Stephen King
Revival
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»Revival« von Stephen King
1962: Jamie Morton ist 6 Jahre alt, als er Reverend Charles Jacobs das erste Mal trifft. Der junge Prediger hat gerade sein Amt in der kleinen Gemeinde Harlow angetreten und wird schon bald von allen Gemeindemitgliedern geliebt. Bis er nach dem schrecklichen Unfalltod seiner Frau und dem kleinen Sohn an seinem Glauben (ver)zweifelt und nach einer fast schon gotteslästerlichen Predigt sein Amt verliert. Jamie ist untröstlich, seinen erwachsenen Freund zu verlieren. 20 Jahre später – Jamie ist als Musiker mehr oder weniger erfolgreich und inzwischen drogenabhängig – kreuzen sich ihre Wege erneut. Jacobs tritt auf Jahrmärkten mit wundersamen Elektrizitätsshows auf und rettet Jamie mit einem Experiment das Leben. Fortan ziehen sie gemeinsam über die Jahrmärkte, doch nach einiger Zeit trennen sie sich. In den folgenden Jahren verfolgt Jamie das Leben des ehemaligen Predigers, der sich inzwischen als Wunderheiler einen Namen gemacht hat. Und ihre gemeinsame Geschichte geht weiter und endet in einem finalen Experiment, das mehr als nur gefährlich ist.
Wie man es von Stephen King kennt, beschreibt er detailreich die Begebenheiten und Charaktere. Ich lernte Jamie und seine Familie kennen, Charles Jacobs, seine Frau Patsy und den kleinen Morrie. Begleitete Jamie auf seinem Weg als Jugendlicher, Erwachsener, während seiner ersten Liebe und seiner Drogensucht. Immer wieder erfuhr ich auch vom Leben des Reverend. Das ist eigentlich etwas an Kings Schreibstil, dass mir sehr gut gefällt: Die Möglichkeit, langsam eine Beziehung zu den Protagonisten aufzubauen und die sich langsam steigernde Spannung.
Leider ist ihm Letzteres in meinen Augen bei „Revival“ nicht gelungen. Dadurch, dass die meiste Zeit über Jamie im Vordergrund stand, blieb der Reverend mit seiner „geheimen“ Elektrizität und den fortschreitenden Experimenten zu sehr im Hintergrund. Die ganze Zeit über fehlte mir der rote Faden der Geschichte und die eigentliche Handlung. Erst ab Seite 400 gibt es eine Richtung, eine Ahnung, wohin das Ganze führen wird und hier wird es dann auch endlich spannender.
Der Schluss – der eigentliche Showdown – war für mich unbefriedigend. Andere Rezensenten ziehen hier Vergleiche zu Werken von Lovecraft (das kann ich nicht beurteilen, von ihm habe ich nach wie vor noch nichts gelesen), aber ich hätte eine ganz andere Richtung erwartet. Highlight war für mich dann das „Nachwort“; die Geschehnisse nach dem finalen Experiment, die mich doch etwas nachdenklich zurückgelassen haben.
Sprachlich allerdings hat mir das Werk trotzdem sehr gut gefallen. Ich finde, dass King in seinen alten Büchern stellenweise recht vulgär wirkte. Was für mich nicht nachteilig ist, es ist halt einfach so. Doch in den letzten Büchern ist mir öfter aufgefallen, dass er sich sprachlich weiterentwickelt hat und mich daher beim Lesen sehr viel mehr fesselt. Auch mag ich es, dass er immer wieder versteckt auf seine anderen Werke hinweist.
Fazit:
Nach meiner Begeisterung über „Mr. Mercedes“ und „Der Anschlag“ hat mich „Revival“ leider ein wenig enttäuscht. Ich würde eigentlich nur 2,5 Sterne vergeben, aber da King seit meiner frühen Jugend zu meinen Lieblingsautoren zählt, gibt es 3.