Robert M. Talmar
Der verlorene Brief
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»Der verlorene Brief« von Robert M. Talmar
Der verlorene Brief beginnt da, wo der vergessene Turm geendet hat. Die Freunde trennen sich und machen sich auf, die Bewohner des Hügellandes vor der drohenden Gefahr zu warnen. Ein schwieriges Unterfangen, mag doch kaum einer der friedliebenden und gemütlichen Bewohner glauben, dass sie ein großes Unglück treffen kann. Über 700 Jahre haben sie abgeschieden im Verborgenenen gelebt, fast vergessen von den Menschen, Elfen und Zwergen. Warum sollte sich das plötzlich ändern, nur weil ein paar junge und ungestüme Vahits von Tod und Gefahr reden? Die Aufstellung einer Vahitwehr gestaltet sich sehr mühsam und die Zeit rinnt den tapferen Helden durch die Finger.
Finn macht sich mit der jungen Tallia Goldammer auf in die abgelegen Gebiete. Dabei verliebt er sich in die junge und tapfere Frau. Als sie von einem haarigen Wesen entführt wird, unternimmt er alles um sie zu retten. Das Wesen entpuppt sich als ein Dwarg, Mitglied eines Volkes, das als ausgestorben galt. Der Zwerg ist mit seiner Himmelsbarke abgestürzt und braucht die Hilfe des jungen Finn, um sein Luftschiff wieder flott zu bekommen. Als er merkt, dass seine Feinde auch die Feinde der Vahits sind, beschließt er, sie in ihrem Kampf zu unterstützen.
Erst nach und nach erkennen die Gefährten den perfiden Plan des Feindes. Nicht nur das abgelegene Hügelland ist betroffen. Die erhoffte und erwartete Hilfe aus Revinore wird ausbleiben, denn das Königreich droht durch Verrat aus den eigenen Reihen an den Feind zu fallen. Die Mönche aus Circendil sind zu weit entfernt und können keine Unterstützung senden. Und die Feen kümmern sich nicht um das Unheil, dessen Auslöser sie vor Jahrhunderten waren. Ihre Weigerung, Lukather gehen zu lassen war die Ursache für seinen Hass auf die Bewohner dieser Welt. Und da er unsterblich ist, hatte er Äonen Zeit, seine Pläne und Strategien zu entwickeln und in die Tat umzusetzen. Kaum noch jemand erinnert sich an die damaligen Ereignisse. Auch Finn und seine Freunde wüssten nichts darüber, hätten sie nicht Circendil getroffen.
Es liegt nun an dem Kriegermönch Circendil, dem Helvogt Mellow, der jungen und tapferen Tallia Goldammer und dem Zwerg Glimfain, das Unheil abzuwenden. Die Vahits müssen sich ändern um zu überleben, doch die Illusion der Sicherheit ist schwer zu durchbrechen und die eingefahrenen Verhaltensweisen lassen sich nicht leicht ändern. Den Gefährten schlägt Unglauben und Misstrauen entgegen, teilweise sogar Ablehnung. Kaum ein Vahit glaubt ihnen, bis die ersten Craigs mit ihren Reitern am Himmel erscheinen und über die verstreuten Dörfer herfallen. Lieber geht man in den goldenen Henkel, trinkt ein süffiges Bier und redet sich in Rage. Neben den Schwierigkeiten, das Hügelland zu beschützen und zu verteidigen, müssen sich die Freunde auch persönlichen Problemen stellen und mit Verrat in ihren Reihen kämpfen. Aus den naiven, unbeschwerten jungen Männern und Frauen werden tapfere Krieger, die alles geben, um ihre Heimat zu schützen.
Kommentar:
Eigentlich mag ich das Buch nicht kommentieren, ich bin sogar erstaunt, dass ich eine halbwegs passable Inhaltsangabe zustande bekommen habe . Denn eigentlich passiert auf 400 Seiten: NICHTS.
Die Helden reisen hierhin und dorthin, sie trennen sich, treffen sich, kämpfen gegen die Craigs, trennen sich wieder, treffen sich wieder, treffen auf Craigs und so fort. Und auf ihren Wegen wird, wie schon in Band eins, jeder Pfad, jeder Baum, jeder Ast und jede Verzweigung beschrieben. Finn braucht vom Rand des Waldes bis zu seinem Elternhaus ( 100 Meter) tatsächlich ganze vier Seiten, im Haus sucht er über mehrere Seiten hinweg ein paar Sachen zusammen und sein Treffen mit dem Gesellen zieht sich ebenfalls über endlos erscheinende Seiten hin.
Dieses Treffen bringt zwar eine kleine Wendung in die Ereignisse aber auch diese Wendung bringt die Handlung nicht wirklich in Fahrt. Es ist ermüdend, die Essenz dieser Geschichte zu folgen, die Perlen, die durchaus vorhanden sind, zu finden und nicht aufzugeben.
400 Seiten passiert nichts, dann katapultiert der Autor den Leser auf 40 Seiten zu einem Höhepunkt, zu dem ihm niemand mehr folgen mag . Zu krass ist der Unterschied von den ersten 7/8 des Buches zu seinem plötzlichen Ende. Die Ereignisse überschlagen sich und zurück bleibt ein Leser, der nur fassungslos den Kopf schütteln kann. und sich fragt, was hier eigentlich wirklich passiert ist. Hat hier tatsächlich ein einziger Autor geschrieben oder hat zum Ende hin jemand anders die Federführung übernommen und die Handlung im Sauseschritt voran getrieben? Denn ist kaum zu glauben, dass es sich um denselben Autor handelt. Erst verliert er sich vielen kleinen Nebenhandlungen, beschreibt jeden Aspekt eines Baumes, eines Hauses oder eines Weges um plötzlich zum Schluss einen Endspurt hinzulegen, bei dem man bei einem Athleten nur an Doping glauben würde. Und das mit einer Brutalität, die ihresgleichen sucht und so gar nicht zu der bisherigen Erzählweise passt. Das mag so gewollt sein, um dem Leser den Kontrast zwischen Krieg und Frieden deutlich zu machen aber es ist wirklich zu unglaubwürdig.
Außerdem erinnern viele Aspekte der Handlung wieder an Herr der Ringe. Falls Robert Talmar gedacht hat, er kann es besser als Tolkien: Er kann es nicht. Ich bleibe beim Original und werde die nächsten Bände dieser Serie nicht mehr lesen. Zu mühsam ist es für den Leser, die Highlights zu finden und allem die volle Aufmerksamkeit zu schenken.
Fazit:
Eine Chance, die vertan wurde. Die Geschichte ist inhaltlich schön und fesselnd aber sie wird zu weitschweifig erzählt und es ist ermüdend, die ausgestreuten Brotkrumen im dichten Wald der Wörter zu finden.