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Moore, Ward

Der grosse Süden

  • Autor:Moore, Ward
  • Titel: Der grosse Süden
  • Serie:
  • Genre:SF
  • Einband:Taschenbuch
  • Verlag:Heyne
  • Datum:00 -
  • Preis:18.90 DM

 
»Der grosse Süden« von Moore, Ward


Besprochen von:
 
S.B. Tenz
Deine Wertung:
(4)

 
 
>In der letzten großen und entscheidenden Schlacht im amerikanischen
Bürgerkrieg , versetzen die Südstaaten, unter dem Befehl
von General Lee, dem Norden den endgültigen Todesstoß. Die
Schlacht um Gettysburg entscheiden die Konförderierten für sich
und gedemütigt ziehen sich die Unionstruppen zurück.
Ein anderes Amerika entsteht und wird zur Heimat des jungen Hodge Backmaker.
Mit 17 Jahren verläßt er seinen Heimatort in der Provinz und
geht nach New York, um dort mehr über die Geschichte seines Landes
zu erfahren und zu lernen. In seinen Adern fließt das Blut eines
Historikers und Dank seiner autodidaktischen Fähigkeiten, lernt er
sehr schnell und nutzt jede Gelegenheit sein Wissen zu erweitern.
Das Leben im verarmten Norden ist nicht einfach. Hohe Reparationszahlungen
an die reichen Großgrundbesitzer des Südens treiben den Norden
unweigerlich in den Ruin. Die meisten Menschen begeben sich in eine Kontraktknechtschaft,
eine moderne Form der Sklaverei. Andere resignieren und investieren in
die Lotterie, in der Hoffnung auf den Hauptgewinn.

Hodge Backmaker aber geht einen ganz anderen Weg. Er findet eine Anstellung
in einem bescheidenen Buchladen. Im Laufe der Jahre eignet er sich, mit
der ihm zur Verfügung stehenden Literatur, ein enormes Wissen an.
Unfreiwillig gerät er dabei in die politischen Machenschaften einer
Untergrundbewegung, welche sich "Die Große Armee" nennt.
Schnell begreift er, daß seine liberale Einstellung, nicht überall
auf Verständnis stößt. Selbst seine erste große
Liebe scheitert auf Grund seiner freundschaftlichen Beziehung zu einem
Farbigen.

Nach einigen Jahren verläßt Hodge Backmaker schließlich
den Ort seiner ersten Studien. Ein Team, bestehend aus exzellenten und
ebenso exzentrischen Wissenschaftlern, wird auf ihn aufmerksam und ist
begeistert von seinen Fähigkeiten als Historiker. Er reist zu ihrem
Institut und wird Mitglied einer obskuren Gesellschaft, deren Mitglieder
sich von der Außenwelt völlig zurückgezogen haben. Hodge
verliebt sich in eine begnadete Wissenschaftlerin und wird in den nun
folgenden Jahren Zeuge eines unglaublichen Projektes. Der Entwicklung
einer Zeitmaschine.
Der Traum eines jeden Historikers scheint für ihn in Erfüllung
zu gehen. Als Augenzeuge über die vergangene Geschichte zu schreiben,
dabei historische Personen zu belauschen und das alles aus der Perspektive
eines späteren Zeitalters.
Schließlich reist er zurück ins Jahr 1863, versteckt sich in
der Nacht zum 4.Juli in der Nähe von Gettysburg, um als stiller Beobachter,
der alles entscheidenden Schlacht beizuwohnen.
Ein Spähtrupp der Konförderierten entdeckt ihn. Das hat fatale
Folgen....
Ward Moore, 1903 in New Jersey geboren, beschäftigte sich
eigentlich nur am Rande mit Science Fiction. Um so faszinierender ist
die Tatsache, daß er diese Geschichte schon 1953 unter dem Originaltitel
"Bring the Jubilee" veröffentlicht hat.
Wer weiß, vielleicht inspirierte ihn auch ein Klassiker wie, "Die
Zeitmaschine", von H.G.Wells. Mit seiner Erzählung gelingt es
dem Autor zudem, ein bemerkenswertes Beispiel, der sogenannten Parallel-
oder Alternativweltromane zu schaffen.
Ward Moore stirbt 1978 und hinterläßt mit "Der Große
Süden" einen der bedeutendsten Klassiker der amerikanischen
Science Fiktion.
Der Roman besticht durch seine überaus gelungenen und auf
hohen Niveau stattfindenden Dialoge. Die Personen wirken glaubhaft und
dadurch sehr lebendig. Das Lesen wird zum Vergnügen und man möchte
das Buch nicht mehr aus den Händen legen. Ein düsteres Bild
über ein fiktives Amerika, wie es hätte sein können, wäre
der Süden tatsächlich als Sieger aus dem Sezessionskrieg hervorgegangen.
Fazit: Ein überaus unterhaltsamer und anspruchsvoller Roman,
dem die so oft gestellte Frage "Was wäre wenn...??", zu
Grunde liegt. Auch die Entwicklung Europas wäre sicherlich anders
verlaufen, würde es die Vereinigten Staaten wie wir sie heute kennen,
in dieser Form nicht geben. Der Roman wirft am Ende Fragen auf, die Raum
für unendlich viele Spekulationen eröffnen und den Leser noch
lange beschäftigen werden. Wären Zeitreisen ein Segen oder der
Untergang für die Menschheit?
Ward Moore kann mit seinem Buch diese Frage nicht beantworten, jedoch
gelingt es ihm, den Leser in eine phantastische Welt zu entführen
und außerdem einem philosophischen Anspruch gerecht zu werden.
Ein großartiger Roman, der auch 48 Jahre nach seiner Erstveröffentlichung,
nichts von seiner Faszination eingebüßt hat.

Ich bewerte dieses zeitlose Werk mit 8.
S.B.Tenz!
 


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