Martin Millar
Kalix. Werwölfin von London
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»Kalix. Werwölfin von London« von Martin Millar
Kalix MacRinnalch ist eine junge Werwölfin , die sich als Obdachlose in London durchschlägt. Nachdem ihr Vater, der Fürst der schottischen Werwölfe, von ihrer Affäre mit Gawain erfahren hat, wird dieser aus dem Clan verbannt. Das treibt Kalix, die schon immer unter ihrer despotischen Familie zu leiden hatte, so zur Weißglut, dass sie ihren Vater angreift und schwer verletzt. Eigentlich sollte es nicht möglich sein, dass ein junger Werwolf den Fürsten des Clans verletzen kann. Aber Kalix ist etwas besonderes. Sie wurde in einer Vollmondnacht als Wolf geboren, während ihre Mutter Werwolfgestalt angenommen hatte. Das ermöglicht es Kalix, sich auch unabhängig vom Mondzyklus verwandeln zu können und sie verfügt über weitaus größere Kräfte, als ihr schmächtiger Körper vermuten lässt. Nach ihrer Attacke auf ihren Vater muss die junge Frau fliehen, verfolgt von ihrer Familie und den Jäger der Gilde, die es sich zur Aufgaben gemacht haben, alle Werwölfe zu eliminieren.
Kalix schlägt sich mehr schlecht als recht durch das Leben, sie ist depressiv, bulemisch und sehr einsam. Sie versucht mehrmals, sich das Leben zu nehmen aber für einen Werwolf, dessen Selbstheilungskräfte immens sind, ist das nicht einfach. Als sie eines Tages von ihren Verfolgern gestellt wird, wird sie von zwei jungen Menschen gerettet. Daniel und Moonglow. Die beiden ahnen nicht, wie sehr sich ihr Leben durch die Bekanntschaft mit Kalix ändern wird. Sie werden in eine Familienfehde hineingezogen, lernen fremdartige Wesen kennen und erfahren, wie wichtig das passende Outfit zur passenden Zeit ist.
Kommentar:
Obwohl das Buch den Titel: Kalix, Werwölfin von London trägt, spielt Kalix hier nicht unbedingt die Hauptrolle . Der Autor präsentiert uns eine Masse an skurrilen und abgedrehten Personen, so dass es schwer fällt, sich auf ein Wesen zu konzentrieren. Obwohl ich keine Vampir- und Gestaltwandler Romane mag, habe ich dieses Buch gelesen, weil der Autor normalerweise ein Garant für absolut witzige und überraschende Unterhaltung ist. Hier sind Ansätze seines Genies zu erkennen doch reicht Kalix bei weitem nicht an die Turai Saga oder an die Elfen von New York heran.
Die Familie der MacRinnalchs ist ein Clan voller merkwürdiger Typen. Sarapen und Markus sind Brüder von Kalix und verkörpern sehr gegensätzliche Charaktere. Sarapen ist der ältere Bruder, der somit Anspruch auf die Nachfolge des Fürsten hat.Er ist derb, brutal und sehr einfach gestrickt. Seine Mutter bevorzugt jedoch Markus, den jüngeren Sohn, der die Werwölfe in eine neue und moderne Zukunft führen möchte. Nach dem Tod des Fürsten kommt es bei der Wahl um die Nachfolge zu einem Eklat, als Sarapen nicht die notwendige Stimmen im Rat für sich gewinnen kann, was zu einem blutigen Konflikt führt. Nun sind plötzlich die Stimmen der Ratsmitglieder gefragt, die an der Abstimmung nicht teilgenommen oder sich enthalten haben: Zwei Cousinen von Kalix, deren Namen man in der Familie nicht ausspricht (sorry aber das war schon vor Harry Potter) Butix und Delix, auch genannt Beauty und Delicious, zwei durchgeknallte Rockröhren, die ihre Tage im Suff und Drogenrausch verbringen und es bisher nicht geschafft haben, ihre Talente in eine Musikerkarriere umzusetzen. Thrix, die ältere Schwester von Kalix, die dabei ist, sich ein Modeimperium aufzubauen und keinen Kontakt zu ihrer Familie wünscht. Seit sie sich mit der Feuerkönigin Malveria angefreundet hat, erlebt ihr Modehaus einen erheblichen Aufschwung, ist diese doch verrückt nach außergewöhnlichen Kreationen der menschlichen Mode und lässt dafür gutes Gold springen.
Dazu gesellen sich die beiden Menschen Daniel und Moonglow, sowie Agrivex, eine junge Hiyastas, Prinzessin Kabechtka, eine Erzfeindin Minervas und Dominil, die weiße Wölfin.
Leider nervt die Liebesgeschichte um Kalix und Gawain sehr und sie ist so klischeehaft vorhersehbar:
A liebt B.
A wird verbannt und verschwindet.
B leidet, verfällt in Depressionen und verliert allen Lebensmut.
Als A zurückehrt und sich endlich zu B bekennen will, sieht er, wie B gerade C küsst. Natürlich ist das ein völlig unverfänglicher Kuss aber das kann A ja nicht wissen.
Geknickt zieht A mit eingezogenem Schwanz (immerhin ist er ein Werwolf) von dannen.
In seinem Kummer beginnt A eine Affäre mit D.
A und B treffen sich wieder, schwören sich ewige Liebe, da erfährt B von der Affäre A's mit D und sie verlässt A.
Tragisch tragische Liebe aber leider wirklich nerv tötend, zumal Kalix immer wieder in wehleidiges Selbstmitleid verfällt, sich Verletzungen zufügt und in Essenstreik tritt.
Davon abgesehen sprüht das Buch allerdings vor verrückten und unterhaltsamen Ideen. Minerva ist für mich das absolute Highlight. Verrückt nach schrillen und glamourösen Outfits, verfällt sie jedes Mal in einen Heulkrampf, wenn ihre Kleider in ihrer Dimension von Prinzessin Kabechtka übertrumpft werden. Sie fordert Thrix auf, ihr zu einer Jahresfeier eine ganz besondere Garderobe zu entwerfen, um die vorlaute Prinzessin ein für allemal mundtot zu bekommen. Bald müssen Thrix und die Feenkönigin feststellen, dass sie ausspioniert werden, denn die arrogante Prinzessin ist Minerva jedes Mal einen Schritt voraus. Das Feuerköniginnen in ihrer Wut oder ihrem Frust leicht mal in Flammen aufgehen, hilft den Kleidern, die sie tragen, natürlich auch nicht unbedingt.
Um dem Spion zu entgehen, verstecken die beiden Frauen die neuesten Kreationen auf dem Speicher von Daniel und Moonglows Wohnung und für die beiden Studenten beginnt das Abenteuer ihres Lebens.
Die Übersetzung des Buches ist nicht sonderlich gelungen . Die Sätze sind sehr einfach gehalten und teilweise etwas holperig. Und es nervt, dass erklärte Fakten mehrmals wiederholt werden. Das zieht den Roman erheblich in die Länge und stört den Lesefluss. Man weiß nach einigen Seiten, dass Daniel sich nach Moonglow verzehrt, dass Kalix Sehnsucht nach Gawain hat und Essen verweigert, dass Thrix keinen Kontakt zu ihrer Familie möchte und welche Haarfarben Butix und Delix haben. Es ist nicht hilfreich für den Roman, diese Tatsachen immer und immer zu widerholen.
Fazit:
Delix und Butix erinnern ein bisschen an die zwei durch geknallten Elfen in New York und einige Figuren lassen einen Hauch dessen erkennen, was in Turai zur Perfektion gemeistert wurde. Es fehlt jedoch der Esprit der anderen Bücher des Autors.