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Michael Moorcock

Elric
Der Blutthron

  • Autor:Michael Moorcock
  • Titel: Der Blutthron
  • Serie:Elric
  • Genre:Fantasy
  • Einband:Taschenbuch
  • Verlag:Mantikore-Verlag
  • Datum:15 September 2016
  • Preis:14,95 EUR

 
»Der Blutthron« (Elric) von Michael Moorcock


Besprochen von:
 
Sachmet
Deine Wertung:
(5)

 
 
Zitat Seite 250
"Und Elric ist nicht der Einzige, der an seinen Fähigkeiten zweifelte. Manche sagten, er sei der Aufgabe nicht gewachsen, habe schwaches Blut, verminderte Stärke, schwache Augen und eine labilen Verstand, wie die sogenannten "Silbernen Herrscher", die weißhaarigen, rotäugigen Albinos, deren merkwürdiger Zustand sie von der langen Reihe von Herrscher und Herrscherinnen abhob."

Dieses Zitat umfasst und schildert das gesamte Schicksal des jungen Albinoherrschers. Er, der den Tod seiner Mutter zu verantworten hat, empfing nie die liebende Zuneigung eines Vaters Sedric. Elric ist nicht beliebt, er unterscheidet sich sowohl körperlich, als auch geistig und seelisch zu sehr von den Einwohner der Dracheninseln. Sein Cousin Yrkoon entspricht da schon eher den Vorstellungen eines mächtigen und starken Führers und es wird zu einem ewigen Machtkampf zwischen diesen beiden sehr gegensätzlichen Männern kommen. Viele Einwohner Imrryrs teilen die Ansicht Yrkoons, dass er der bessere Herrscher wäre, außer der Drachenführer Dyvim Tar und die liebliche Cymoril, die den Albino liebt. Umso tragischer, dass sie die Schwester des jähzornigen Yrkoon ist.
Dennoch kämpf und überlebt der Albinoherrscher, auch wenn damit einen Pakt mit den dunklen Mächten eingehen muss.
Elric ist ein tragischer Held, er ist gebildet, doch zu grüblerisch und introvertiert für ein Volk, dass zu alter Macht zurück finden möchte. Einst Herrscher über die bekannte Erde, regieren sie heute nur noch über die Dracheninseln, die durch ein Meereslabyrinth von der Welt abgeschirmt sind. Yrkoon verspricht ihnen Macht, Reichtum und wieder eine Vorherrschaft über die anderen Nationen.
Kommentar:
Man fragt sich als Leser immer wieder, ob eine Neuübersetzung und Neuauflage eines Klassikers notwendig ist, gelten die alten Ausgaben doch als Wegbereiter des Genres.
Auch ich war etwas zwiegespalten und bin es noch.
John Clute fasst zu Beginn das Gesamtwerk des Autors in wenigen Worten zusammen und zählt dessen Nominierungen und Preise auf. Ergänzt durch eine Kurzbiografie. Sehr informativ aber nicht unbedingt wichtig für das Verständnis des Werkes. Dazu trägt Michael Moorcook wesentlich mehr bei, der nach John Clute zu Wort kommen darf. Und da zwei Vorworte anscheinend nicht ausreichend sind, kommt nun noch Alan Moore zu Wort.
Zu meiner Freude konnte ich feststellen, dass ich fast alle Werke der Fantasy , die Alan Moore für erwähnenswert, wegweisend und beispiellos hält, mein Eigentum nenne oder schon gelesen habe. Während wir heute von High Fantasy sprechen, definiert er diese Art der klassischen Fantasy als Epic Fantasy oder Prehistoric Adventure Fantasy, zwei Ausdrücke, die sich jedem Fan des Genre sofort erschließen. Man merkt Alan Moore an, dass die Saga um Elric seine Sicht der Fantasy geprägt hat, auch wenn Alan Moore mehrheitlich Comics und Graphic Novels veröffentlicht hat, denn Bücher. Doch auch seine Helden sind stets ambivalente Charaktere, die nicht dem Mainstream entsprechen, genauso wie Elric.
Wer nun denkt, dass der eigentliche Roman beginnt, unterliegt einem Irrtum. Der Mantikore Verlag startet das Buch mit einer Kurzgeschichte über Graf Aubec mit dem Titel Herr des Chaos. Jahrhunderte später wird Elric bei seiner Inthronisierung das Schwert dieses Grafen tragen.
Nach dieser Kurzgeschichte folgt ein Abschnitt, für welchen der Leser viel Geduld aufbringen muss. Für mich unverständlich ist, warum dieser Teil nicht als eigenständiges Graphic Novel veröffentlicht wurde, was die Serie sicher um ein Juwel bereichert hätte. So findet sich hier lediglich ein Skript eines Graphic Novel wieder. Doch das Medium Roman bzw. Buch und Graphic Novell unterscheiden sich nun einmal in ihrer Art und das Skript wirkt hier unpassend. In Kursiv wird erläutert, wie der Leser sich die Szenen oder Dekorationen vorzustellen hat, alles wirkt wie ein Drehbuch aber nicht wie ein Roman. Hier haben wir somit kein fließendes Ganzes, man muss sich durchkämpfen, um die eigentliche Geschichte herauszufiltern. Trotz allem sollte man diese Seiten nicht überblättern. Sie handeln von den Ereignissen, bevor Elric zum Herrscher der Dracheninseln wurde. Sadric kann sich nicht entscheiden, ob er seinen Neffen Yrkoon oder seinen Sohn Elric zu seinem Nachfolger bestimmen soll und gibt ihnen vier Aufgaben, die sie bewältigen müssen, um ihre Eignung zu beweisen. Dies sind keine Kämpfe oder normale Wettbewerbe, sondern die Herausforderungen finden auf den Traumpfaden statt, die jeder Herrscher des Reiches durchwandern muss. Der belesene und intelligente Elric kann hier beweisen, dass er nicht der schwächliche Albino ist und seine Bildung und sein Wissen sehr hilfreich sind. Für die weiteren Romane des Autors sind dies wunderbare Ergänzungen und zeigen auf, wie die Rivalität zwischen Elric und Yrkoon beginnt, die ihr ganzes Leben prägen wird.
Erst danach beginnt der eigentliche erste Band der Elric Saga. Ich habe beide Ausgaben parallel gelesen, um einen direkten Vergleich zu haben. Neben der Maniküre Ausgabe habe ich den Sammelband des Heyne Verlags, der die Romane Elric, See des Schicksals, der Zauber des weißen Wolfs, der verzauberte Turm, im Banne des schwarzes Schwertes und Sturmbringer enthält, als Vergleich heran gezogen.
Der Text der alten Ausgabe wirkt auf junge Leser sicherlich etwas veraltet, doch insgesamt wirkt diese Sprache poetischer, sie passt besser zum Ambiente des Romans, die Attribute beschreiben einen Sachverhalt treffender.
Hier einige Beispiele in den Unterschieden der Sprache, die verdeutlichen, was ich meine:

