Michaelbrent Collings
Darkbound - Bestrafte Seelen
Buchlisten
»Darkbound - Bestrafte Seelen« von Michaelbrent Collings
Früher Morgen in New York. Sechs völlig unterschiedliche Menschen warten auf ihre U-Bahn. Die Bahn kommt, sie steigen ein und eine Fahrt in die Abgründe der menschlichen Seele beginnt. Wie viel Grauen kann man ertragen, ohne den Verstand zu verlieren? Wer stirbt zu erst?
Das Cover zeigt die Rückansicht eines Zuges . An das Fenster presst sich der Kopf und die Hände einer Gestalt. Der Mund ist panisch zu einem Schrei geöffnet, während die Hände versuchen, Halt oder besser gesagt Hilfe zu finden. Ich finde das Bild gut zu Titel und Inhalt des Buches gewählt.
Michaelbrent Collings schildert einen x-beliebigen Morgen an einer New Yorker U-Bahnhaltestelle. Die Menschen, die auf ihren Zug warten, sehen sich, nehmen sich zur Kenntnis, taxieren einander und stecken sich in die unterschiedlichsten Schubladen, auf Grund des jeweiligen Äußeren. So normal wie immer und ich denke, dass jeder Leser dies völlig nachvollziehen kann. Wer von uns stand nicht schon mal beobachtend an einer Haltestelle? Natürlich schob mich der Autor gedanklich direkt in das Kastendenken hinein, was mich allerdings nicht störte, sondern ich ließ mich einfach treiben. Jim, ein normaler Durchschnittsamerikaner; Adolfa, eine spanische Oma; Freddy, der Perverse, der Pädophile; Karen, die gutaussehende Karrierefrau; Xavier der Ghetto-Gangster und schließlich Olik, der russische Killer. Sechs Menschen, die nichts, einfach gar nichts verbindet, außer, dass sie sich zur gleichen Zeit am Bahnsteig befinden und in den Zug einsteigen, der ihr Leben verändern wird. Schnell wird den sechs Menschen klar, dass der Zug ins Nirgendwo fährt und in dem Abteil der Tod auf sie wartet. Ein Tod, den der Autor gekonnt ausschmückt und stellenweise so detailliert schildert, dass sich mir der Magen hob. Bisher kannte ich blutrot, aber Collings hat einen schier unerschöpflichen Vorrat an Blutfarben, die ich noch nie gesehen oder gelesen habe. Die Vielfältigkeit verblüffte mich von Seite zu Seite mehr.
Die Handlung an sich kreist in einem Universum, dass sich meiner Vorstellungskraft entzieht. Zum Glück. Gepeinigte Seelen, die um ihr Leben kämpfen und dies auf eine Art, die mich an der geistigen Gesundheit des Autors zweifeln ließen. Selten habe ich Gewalt und Brutalität so komprimiert gesehen.
Die Charaktere sind zu Beginn des Buches sehr unterschiedlich und kratzten an meiner Neugierde. Doch nach dem ich feststellte, dass sie keinerlei Ähnlichkeit mit mir bekannten Menschen aufweisen, ließ ich sie - gedanklich unkommentiert - einfach an mir vorbei rauschen. Wie der Zug, in dem sie gefangen sind. Ich konnte und wollte keine Beziehung mit ihnen aufbauen. Im Nachhinein bin ich dankbar, dass Michaelbrent Collings seine Protagonisten so weit von der Realität entfernt kreiert hat, da so das Grauen des Buches nicht auf mich übergreifen konnte. Die innere Reise fand ich nicht interessant, sondern einfach nur erschreckend, oder besser gesagt abschreckend.
Mein Fazit
Ein Buch, bei dem man ein starkes Nervenkostüm braucht.