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Jeschke, Wolfgang Hrsg.

Das Science Fiction Jahr 2002


 
»Das Science Fiction Jahr 2002« von Jeschke, Wolfgang Hrsg.


Besprochen von:
 
Thomas Troegel
Deine Wertung:
(4)

 
 
Erfreulicherweise gibt es mit „Das Science Fiction Jahr“ (Ausgabe 2002) den mittlerweile 17. Band der interessanten und umfangreichen Jahrbücher des Heyne Verlages, welches noch einmal von Wolfgang Jeschke herausgegeben wurde. Im Editorial wird unter anderem aufgezeigt, dass es zurzeit verhältnismäßig schwierig ist, Bücher der Science Fiction Literatur immer wieder erfolgreich abzusetzen.

Auf mehr als 200 Seiten erfolgt ein Rückblick auf die deutsche, amerikanische und britische SF-Szene der Jahre 2000/2001. Bemerkenswert mit Bezug auf das Editorial ist der Fakt, dass gegenüber dem Vorjahreszeitraum noch mehr Bücher mit phantastischem Inhalt in Deutschland publiziert wurden. Waren es im Jahr 1999 schon 1803 Bücher, so erhöhte sich diese Zahl im Folgejahr auf stolze 1986 Titel.
Wenig überraschend ist die Marktführerstellung des Heyne Verlages bei der phantastischen Literatur, obwohl sich auch hier das Spektrum etwas zu reduzieren scheint. Nebenbei erfährt der geneigte Leser, dass der Conan-Zyklus beendet ist, da die neueren amerikanischen Bände nur von minderer Qualität seien. Diese Aussage mag stimmen, doch hat die Serie um den heldenhaften Conan nie den Anspruch erhoben, sehr anspruchsvolle Literatur offerieren zu wollen. Und warum werden nicht die Bände 15 bis 29 nachaufgelegt. Sammler müssen gerade für diese Teile gegebenenfalls nicht unerhebliche Summen hinlegen. Ein einheitliches Reihenbild wäre so auch nicht zu verachten gewesen.
Im Großen und Ganzen erhält der Leser einen detaillierten Überblick über all das, was in Deutschland an phantastischer Literatur erschienen ist. Beim Durcharbeiten der Veröffentlichungen in Großbritannien und den USA erkennt man die zügige Arbeit vieler deutscher Verlage, da hier vorgestellte Titel schon den Weg zu den hiesigen Lesern gefunden haben. Und bei manch einer Recherche staunt man dann doch. So wird das Buch „Children of Hope“ des genialen David Feintuch als neunter Band des Fischer-Zyklusses angepriesen. Ja was hat denn der Bastei Verlag da nur gemacht. Hier ist dieses Werk nach Meinung des Rezensenten als siebenter Band veröffentlicht worden.
Zum Thema Hörbücher wurde der Rezensent nicht fündig oder er hat die Rubrik überlesen. Vielleicht könnte darauf in Zukunft auch eingegangen werden. Derzeit scheint der Absatz dieses Mediums ganz gut zu funktionieren.

Bei den verliehenen Preisen sollte sich jeder Leser selbst einen Überblick verschaffen. Manches mag und wird man anders sehen und irgendwie hat man das Gefühl, dass es doch sehr viele Preise zu geben scheint. Vielleicht sollten nur die allerwichtigsten Auszeichnungen in solch einem Buch aufgelistet werden.

Mehr als 100 Seiten sind der Rubrik Film gewidmet. Viele Filme können nur kurz erwähnt werden. Einem Grossteil der Bewertungen kann nahezu uneingeschränkt zugestimmt werden. Das betrifft unter anderem „Tomb Raider“ und „Jurassic Park 3“. Das Remake vom „Planet der Affen“ war dann wohl doch so miserabel, das es gleich dreimal, wenn auch in unterschiedlichem Umfang, in diesem Buch „besprochen“ wurde.