Bruch des guten Geschmacks statt
Bruch der Etikette
wenn er wollte statt
sollte er es wünschen
sie sind nicht begeistert statt
sie sind bestürzt
somit grübelt der Herrscher allein statt
so ist denn der Herrscher als einziger von düsteren Gedanken heimgesucht
einige Wucht statt schwungvoll
Getue statt Posen
der angeregt plaudert, achtlos dem gegenüber, dass die Höflinge zu seiner Freude tanzen sollen statt
der da angeregt plaudert und völlig vergessen hat, dass der Hof ja eigentlich tanzt, um ihn zu unterhalten.

Die alte Übersetzung veranschaulicht wesentlich treffender das mittelalterliche Ambiente des Hofs und des Adels und beschreibt die Charaktere explizierter. Wenn man das Wort hämisch nimmt statt zornig, insistiert das etwas anderes und verzerrt das Bild der betreffenden Person.
Doch dies ist eine rein subjektive Meinung nur eines Lesers. Die moderne Sprache wird sicherlich junge Leser eher ansprechen und diesem Epos zuführen. Und diese Serie hat es verdient, auch heute noch eine Leserschaft zu finden, denn es ist immer noch ein Meisterwerk der Fantasy .
Mir persönlich gefällt auch der Schiffsname "Sohn des Pyaray" besser als die neue Version Pyarays Sohn. Oder die auch die Anrufung Straashas wirkt in der alten Sprache authentischer. Aus Doktor Jets wird Doktor Scherz, was einen Hauch Ironie beinhaltet.
Was letztendlich korrekt ist, kann ich nicht beurteilen, da ich das Original nicht kenne.
Die Illustrationen der alten und neuen Ausgabe sind identisch, nur teilweise Seiten versetzt. Leider würdigt der Maniküre Verlag das Werk von James Cawthorne nicht und unterlässt es, diesen im vorderen Einband zu erwähnen. Dabei arbeitete der, leider mittlerweile verstorbene James Cawthorne, viel mit Michael Morcom zusammen, nicht nur bei Elric Saga, sondern auch bei New Worlds oder bei einigen Tarzan Comics und Jerry Cornelius Ausgaben.
Alles in allem bleibt dieses Epos um den ewigen Helden mit seinem ambivalenten Charakter, der vom Schicksal gebeutelt wird, ein unvergleichliches Werk der Fantasy und verliert auch in neuer Übersetzung nichts von seiner Spannung.
Der Zyklus "Die Chroniken von Chaos und Ordnung" des Autorenduos Praßl, greift das Thema dieser Saga auf, der ewige Kampf der beiden Mächte Chaos und Ordnung und die tragischen Helden, die in diesem Kampf verloren sind.
Die Umschlaggestaltung von Atelier Schütz in München ist wesentlich treffender und aussagekräftiger als das neue Cover von Slobodan Cedic und Matthias Lück, das mir aber durchaus gefällt. Die Karten dieser Welt sind in beiden Ausgaben nahezu identisch, auch wenn die Legende dazu in der neuen Ausgabe auf Englisch, in der alten Ausgabe auf Deutsch ist.
Fazit:
Es ist etwas dran an dem Spruch: Früher war alles besser. Fakt ist aber, der Roman bleibt ein Meilenstein der Fantasy
 


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