Markus Heitz Wédora 1
Staub und Blut
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»Staub und Blut« (Wédora 1) von Markus Heitz
Als der Dieb Liothan in das Haus den Kaufmanns Durus einbricht, ahnt er nicht, dass er sich mit einem Witgo, einer Art Hexer, eingelassen hat . Er verbannt Liothan und die eigentlich zu Durus Rettung erschienene Scirgerefa Tomeija in ein schier endloses und absolut tödliches Sandmeer. Doch beide können sich nicht nur vor dem Angriff der Wüstenbewohner retten, sondern entgehen auch einem Sandsturm. Ihnen gelingt die Flucht in die gigantische Stadt Wédora. Doch statt Rettung und Hilfe warten Kampf und Abenteuer auf die beiden Gestrandeten. Schnell stellen sie fest, dass sie sich beweisen und um ihr Leben kämpfen müssen. Liothan und Tomeija geraten unfreiwillig zwischen die Fronten. Die Heimkehr in ihre geliebte Heimat Walfor zu Frau, Kindern und Freunden scheint aussichtslos.
Das Cover zeigt die riesige, schier unendlich erscheinende Wüstenstadt Wédora. Gnadenlos brennt die Sonne auf sie nieder und fängt sich in dem alles beherrschenden Turm des geheimnisvollen Herrschers der Metropole. Eigentlich als Lebensspender bekannt, ist die Sonne hier tödlich, wenn man sich ihr ohne ausreichenden Schutz entgegenstellt. Ich finde das Bild sehr gut zu dem Buch gewählt, da ich so einen Eindruck der Stadt erhaschen konnte und meine Phantasie darum herum aufbauen konnte. Zudem spiegelt es eine gewisse Bedrohung und Gnadenlosigkeit für mich wider, die ich auch in den Zeilen der Geschichte finden konnte.
Es ist kein Geheimnis, dass ich die Bücher von Markus Heitz absolut liebe! Dementsprechend setzte ich hohe Erwartungen in Wédora und war mehr als gespannt auf dieses neue Werk. Um es gleich vorweg zu nehmen: Ich wurde nicht enttäuscht!
Das Buch strotzt vor Lebendigkeit, vor Spannung und Abenteuer, vor packenden Charakteren und spielt in einer faszinierenden Umgebung. Alles vermischt der Autor zu einem unglaublich intensiven Leseerlebnis, dass mich nicht nur beim Lesen fesselte, sondern auch abseits der Seiten zum Träumen anregte.
Als Kulisse dient die Wüstenstadt Wédora. Eine riesige Metropole, die inmitten eines Sandmeeres auf einer geheimnisvollen Quelle errichtet wurde und vor Geheimnissen strotzt. Heitz ließ sich dank bildgewaltiger Beschreibungen vor meinem inneren Auge in die Höhe schießen. Gemeinsam mit den Protagonisten ging ich auf Entdeckungsreise und staunte über die Vielschichtigkeit der Stadt. Hinter jeder Ecke, jeder Abzweigung und jedem Mauervorsprung, scheint sich etwas Neues zu verbergen, das es zu erforschen galt. Mal nah an der Realität, mal phantastisch, konnte ich förmlich durch Wédora streifen und die unbarmherzige Sonne auf meiner Haut spüren. Um ehrlich zu sein, hätte ich alleine stundenlang nur von der Stadt lesen können! Die Bauwerke, die unterschiedlichen Stadtviertel, das pulsierende Leben, einfach alles war wunderbar.
Neben den Bauten stand natürlich das Leben der Bewohner und ihrer Tiere im Mittelpunkt. Diese gestaltete der Autor genauso schillernd und aufregend. Von dem kleinsten Sandfloh bis hin zu den gigantischen Angitila, einer Art Riesenechse, war alles vertreten und sehr lebendig geschildert. Ich finde es immer wieder faszinierend, dass Markus Heitz so viele unterschiedliche Figuren erschafft und diese dann auch noch authentisch wirken lassen kann. Denn keins seiner Wesen wirkt so überzogen, dass es nicht lebensfähig sein könnte.
Im Zentrum der Geschehnisse stehen die beiden Gestrandeten Tomeija und Liothan. Durch den Witgo Durus wurden sie aus ihrer Heimat Walfor nach Wédora geschickt. Aus dem lebendigen Wald, in die Tod bringende Wüste. Nicht nur ein landschaftlicher Schock, sondern auch ein kultureller, da die Menschen, oder auch Wesen, anders, ganz anders sind als in ihrer Heimat. Schnell geraten sie in einen Strudel aus Intrigen und Machenschaften, dem sie sich nicht entziehen können. Sehr gelungen finde ich die Unterschiedlichkeit der beiden, obwohl sie tief in ihrem Inneren sich doch stark ähneln. Denn beide haben eigentlich nur ein Ziel: Gerechtigkeit!
Tomeija ist eine starke, zielstrebige und bodenständige Frau, die ihren Lebensweg bis ins kleinste Detail kennt. Als Sciregerefa - eine Art Sheriff, Richter und Henker in einer Person - kämpft sie für ihren Baron um Gerechtigkeit und setzt die Gesetze durch. Jedenfalls in ihrer alten Heimat; denn in Wédora spielt all dies keine Rolle. Durch Zufall gerät sie in das Vergnügungsviertel der Stadt und kann ihrer Bestimmung weiter folgen, für Gerechtigkeit sorgen. Nur anders, als sie dachte. Neben ihrer neuen Tätigkeit hält sie Ausschau nach Liothan, den sie während eines Tumultes verloren hat.
Liothan ist währenddessen im Gefängnis gelandet. Das schmeckt dem freiheitsliebenden Dieb, der hauptsächlich die Reichen bestielt und seine Beute mit den Armen teilt, natürlich überhaupt nicht. Und um es noch schlimmer zu machen, endet er als Sklave bei einer alten, mürrischen Frau. Doch diese stirbt bald und Liothan nutzt seine Chance.
Die Personen sind sehr lebensecht von Heitz gestaltet worden. Ohne Probleme konnte ich mich in sie hineinversetzen und ihren Entscheidungen folgen. Sie wirkten authentisch auf mich und wuchsen mir schnell ans Herz. Dies lag nicht nur an Tomeija und Liothan, sondern auch, oder viel mehr gerade an den ganzen anderen Personen. Ich weiß nicht wie Heitz ist immer schafft, aber selbst die kleinste Randfigur wirkt auf mich lebendig.
Oft frage ich mich, was erst entstanden ist: Die Handlung oder die Personen. Bei vielen, oder eher bei den meisten Büchern, setzt sich schnell eine Idee in meinem Kopf fest, wie es gewesen sein könnte. Nur wenigen Autoren ist das Talent gegeben, ihre Geschichten so zu kreieren, dass keine Unterscheidung mehr möglich ist. Markus Heitz gelingt dies stets. Ich kann mir die Handlung ohne Liothan nicht vorstellen, aber auch Wédora nicht ohne Tomeija. Er vermischt beides zu einer untrennbaren Einheit, die mich fesselt, in Atem hält und träumen lässt.
Mein Fazit
Ein unglaublich starkes und intensives Werk, das mich von der ersten bis zur letzten Seite fesselte!