Stephan Russbült
Lord Limbus
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»Lord Limbus« von Stephan Russbült
Reuben Tant hat sich in das kleine Dorf Frostkrone zurückgezogen, nachdem er das Wohlwollen des Herrschers von Klippenthron verloren hatte. Mit seinen Zaubern half er nun den Dorfbewohnern, ohne dass er ihnen seine wahren Kräfte offenbarte. Er wollte nur noch seine Ruhe in diesem friedlichen Dorf. Doch eines Tages überfielen die barbarischen Vaarlaker seine Heimat, sein friedliches Dorf wurde zerstört und die Einwohner getötet – auch er. Dreißig Jahre später erwacht er halb verwest als Untoter im Limbus, dem Ort der von den Göttern Vergessenen wieder auf. Er hat noch einige seiner magischen Fähigkeiten behalten, auch wenn sie jetzt manches Mal andere Effekte haben als früher. Mit ihrer Hilfe weckt er die toten Einwohner von Felskrone auf und marschiert mit seiner Armee von Untoten in einen Rachefeldzug. Er begegnet dabei bald seinem Feind Hassbar, dem Mitas Kar. Hassbar ist der Anführer der Vaarlaker. Er kann traumwandeln und so mögliche Zukünfte erkennen. Im Traum erkennt er, dass ihm aus Felsenkrone Unheil droht von einem Gegner, den die Götter vergessen haben.
Seit der Eroberung durch die Barbaren sind alle Einwohner des Landes ab der Geburt Sklaven. Der 13jährige Jakob wird auf dem Sklavenmarkt vom alten Callum gekauft, der bereits das Mädchen Ava aus dem Los als Kindersklavin befreit hat. Callum spricht mit unterschiedlichen Stimmen und hat offensichtlich auch magische Fähigkeiten.
Die Geschichte, die uns Stephan Russbült erzählt, handelt von der Rache des Reuben Tant an den Vaarlakern, von der schicksalhaften Rolle Callums und der beiden Kinder und vom großen Irrtum Hassbars, der seinen Gegner falsch einschätzte. Am Ende erleben wir dann noch eine Überraschung.
Kommentar
Bereits in anderen Büchern von Stephan Russbült waren die Hauptfiguren sympathisch, hatten aber auch ihre dunklen Seiten. In Reuben Tant spiegeln sich diese beiden Seiten beinahe perfekt. In seinem früheren Dienst als Magier des Königs musste er manche verwerfliche Tat begehen, um dessen Herrschaft zu sichern. In seinem Exil in Frostkrone kann er endlich auch seine andere, bessere Seite leben. In seinem Nachleben als Untoter vermischen sich diese beiden Aspekte seines Charakters. Er hat schon seine Schwächen, dieser Reuben Tant, er ist auch als Untoter ein wenig eitel. Schließlich hängt man ja an seinen letzten Fleischstücken und will nicht, dass jeder dahergelaufene Hund sie frisst. Reuben ist rachsüchtig, starrsinnig und willig, seinen Weg bis ans Ende zu gehen. Der Autor hat hier einen interessanten Charakter erschaffen, dem ich mich schnell verbunden fühlte.
Auch das Rätsel um Callum und die beiden Kinder ist geschickt konstruiert. Jakob und Ava selbst bleiben ein wenig blass, obwohl ihnen eine große Aufgabe zukommt. Hassbar hingegen, der oberste Magier und Anführer der Vaarlaker, ist richtig böse. Man gönnt ihm alles Schlimme, was unaufhaltsam auf ihn zu kommt.
Fazit
Alles in allem eine flüssige Geschichte mit einem Russbült-typischen Hauptcharakter und einigen originellen Wendungen, in der auch der Humor nicht zu kurz kommt. Ein wenig mehr Tempo in einigen Passagen hätten den Lesespaß noch etwas erhöht und etwas mehr Charakterzeichnung bei Jakob und Ava wäre auch förderlich gewesen. Aber das wird fast zur Gänze durch die Zeichnung Reubens ausgeglichen, dem am Ende noch eine böse Überraschung bevorsteht. Ein schönes Buch mit einem neugierig machenden Cover und einer gut zu lesenden Geschichte.