Mark Lawrence
König der Dunkelheit
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»König der Dunkelheit« von Mark Lawrence
Die Welt wie wir sie kennen gibt es nicht mehr. Sie wurde durch einen Atomschlag vernichtet, Kenntnisse um Technik und Wissenschaft gingen verloren, die Gegenwart versank in finsterstes Mittelalter. Die Artefakte und Überbleibsel der alten Welt weiß niemand mehr zu nutzen. Ein Jahrhunderte langer Krieg begann und jeder, der Manns genug war, schuf sich sein eigenes Königreich, scharte brutale und grausame Männer um sich, Mord, Folter und Vergewaltigung sind an der Tagesordnung
Das Buch setzt sich aus vier Erzählsträngen zusammen:
Gegenwart:
Vier Jahre sind vergangen seit Jorg das Königreich Renar erobert und seine Rache für den Mord an seinem Bruder und seiner Mutter bekommen hat. Er ist nun 18 Jahre alt und genießt die Regentschaft, allerdings fehlt ihm das schnörkellose Leben der Landstraße. Die Brüder sind bei ihm geblieben, ebenso die beiden Mutanten Gorgoth und Gog. Es ist sein Hochzeitstag, doch während die Trauung durchgeführt wird steht ein Heer von zwanzigtausend Mann vor den Toren der Burg. Ein aussichtsloser Kampf wie es scheint, verfügt Jorg doch selber nur über ein Heer von tausend Mann.
Vergangenheit:
Kurz nach der Eroberung Renars steht Orrin von Pfeil vor den Toren der Burg. Ein charismatischer Anführer, der Anspruch auf den Kaiserthron erhebt. Er reist mit seinem Gefolge durch die Lande, um Unterstützer für sein Ansinnen zu finden und er hofft, dass auch Jorg sich auf seine Seite stellt. Doch Jorg hat selber Ambitionen Richtung Kaiserthron, brüskiert den Ritter und fordert ihn zu einem Zweikampf. In seiner Arroganz erkennt er nicht, dass ein vierzehnjähriger Junge gegen einen gut ausgebildeten Ritter keine Chance hat. Jorg verliert den Kampf und in seinem Jähzorn versagt er Orrin jegliche Unterstützung.
Als der junge König erkennt, wie beliebt Orrin ist und wie viel Zuspruch er aus den anderen Königreichen bekommt, macht sich Jorg mit seinen Brüdern auf den Weg, um ebenfalls Verbündete zu finden. Diese findet er in den Verwandten seiner Mutter, und um das Bündnis zu stärken stimmt er in eine Ehe mit Miana zu, einer entfernten Verwandten seines Onkels.
Das Erinnerungskästchen:
Jorg hat in seinem Leben Schreckliches erlebt und auch anderen Schreckliches angetan. Als die Erinnerungen ihn fast in den Wahnsinn treiben, verbannt ein mächtiger Zauberer diese Erinnerungen des Jungen in ein Kästchen. Eine Büchse der Pandorra, die niemals geöffnet werden darf. Doch Jorg wäre nicht Jorg, wenn er nicht ab und zu das Kästchen öffnen und ein Fragment dieser Erinnerungen entschlüpfen lassen würde. Am Tag seiner Hochzeit öffnet er das Kästchen ganz und muss erkennen, dass seine Taten schrecklicher sind, als er bisher angenommen hat. Er verfällt in Apathie und möchte den Kampf gegen Orrin aufgeben. Doch Miana greift ein und weckt Jorg aus seiner Erstarrung, indem sie zu ungewöhnlichen Maßnahmen greift.
Katherines Tagebuch:
Katherine beginnt ihr Tagebuch zu führen, nachdem Jorg sie niedergeschlagen und die Burg seines Vaters verlassen hat. Sie ist sich sicher, dass Jorg sie vergewaltigt und geschwängert hat. Sie lässt das Kind abtreiben ohne jemanden von der Schwangerschaft zu erzählen. Um Ankrath zu verlassen und den bösen Erinnerungen zu entfliehen willigt sie ein, die Braut von Orrin von Pfeil zu werden. Jorg muss akzeptieren, dass Orrin somit sein Nebenbuhler um den Thron als auch um die Frau ist, die er selbst mehr als alles auf der Welt begehrt.
