Zoran Drvenkar Der letzte Engel 1
Der letzte Engel
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»Der letzte Engel« (Der letzte Engel 1) von Zoran Drvenkar
Modernes Mädchen
Anfang des 19. Jahrhunderts: im Eis der Arktis werden zwei Skelette gefunden, ein männliches und ein weibliches – und zwei Paar Engelsflügel. Die Wissenschaft in der damaligen Zeit ist verblüfft. Gibt es Engel wirklich? Und so wie es aussieht auch Engellinnen?
21. Jahrhundert: ein Mädcheninternat wird überfallen und die Bewohner brutal ausgerottet , nur ein Mädchen kann mit einer Gouvernante fliehen: Mona, die bei Berührung anderer Menschen deren Erinnerungen sehen kann. Schnell geraten beide in Gefahr, werden von skrupellosen Organisationen gehetzt und gejagt. Mona gelingt es mit ihrer Gabe einen Engel aus der Vergangenheit herbeizurufen, der ihr fortan zur Seite steht und hilft. Unfassbares ist geschehen, sie sind alle Opfer einer Versuchsreihe geworden und jemand versucht, das zu vertuschen. Mit allen Mitteln…
Anfangs war das Buch sehr schwer zu lesen, weil die Perspektive sich ständig änderte, in jedem Kapitel neue Personen auftauchten , die mit der vorigen Handlung erst einmal nichts zu tun hatten und die Handlung immer wieder in der Zeit hin und hersprang. Zudem erschwerte das Leseverständnis, dass fast alle Handlungen erst einmal vorweggenommen und erst einige Seiten später genauer erzählt wurden. So muss man sich auf den ersten 100 Seiten schon sehr gut konzentrieren, ständig meint man, man habe etwas überlesen. Kommt man mit dieser Art zu schreiben aber erst einmal zurecht entfaltet sich der volle Reiz des Buches.
Mit dem Klappentext: „Motte ist 16 als der Tod an seinem Fenster kratzt und er die Nachricht bekommt : „sorry für die schlechte Nachricht, wenn du aufwachst bist du tot““ hat das Buch wenig zu tun. Motte bekommt in dem Buch eigentlich nur ein paar Seiten für sich, der Rest dreht sich um andere Personen. Mona, die russischen Gräfinnen Pia und Natascha, den undurchsichtigen Lazar, die geheimnisvolle Bruderschaft, Mottes Vater und Großvater und sogar die Brüder Grimm bekommen ihren Anteil.
Nach und nach enthüllt sich eine fantastische Geschichte, wie es auch die Brüder Grimm nicht hätten besser hinbekommen können . Die Flügel erweisen sich als Schlüsselrolle und die sogenannte Familie enthüllt ein Geheimnis um Experimente wie sie grausamer nicht sein könnten. Für ein Jugendbuch finde ich die Handlung fast schon etwas komplex und verwirrend.
Noch ein Wort zum sprachlichen Ausdruck des Buches, der mich sehr überrascht hat . Sehr poetisch sind manche Seiten „Von draußen starrte mich die Dämmerung mit einem halb geöffneten Auge an“ aber auch humorvoll, als Motte entdeckt, dass Engel wohl geschlechtslos sind, oder als der Zar im Ruderboot süffisant erklärt, warum sie keine Ruder mehr haben. Und auch ganz Alltägliches, als Mona Hunger auf Schokolade und Cola hat. Diese Mischung ist perfekt gelungen und hat mich sehr begeistert.
Der Satz „Ende des ersten Buches“ lässt auf einen Folgeband hoffen, denn es bleiben doch noch einige Fragen ungelöst wenn man das Buch zuschlägt .
Fazit: ein Buch, auf das man sich einlassen muss. Keins, das man mal eben so im Vorübergehen lesen sollte, denn nur dann erkennt man dessen wahres Potenzial.