Thomas Finn
Weißer Schrecken
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»Weißer Schrecken« von Thomas Finn
1994
Andreas folgt einer wie aus dem Nichts erscheinenden Schneespur. Am Ende angekommen steht auf einer Scheibe geschrieben: Du bist tot.
Robert kümmert sich um seine alkoholkranke Mutter. Als er den Fernseher ausmachen will, schaltet dieser sich immer wieder ein. Auf allen Programmen erscheint Schnee und ein unheimlicher Mann schält sich aus dem Bild hervor. Er trägt ein Bischhofskostüm und ähnelt Robert auf unheimliche Weise.
Niklas findet in seinem Bett ein Kissen. Das Kissen, mit dem seine Mutter vor Jahren versucht hat, ihn zu ersticken. Dieses hatte er jedoch im Wald vergraben. Zudem sieht er auf dem Freidhof Geister von längst verstorbenen Kindern.
Die Zwillinge Elke und Miriam spielen Eishockey mit ihren Freunden auf einem See. Als der Puck ins Aus rutscht, rast Elke hinterher und stürzt aufs Eis. Sie entdeckt unter der Eisdecke eine Leiche, die auf unheimlicher Weise ihr Gesicht trägt.
Nikolaus, mit eine der schönsten Zeiten im Jahr für die Kinder von Perchtal. Weihnacht rückt in Greifbare Nähe, der Schnee verheißt Spiel und Spaß und der alljährliche Perchtlauf rückt näher. Ein Erlebnis für Groß und Klein, auf das sich die Gemeinde ein ganzes Jahr freut. Doch dieses Jahr ist etwas anders. Das Böse ist erwacht und keiner scheint aus dem eingeschneiten Ort entkommen zu können.
Jahre später
Andreas ist mitlerweile Arzt für Ärzte ohne Grenzen geworden. Die fünf Freunde haben sich zerstreut und seit den damaligen Ereignissen auch keinen Kontakt mehr. Doch nun zieht es sie, passend zu Nikolaus, zurück in ihr Heimatdorf Perchtal. Das Böse erwacht auf's Neue...
Das Cover zeigt das vor Schreck und Grauen aufgerissene Auge einer Leiche. Die blaue Pupille ist von Eis überzogen, an den Wimpern schimmern Eiszapfen, Schneeflocken rieseln nieder. Das Bild wurde passend zu Titel und Inhalt des Buches gewählt und gefällt mir ausgesprochen gut. Zusammen mit dem Klapptext, der Unheimliches verspricht, ein absoluter Kaufgarant!
Thomas Finn ist ein absolut grandioses Werk gelungen! Von der ersten Seite an, hielt er mich in einem Klammergriff des Grauens. Temporeich, spannend, aber sehr gut durchstrukturiert baut er seinen Roman auf. Er springt zwar zwischen Damals und Heute hin und her, aber dies so geschickt, dass ich nie den Faden verlor und das Buch in vollen Zügen genießen konnte.
Interessant fand ich, dass Finn alte Legenden eng mit der Wirklichkeit verknüpfte. So verwischt sich unmerklich die Grenze zwischen Realität und Fiktion, was dem Buch eine unheimliche Glaubwürdigkeit verlieh, der ich mich einfach nicht entziehen konnte. Ich saß häufiger da und dachte "Ach, ist eh alles nicht echt!" aber wenn man einige Begebenheiten nachschlägt, findet man vieles wieder. Und jede Legende hat einen wahren Kern...
Seine Protagonisten schildert der Autor authentisch und lebensnah. Begeistert hat mich, dass Finn mit den fünf Freunden eine starke Gemeinschaft erschuf, aber jede Person für sich absolut stark und eigenständig beschrieb. Während der eine schüchtern aber hoch intelligent ist, ist der andere mutig aber bequem. Selbst die Zwillinge unterscheiden sich von einander und wurden zu eigenständigen, starken Persönlichleiten. Ich merkte deutlich, dass Thomas Finn in seine Charaktere Herzblut investiert hat! Die Angst, die die Freunde schnell in ihren Klauen gefangen hälte, löst einen Fluchtinstinkt aus, gegen den sie sich jedoch wehren und als starke Gemeinschaft kämpfen.
Mein Fazit
Unheimlich, grausam, schockierend... von der ersten bis zur letzten Seite Spannung pur. Nikolaus werde ich nie wieder mit den gleichen Augen sehen können!