Judith C. Vogt Das Schwarze Auge 127
Herr der Legionen
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»Herr der Legionen« (Das Schwarze Auge 127) von Judith C. Vogt
Drei Geschichten - drei Leben - ein Schicksal? In Bosparan - der aventurischen Version Roms - lebt die alternde Patrizierin Sahina, der es leider nicht vergönnt war, eine Tocher zu gebären und so ihr verborgenes Erbe weiterzugeben. Hier liegen im Spiel um Macht Aufstieg und Fall nicht weit voneinander entfernt. Purina, ein magiebegabtes junges Sklavenmädchen, dient einem bösen Zauberer und erlebt seine dunklen Machenschaften - hoffend und harrend auf Flucht. Eiria, eine Legionärin der fünften Legion der Shinxiria, befindet sich in einem anscheinend ewig andauernden Kampf zur Verteidigung Bosparans gegen Orks und Daimonen - schon lange nicht mehr wissend, wofür sie dies tut. Wird das Schicksal dieser drei Frauen die Geschicke Bosparans nachhaltig verändern?
Der Titel "Herr der Legionen" hat sich mir im Laufe des Buches nicht erschließen können. Es geht um drei Frauen - Sahinia, Puela und Eiria - die vollkommen verschiedene Lebensläufe aufweisen und deren Leben laut Inhaltsangabe miteinander verstrickt sein wird und maßgebend für die Geschicke Bosparans - somit nichts von einem Mann (es sei denn, es bezieht sich auf Sahinas ältestens Sohn, der der Führer Eirias Legion wird). In diesem Teil führt der Lauf der Geschichte jedoch nur Sahinia und Puela zusammen, während Eiria diese Protagonistinnen nicht kennenlernt.
Zu Beginn erwähnt die Autorin den Bezug zu den Römern und aus dieser Zeit stammender Begrifflichkeiten zu ihrem Buch. Diese ziehen sich stringent durch die Handlung. Der Einstieg in das Geschehen wird dem Leser durch das zu Anfang schnelle Wechseln zu den verschiedenen Lebensgegebenheiten (später ist der Übergang flüssiger) der Protagonisten erschwert und lies mich erst gegen Mitte des Buches wirklich in die Empfindungen der Darsteller eintauchen.
Was ich an dem Buch besonders schön Fand, war das Einbinden von Insekten als Versinnbildlichung oder auch Erscheinungsform der verschiedenen Gottheiten. So erlebt man den ersten Einblick in Eirias Leben durch die Augen und Empfindungen einer Hornisse (Shinxirs Sinnbild), die über das Schlachtfeld schwirrt und manchmal helfend eingreift. Das - im Vergleich zu Hornissen - friedlichere Sinnbild der Biene, welche Sahinia verehrt, wurde schön gezeichnet durch die Schwarmtänze der Tiere und dadurch gegebenen Prophezeihungen. Bedauerlich fand ich dann wiederum, dass sich wirklich entwickelnde Gefühle bei Eiria sehr schnell abgehandelt wurden. Puelas Wandlung im Haushalt von Sahinia wurde hingegen gut beschrieben und auch das Zurückfallen in alte Gewohneiten verständlich übermittelt. Durch die häufig auftretenden Feste, die komischerweise immer mit einer irgendwie gearteten Sexorgie enden müssen, ist dieses Buch definitiv nichts für jüngere Fantasybegeisterte. Man trifft auf Praktiken von Homosexuellen, sowie auf zweigeschlechtliche Menschen und sadomasochistische Andeutungen bis hin zu Vergewaltigungen.
Das Buch insgesamt kam mir eher wie ein Vorspiel zur eigentlichen Geschichte vor und kam erst gegen Ende so richtig in Fahrt. Doch leider bricht es nun an der spannensten Stelle ab. Da "Herr der Legionen" nur der erste Teil eines angekündigten Zweiteilers ist (zweiter Teil soll in 2012 noch erscheinen unter dem Titel "Herrin des Schwarms"), mag dieses vielleicht beabsichtigt sein und lässt mich auf eine spannende Fortsetzung hoffen.
"Herr der Legionen" ist als einzelstehndes Buch vielleicht nicht so spannend, verspricht aber im Kontext mit der Fortsetzung "Herrin des Schwarms" durchaus noch zu einem Lesevergnügen zu werden.
Empfehlen würde ich es den Rollenspielbegeisterten DSA-Fans, sowie Fantasylesern, die bereits aus der Teeniezeit entwachsen sind. Es gibt einige Orgien in diesem Buch, die durchaus Detailreicher beschrieben und meiner Meinung nach nicht für jüngere Leser geeignet sind.