Suzanne Young
Du. Wirst. Vergessen.
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»Du. Wirst. Vergessen.« von Suzanne Young
Eine Selbstmord-Epidemie unter Jugendlichen hält die Welt in Atem. Einer von dreien beendet sein Leben. Und es wären wohl noch mehr, wenn die Regierung nicht Das Programm ins Leben gerufen hätte. Hier werden infizierte Jugendliche zurück ins Leben geführt. Mit 100% Erfolg!
Doch die Rückkehrer sind verändert. Sie können sich an nichts mehr erinnern. Keine Freunde, keine Liebe, keine Ereignisse. Alles ist weg und sie sind wie leere Hüllen.
Mit dieser ständigen Angst müssen Sloane und James leben. Bis James eines Tages von den Betreuern abgeholt und ins Programm gebracht wird. Sloane bricht zusammen...
Das Cover zeigt ein Mädchengesicht . Sie blickt irgendwie leer. Nicht wütend, nicht ängstlich, nicht fröhlich oder verzweifelt. Trotzdem wirkt ihr Blick eindringlich und berührte mich. Es passt nicht nur sehr gut zu Titel und Inhalt des Buches, sondern gab zusammen mit dem Klapptext auch den Ausschlag, dass ich zu diesem Buch gegriffen habe.
Suzanne Youngs Roman beginnt spannend, steigert sich immer weiter und explodiert förmlich in einem atemlosen Finale. Es ist unglaublich, wie straff sie den Spannungsbogen spannt und diesen auch das gesamte Buch über halten kann. Nicht nur durch das hohe Erzähltempo erreicht Young dies, sondern auch durch die beklemmende Atmosphäre, die dem Werk zu eigen ist. Zeitlich spielt das Buch in unserer heutigen Zeit einzuordnen, aber durch die permanente Überwachung kommt man sich ins Mittelalter geschleudert vor. Jeder bespitzelt jeden, die Nachbarn beobachten dich auf Fehlverhalten und ob ein Freund ein Freund ist, scheint fraglich. Jedenfalls für Jugendliche unter 18 Jahre. Sehr erschrecken fand ich, dass sie sich noch nicht mal bei ihren eigenen Eltern Hilfe holen konnten, sondern selbst bei ihnen damit rechnen müssen, an Das Programm ausgeliefert zu werden. Dies schildert die Autorin dermaßen lebendig und glaubwürdig, dass ich mich dem nicht entziehen konnte. Young balanciert nicht am Rande der Glaubwürdigkeit, sondern ist mittendrin.
Für einen außenstehenden Betrachter ist das Programm der Regierung zur Rettung der Jugendlichen vor Selbstmord, ein Geschenk des Himmels. Weist einer ein Traumata oder Depressionen auf, geht er für sechs Wochen in die Klinik und kommt als neuer Mensch, ohne jegliche Vorbelastungen wieder. Doch wer sich die Mühe macht, hinter den schönen Vorhang zu spähen, sieht ein Reich der Finsternis. Den Jugendlichen werden alle Erinnerungen geraubt und was macht uns Menschen zu Menschen, wenn nicht die Erinnerungen? Etwas schade fand ich, dass ich, genau wie die Protagonisten, ständig im Dunkeln tappte, woher die Epidemie kommt und was der Auslöser war.
Nicht nur lebensnah und authentisch wirken die Protagonisten von Suzanne Young, sondern auch sehr lebendig. Durch sehr tiefe Einblicke in ihre Seele, konnte ich mich sofort mit ihnen identifizieren und ihre Handlungen nachvollziehen. Ich fühlte mich mit ihnen verbunden und stand ihnen nah.
Die junge Sloane musste in ihrem Leben schon einiges ertragen: Der Selbstmord ihres Bruders und wie daraufhin ihre Familie zerbricht, Freunde werden ins Programm gezwungen und kehren als Fremde wieder, ständige Beobachtung. Sloane würde vermutlich an alldem einfach zerbrechen, wenn nicht James, ihre große Liebe ihr zur Seite stehen würde. Junge sind die beiden und Lebenserfahrung haben sie auch nicht; trotzdem scheint es, wie wenn hier zwei Seelenverwandte aufeinander treffen. Die beiden agieren wie eine Person miteinander, ergänzen sich und sind trotzdem eigenständige Persönlichkeiten. Nur bei James ist es Sloane möglich, ihre wahren Gefühle zu zeigen, ohne Angst, verraten zu werden. Ich konnte es mir nur schwer vorstellen, was für ein Druck auf ihr lastet und wie schwer das Leben für sie geworden ist. Dass sie nicht einfach zerbricht, ist unglaublich. Dies wirkt zum Glück nicht überzogen, sondern einfach menschlich.
James ist für Sloane der Fels in der Brandung. Mit lockeren Sprüchen muntert er sie auf und ist einfach für sie da. Doch in ihm drin sieht es ganz anders aus. Auch er kann dem permanenten Druck nicht standhalten und scheint zu zerbrechen.
Mein Fazit
Stark, spannend, lesenswert! Ein Roman, der unter die Haut geht!