Jessica Khoury
Die Einzige: In deinen Augen die Unendlichkeit
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»Die Einzige: In deinen Augen die Unendlichkeit« von Jessica Khoury
Pia wächst sehr behütet in der kleinen Forschungssatation Little Cam mitten im Amazonasgebiet heran. Ihre Onkel und Tanten sorgen für einen ausgeglichenen Tagesablauf. Pia lernt, streift mit ihrem Jaguar Alai durch die Gegend und hat nur ein Ziel vor Augen: Endlich Wissenschaftlerin und in das Immortis-Team aufgenommen werden. Doch der Schein trügt. Pia wurde von diesen Wissenschaftlern gezüchtet und ist eine Unsterbliche. Sie soll ein neues Geschlecht von ihresgleichen züchten.
Als Pia eines Abends ein Loch in dem Zaun entdeckt, der das gesamte Areal umschließt, ergreift sie die Gelegenheit und macht einen Spaziergang. Dabei lernt sie den Eingeborenenjungen Eio kennen. Plötzlich kommen dem jungen Mädchen Zweifel an ihrer Mission. Denn sie entdeckt etwas ganz besonderes: Gefühle.
Das Cover zeigt einen verschlungen Urwald, in der Mitte prangt ein weißes, völlig konturloses Mädchen. Es wirkt aus der Umgebung herausgerissen. Sie passt nicht in das Bild, versucht sich aber mit ihren Bewegungen anzupassen und trotz ihrer Andersartigkeit mit dem Hintergrund zu verschmelzen. Ich finde es sehr passend zu Titel und Inhalt gewählt, da es Pia in ihrer Einzigartigkeit hervorragend wiederspiegelt.
Jessica Khoury schreibt spannend, aber auch interessant. Sie schildert das Leben im Dschungel authentisch und ich konnte mich sofort dorthin versetzen. Drückende Schwüle, plötzliche Regenschauer, ein leicht difuses Licht und eine permanente Geräuschkulisse begleiteten mich während des Lesens. Mitten in dieser Urtümlichkeit des Lebens, die Forschungsstation Little Cambridge. Sterilität, geregelte Tagesabläufe und strenge Vorsichtsmaßnahmen prägen dieses Bild und prallen förmlich auf den Dschungel. Diese Gegensätze wurden sehr gut deutlich gemacht. Gerade dadurch las sich das Buch teils wie ein spannender Abenteuerroman, in dem man sich einfach treiben lassen konnte und teils wie ein Wissenschaftsroman, der nachdenklich stimmte. Durch die hohe Geheimhaltungsstufe wirkt Little Cam wie eine abgeschottet Insel. Kein Kontakt zur Außenwelt wirkt beengend und dies mitten im Urwald, der grenzenlos geschildert wird. Eine absolut einmalig Kulisse für diesen Roman!
Vorallem der wissenschaftliche Aspekt hat mich erschreckt und nachdenklich gestimmt. Wenn die Menschheit die Möglichkeit hätte Unsterblichkeit und Perfektion zu erschaffen, wie weit würden wir gehen? Mit diesen Gedanken beschäftigt sich auch Pia. Mit ihren siebzehn Jahren ist sie noch sehr jung, hat aber schon ein tiefes Verständnis für das Leben. Zwischendurch bricht aber immer wieder die Naivität der Jugend hervor, was sie sympathisch macht. Sie wandelt auf einem schmalen, sehr schmalen Grad und es ist spannend zu beobachten, wie sie sich entwickelt und wie ihre Gedankenwelt aussieht. Jessica Khoury gewährt sehr tiefe Einblicke in Pias Seele, wodurch sie nicht nur Sympathie weckt, sondern auch ein leichtes Band der Freundschaft knüpft.
Die Wissenschaftler wirken kalt und herzlos. Nur wenige können sich aus dieser Sterilität abheben und eigenständige Charaktere bilden. Während der Leiter der Einrichtung Dr Paolo Alvez herzlos scheint, nur getrieben von seinem Erfolg, sprühen andere vor Leben. An dieser Stelle hätte ich mir einen deutlichere Ausarbeitung gewünscht, um mich noch besser in das Leben der kleinen Gemeinschaft hineinversetzen zu können.
Die kleine Enklave der Ureinwohner hingegen ist das völlige Gegenteil. Sie leben einfach. Getrieben von ihren Urinstinkten, kennen sie keine Zwänge, keinen Druck und das Wohl der Gemeinschaft ist ihr höchstes Gut. Pia wird von ihnen freundlich aufgenommen und erlebt das erste Mal in ihrem Liebe und Ehrfurcht vor dem Leben.
Mein Fazit
Ein nachdenklich stimmender Abenteuerroman. Ein wunderschöne Mischung, die mich gedanklich bestimmt noch einige Zeit begeleiten wird!