Sehr interessant, insbesondere für Fans, sind die Rubriken Science Fiction-Hörspiele sowie Computerspiele. Im Abschnitt Hörspiele findet man einige zum Teil kritische Betrachtungen, doch dürfte es sich lohnen, hin und wieder ein solches Werk selbst am Radio mitzuerleben. Besonders interessant scheint das Werk „G.A.S.“ gewesen zu sein, das schon fast einem Comic zum Hören geähnelt haben soll.
Wer Nancy Kress und/oder Charles Sheffield mag, sollte das etwa zehnseitige Interview von Usch Kiausch mit diesen beiden Autoren unbedingt lesen. So lassen sich deren Arbeiten noch besser einordnen.
Wirklich lohnend ist der Essay von Michael K. Iwoleit über das Werk von Greg Egan, der hierzulande noch wenig bekannt ist.
Eigentlich mag der Rezensent Stanislaw Lem, doch irgendwie konnten die Erinnerungen an Lems Buch „Also sprach GOLEM“ von Wolfgang Neuhaus anlässlich seines achtzigsten Geburtstags nicht begeistern. Neue Leser wird der große polnische Autor dadurch sicher nicht gewonnen haben.
Ganz anders die Beiträge in der Rubrik „Über Science Fiction“. Unbedingt zu empfehlen ist die „Republikaner auf dem Mars – SF als Militärstrategie“ des großartigen Autors Thomas M. Disch. Fast schon genial ist zum Beispiel dessen Einordnung der Werke von Heinlein und Pournelle. So manches ist einem selbst nicht bewusst gewesen. Eine bemerkenswerte Aussage von Disch ist die: „Die SF hat wenige Romane über den Krieg herausgebracht, die das Niveau der besten realistischen Schilderungen von jenen erreichen, die die Erfahrung durchgemacht und überlebt haben, um darüber zu schreiben. Die Konventionen der Space Opera leiten sich von den melodramatischen Stereotypen der Trivialliteratur und von einer Geistesverfassung her, die noch am freundlichsten mit pueril zu bezeichnen ist.“ Auf lobenswerte Ausnahmen wird aber auch hingewiesen.

Keinesfalls uninteressant ist „Unsere Männer im All“ von Hartmut Kasper. Hier werden die deutschen Serienhelden vorgestellt, wobei man sich doch etwas mehr Hintergrund gewünscht hätte. Und manche Serie wird auch nur sehr kurz gestreift.
Wer sich ein wenig für Science Fiction interessiert, der sollte den Artikel „Ein Genre vor der (Selbst-)Auflösung“ mit dem treffenden Untertitel „Das Dilemma der Science Fiction Literatur“ von Wolfgang Neuhaus lesen, wobei so mancher Fakt nicht der Neuste ist. Zutreffend sind die Punkte aber heutzutage immer noch.
Für die beiden Beiträge im Abschnitt Science ist Robert Hector verantwortlich. Sie betreffen die Bereiche Biomedizin und Globalisierung. Das ist zum Teil gar nicht uninteressant, doch alles ist eben auch sehr wissenschaftlich. Nur ist dies in der Rubrik auch so gewollt.

Wie gewohnt, werden ausgewählte Bücher rezensiert. Welches die Auswahlkriterien der vorgestellten Bücher sind, ist wie immer schwer zu erkennen. So findet man neben dem Klassiker von Ray Bradbury „Der illustrierte Mann“ gleich zwei Werke von Ursula K. LeGuin. Insgesamt gesehen ist das aber einer der Abschnitte, auf die sich der Rezensent am meisten freut und eigentlich nie enttäuscht wird. Es sei dahingestellt, ob die dort beschriebene Einschätzung mit der eigenen Meinung übereinstimmt. Irgendwie ist es immer spannend, andere Sichtweisen kennen zulernen.
Für Sammler und den an Science Fiction Literatur interessierten Lesern gibt es wieder eine umfassende Bibliographie der im Jahr 2001 bei Heyne im Taschenbuch erschienen phantastischen Literatur.

Mit der Rezension des Bandes „Das Science Fiction Jahr 2002“ konnte natürlich nicht jeder Beitrag berücksichtigt und gewürdigt werden. Lesenswert ist das Buch gerade für Fans von Sachbüchern allemal. Der Band spricht alle die an, die sich für die Science Fiction Literatur und deren Umfeld interessieren. Ehrlicherweise muss aber auch gesagt werden, das es schon bessere Bände dieses Almanachs gegeben hat. Und der Preis von 19,95 Euro ist mehr als beachtlich. Die qualitative Ausstattung lässt in gewisser Weise auch immer mehr zu wünschen übrig. Kunstdruckseiten sind nun völlig Vergangenheit. Das ist auch angesichts des hohen Preises mehr als bedauerlich.
Warum das Buch unbedingt den Titel „Das Science Fiction Jahr 2002“ tragen muss, ist schwer nachvollziehbar, da es sich größtenteils um einen Rückblick auf die Jahre 2000 und 2001 handelt. Trotz alledem ist der 17. Band dieses Almanachs ein wichtiges und empfehlenswertes Nachschlagewerk. Es bleibt zu hoffen, dass Heyne den Mut und die Kraft hat, auch den 18. Teil dieses Kompendiums zu offerieren.
Insgesamt wird „Das Science Fiction Jahr 2002“ wird mit einer 8 bewertet.
 


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