Kommentar:
So verworren wie sich die Inhaltsangabe anhört, so verworren ist auch das Buch. Teilweise verliert man als Leser den Überblick, in welchem Teil der Geschichte man sich gerade befindet und man muss Seiten zurückblättern um den Faden wieder zu finden. Jedes Fragment steht für sich und man erkennt zu Beginn keinen Zusammenhang. Erst nach und nach wird klar, wie die einzelnen Erzählstränge miteinander verbunden sind. Doch sobald man etwas klarer sieht stellt sich heraus, dass manche Begebenheiten gar nicht stattgefunden haben, sondern nur Träume sind. Der Magier Segous, dem wir schon in Band eins begegnet sind, hat sich auf die Seite von Orrin von Pfeil geschlagen und manipuliert nun Jorg und Katherine und flößt ihnen falsche Erinnerungen und Träume ein. Was nun Wahrheit und was Lug und Trug ist erschließt sich dem Leser nicht, ebenso wenig wie dem jungen König oder Katherine.
Nach Prinz der Dunkelheit ist König der Dunkelheit das zweite Buch von Mark Lawrence. Ganz so dunkel wie in Band eins ist das Gemüt von Jorg nicht mehr. Er lässt Anzeichen von Mitleid oder Zuneigung erkennen, das macht ihn aber nicht wesentlich sympathischer. Er besitzt keinen Kern des Guten, seine Ziele sind töten und erobern. Auch gegenüber Katherine spricht er nie von Liebe sondern immer nur von Begehren. Jorg ist jähzornig, blutrünstig, arrogant und absolut von sich selber überzeugt. Er schlägt eine Schneise der Gewalt durch alle Wege, die er beschreitet, ohne Rücksicht auf Verluste. Obwohl Orrin sehr beliebt ist und eindeutig der bessere Kaiser wäre, was auch Jorg erkennt, beansprucht Jorg den Thron aus einer reinen kindischen Trotzhaltung heraus.
Allerdings ist der junge König sehr belesen, ihn interessiert die Technologie aus der Zeit vor der Apokalypse. Er besitzt Kenntnisse über die Spartaner, die Römer und über Hannibal und dieses Wissen macht ihn zu einem begnadeten Strategen, der von seinen Gegner völlig unterschätzt wird. Und er lässt sich am Hof seines Onkels zu einem vollendeten Schwertkämpfer ausbilden, denn die Niederlage gegen Orrin hat seinen Stolz verletzt.
Was mir an dem Buch nicht gefällt ist die Sprache, die der Autor benutzt. Wir lesen etwas von einer archaischen Welt und finden so Ausdrücke wie: Bleib cool Mann. Das passt vom Stil her nicht, zumal sich Jorg gerne mit den Spartanern vergleicht und in deren Welt gab es ebenfalls noch nicht so eine moderne Sprache. Allenfalls würde also ein Vergleich mit Mad Max passen aber da stimmt das Niveau dann leider nicht. Allerdings sind andere Bezüge zu unserer Gegenwart durchaus witzig. Zum Beispiel als die Brüder zusammen Fragmente eines alten Liedes singen mit dem Refrain: my, my, miss merican pie.
Jorg wird als Antiheld beschrieben, als jemand, der gegen den Strom schwimmt und die Fantasy um eine neue, grandiose Figur bereichert. Ich kann diese Meinung nicht mittragen. Im Gegensatz zu den Figuren von Erikson oder Abercromie, die älter sind und ein gewisses Maß an Reife und Intelligenz besitzen, wirkt Jorg wie ein unreifer Junge. Der Hauch von Nekromantie und sein Wissen um die Zeit vor dem Untergang der alten Welt geben der Figur zwar eine besondere Note, erwecken aber keine Sympathie. Nur das gewaltige und überraschende Ende überzeugt mit voller Punktzahl und lohnt das Durchhalten.
Fazit:
Ein Buch mit einem sicher einmaligen aber sehr negativen Antihelden. Ein sehr ambivalenter Protagonist, den man entweder liebt oder hasst und die Meinungen über ihn gehen sehr weit auseinander. Aber Jorg schafft es, dass man über ihn diskutiert, das gelingt einem langweiligen oder geradlinigen Held sicher nicht. Macht euch also selber ein Bild davon.