Marc Turner
Schattenreiter
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»Schattenreiter« von Marc Turner
Das Land Erin Elal wird vom Imperator regiert, einem intriganten Herrscher, der vor nichts zurückschreckt, um sein Reich auszudehnen. Das musste der Orden der Bewahrer feststellen, der sich vor einigen Jahren auf die Seite des Imperators gestellt hat und nun dafür büßen muss, in einen Krieg hineingezogen worden zu sein. Der Orden zerfällt, es gibt kaum noch Bewahrer, einige sind abtrünnig geworden.
Luker Essendar hat die Bewahrer vor einigen Jahren verlassen, da er nicht mit deren Entscheidungen einverstanden war. Nur widerwillig kehrt er nun zurück, nachdem er von dem Obersten Bewahrer nach Hause gerufen wurde. Mayot Mencada, ein Magier und Nekromant des Schwarzen Turmes, hat das Buch der Verlorenen Seelen gestohlen und ist geflohen. Luker wird beauftragt, mit einem Befehlshaber des Imperators und einem Nekromanten auf die Suche nach Mayot und dem Buch zu gehen, sind die Mächte, die in dem Buch gefesselt sind, doch so mächtig, dass sie die Welt zerstören können. Zusammen mit Jenna, einer Freundin und Assassine brechen die drei Verbündeten wider Willen auf, das Buch zu finden.
Prinz Ebon aus Galitia war vor einigen Jahren in den Seufzerwald geritten, um feindliche Kinevar zu verfolgen. Statt der Kinevar sind ihm dort Geister begegnet, die in seinen Geist eingedrungen sind und ihn bis heute nicht in Ruhe lassen. Ständig sieht er in Visionen vergangene Völker und fühlt den Zorn der Geister. Es kostet ihn alles an Kraft, was er besitzt, um nicht den Verstand zu verlieren. In dieser für ihn nicht leichten Situation, wird er zum König ernannt und gleich mit den Problemen des Königreichs konfrontiert. Die Bedrohung durch die nördlichen Nachbarn nimmt zu, Patrouillen verschwinden im Wald, die Kinevar ziehen mordend und plündernd durch die Gegend. Verzweifelt versucht Ebon in dieser Welt aus Intrigen und Bedrohungen eine Lösung zu finden und den wahren Feind auszumachen.
Während der Einfluss des Buches der Verlorenen Seelen immer deutlicher wird und schreckliche Gestalten auf den Plan ruft, kämpfen verschiedene Götter und deren Priester darum, die Vorherrschaft über das Buch zu gewinnen. Mayot wird zu einem Spielball, hineingezogen in den Machtkampf. Allerdings müssen die Götter feststellen, dass man die Macht eines Nekromanten nicht unterschätzen sollte. Während Luker und seine Verbündeten noch Richtung Seufzerwald ziehen, treffen dort die unterschiedlichsten Kräfte aufeinander, Dämonen wandeln durch die Welt und ein Heer Untoter taucht in Galitia auf. Wird es gelingen, Mayot das Buch der Verlorenen Seelen abzunehmen, bevor es zu spät ist?
Kommentar:
Die Welt, die Turner zum Leben erweckt, ist sehr komplex. Es gibt viele verschiedene Handlungsstränge, in jedem Handlungsstrang tauchen andere Protagonisten, aber auch andere Gegner und Bedrohungen auf. Erst nach und nach verbinden sich die Geschichten und die Zusammenhänge werden deutlicher. Dadurch habe ich anfangs ab und an den Überblick verloren und ich konnte das Buch nicht mal so nebenbei lesen. Auf der anderen Seite wurde ich von der ersten Seite an in die Welt gezogen, ich hatte daher auch gar nicht das Bedürfnis, das Buch zur Seite zu legen.
Anfangs erscheinen verwirrend viele Personen, Götter, Dämonen und weitere Gestalten. Jeder einzelne davon hat seine eigenen Pläne und Absichten, die nicht immer sofort ersichtlich sind. Mir hat die Struktur der Welt mit den unterschiedlichen Göttern und Magierorden gefallen und die Geschichten haben mich gefesselt, aber manchmal hatte ich doch das Gefühl, dass es ruhig einige Orden oder Kulte weniger sein könnten. Es gibt Bewahrer, Nekromanten, Zauberbrecher, Jünger des Todesgottes, die Spinne, Dämonen und viele weitere Götter, Kulte usw., jeder davon mit seinen eigenen Zielen. Daneben gibt es den Imperator, den König, verschiedene Länder, die miteinander im Krieg stehen oder kurz davor sind, die Kinevar, die plündernd durch die Gegend ziehen und die Geister. Jede einzelne der Geschichten ist spannend, aber an einigen Stellen empfand ich es als etwas zu viel des Guten.
Durch die Vielzahl an Personen rückt die eigentliche Handlung manchmal in den Hintergrund, es werden Geschichten erzählt oder Details erwähnt, die die Welt lebendig machen, manchmal aber auch etwas langatmig waren und die Handlung in die Länge gezogen haben. Die Welt ist düster und grausam, die Kulte und Religionen allesamt gnadenlos, oftmals auch den eigenen Anhängern gegenüber. Die meisten der Charaktere waren eher undurchsichtig, es gibt in dem Buch keine „Guten“, dafür aber umso mehr „Böse“. Auch die Charaktere, die ich eher zu den Guten zählen würde, haben zweifelhafte Vergangenheiten, körperliche und seelische Narben und treffen nicht nur moralisch einwandfreie Entscheidungen. Trotzdem sind mir einige, wie zum Beispiel der Bewahrer Luker ans Herz gewachsen, während ich andere durch und durch unsympathisch fand.
Der Schreibstil zieht einen von Anfang an in die Welt hinein, sodass auch die Kapitel mit den Protagonisten, die ich nicht so sehr mochte, trotzdem spannend geschrieben waren. Ich wollte wissen, wie es weitergeht und dadurch, dass jeder Handlungsstrang Informationen zum großen Ganzen beiträgt, habe ich jedes Kapitel aufmerksam gelesen, auch wenn ich in seltenen Fällen gern einmal weitergeblättert hätte. Wenn man sich aber auf das Buch einlässt, entwickelt es einen Sog, dem man sich schwer entziehen kann.
Am Anfang des Buches gibt es eine wunderschön detailreiche Karte sowie eine Liste der vorkommenden Personen und Götter. Beides hat mir während des Lesens sehr oft geholfen, den Überblick zu behalten und war daher sehr hilfreich.
Fazit:
Ein komplexes und spannendes Fantasyepos in einer düsteren Welt, in dem teilweise aber einfach zu viele Götter, Magier und Kulte vorkommen. Es ist keine Geschichte, die man nebenbei mal so eben lesen kann, da die Handlung sehr vielschichtig ist. Trotzdem eindeutig lesenswert.