ist, was sie da überhaupt leisten. Die Widrigkeiten, mit denen sie zu kämpfen haben, sind sehr anschaulich dargestellt und machten mir Angst. Die Natur steht kurz vor dem Exitus, da die Sonne nicht mehr scheint und sie sich durch die Strahlung verändert hat. Das geschilderte Elend ist unvorstellbar und ging mir sehr nah. Allerdings beschreibt der Autor es zum Glück nicht so tiefgehend wie in einem Roman, sondern bleibt der Horror-Schiene treu, so dass es mir möglich war, einen gewissen Abstand zu den Geschehnissen zu halten und mich nicht zu tief hineinziehen zu lassen. Eine Mischung aus Abscheu und Lebenswillen.

Im Mittelpunkt steht auch diesmal wieder die junge Swan. Mittlerweile zur jungen Frau gereift, sieht sie sich einer Welt gegenüber, die sie einfach nicht verstehen kann. Sie hat ein sehr weiches Herz und sieht nicht nur in den Menschen, sondern in allem was ihr begegnet, nur das Gute. Diese Einstellung fand ich bewunderns- und beneidenswert. Die Entwicklung die sie machte, beobachtete ich voller Staunen und zugleich mit atemloser Spannung. Auf der einen Seite ist Swan nur ein junges Mädchen, dass leben, lachen, lieben will; in einer Welt, in der genau diese Eigenschaften fast verloren gegangen sind. Und auf der anderen Seite schenkt sie Hoffnung und auch Leben.
An ihrer Seite befinden sich die unterschiedlichsten Helfer. Die, die sie schon seit der Katastrophe begleitet haben, aber auch neue Freunde stehen an ihrer Seite, die ihre Kraft erkennen können.

Mein Fazit
Ein Buch wie eine Urgewalt! Ein Muss für jeden Horror-Fan!