Felix Hänisch Das Biest in Dir 1
Das Urteil der Götter
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»Das Urteil der Götter« (Das Biest in Dir 1) von Felix Hänisch
Darius ist ein Waisenjunge. Als Kleinkind wurde er in der Nähe eines kleines Dorfes gefunden. Dieses Dorf ist der Sammelpunkt einer Diebesbande und das Sammelbecken für verlorene Gestalten. Die Einwohner sind eine verschworene Gemeinschaft, in der sich einer um den anderen kümmert und sich alle Bewohner als eine Familie sehen.
Das behütete und zwanglose Leben ist für den Jungen vorbei , als zwei Mitglieder des Ordens der Iatas Darius mit sich nehmen. Ein Schamane habe vorhergesagt, dass kleinen Dieb ein großes Schicksal vorherbestimmt sei. Schnell merkt Darius, dass er so gut wie nichts über die Welt weiß und seine Kenntnisse und Fähigkeiten kaum ausreichen, um in der Welt zu bestehen. Wie ein Schwamm saugt er alles Wissen in sich auf, er ist neugierig und offen für alles.
Als er mit seinen Begleitern die Siegburg, den Stammsitz der Iatas erreicht, wird ihm ein Meister zugewiesen, der für seine Ausbildung zuständig ist. Sein Meister ist niemand anderes als Skal, der erst vor kurzem seinen Lehrling verloren hat. Normalerweise bekommt ein menschlicher Iatas während seines Lebens nur einen Zögling aber hier wird eine Ausnahme gemacht.
Schon an ihrem ersten Ausbildungstag erkennt Skal, dass in Darius mehr steckt, als man auf den ersten Blick erkennen kann. Um den Jungen besser kennenzulernen und dessen Grenzen auszuloten, nimmt der Meister ihn mit zu einer Reise in den legendären Albenwald. Dort soll er Darius seine erste Herausforderung bestehen. Doch was eine kurze Prüfung sein sollte, entwickelt sich zu einem Kampf um das nackte Überleben. Zusammen mit Therry, einer anderen Iatas Anwärterin, muss Darius zu einem Kampf gegen Wesen antreten, die längst als ausgestorben galten und die an der Menschheit furchtbare Rache üben wollen. Doch er muss sich nicht nur äußeren, sondern auch inneren Dämonen stellen, genauso wie seine Freundin Therry.
Kommentar:
Schon das Äußere des Buches und die Gestaltung sind ein wahrer Augenschmaus. Der Geschichte eine Liste der dramatis personae voranzustellen, regt die Neugier des Lesers an, man fragt sich sofort, was die Bezeichnungen bedeuten oder was sich dahinter verbirgt. Ein geschickter Schachzug des Autors.
Felix Hänisch beginnt die Geschichte langsam , er lässt den Figuren Raum, sich zu entfalten. Wir lernen Darius zuerst näher kennen, seine Ängste, seine Gedanken und seine Motivation. Er wird aus seinem beschaulichen aber ärmlichen Leben gerissen und lernt eine völlig neue Welt kennen. Bisher erstreckte sich seine Welt auf ein paar Meilen Umkreis, seine Gedanken richteten sich fast ausschließlich auf den nächsten Raubzug oder die nächste Mahlzeit. Eine kleine, beschränkte aber vertraute Welt, die keine Überraschungen aber dafür auch kaum Gefahren zu bieten hatte.
Der Prozess von einem jungen, unbedarften Dieb zu einem Lehrling der Iatas vollzieht sich langsam und nachvollziehbar. Durch seine jugendliche Neugier und sein etwas tölpelhaften Charme gewinnt Darius die Sympathien des Lesers. Zusammen mit seinem Lehrer Skal, der durch den Jungen eine neue Chance erhält, bilden sie ein gutes Team. Als Therry zu ihnen stößt, kommt etwas Schwung in die Geschichte. Sie ist, anders als Darius, keineswegs behütet aufgewachsen und musste sich dem Ernst des Lebens schon viel früher Stellen. Sie ist schon seit zwei Jahren in der Ausbildung und lässt den Jungen spüren, dass sie der Meinung ist, sie sei bei weitem besser zu einer Iatas geeignet als er. Doch schon bald muss sie ihre Ansichten grundlegend ändern.
Die beiden jungen Menschen haben Lasten zu tragen, die fast zu schwer für ihre unschuldigen Gemüter sind. Sie lernen das Leben in all seiner Grausamkeit kennen, Mord, Vergewaltigung, Verrat und brutale Kämpfe. Hier handelt es sich um keine heile Welt Geschichte, der Autor lässt seine Protagonisten leiden, er schenkt ihnen nichts. Niemand kommt ungeschoren davon. Doch dies stählt sie und schweißt sie zusammen. Obwohl man als Leser zu Beginn denkt, es handele sich wieder nur um eine Geschichte in der die guten Elfen, Menschen Zwerge gegen die bösen Orks und Trolle kämpfen, wird man positiv überrascht.
Aufgrund einiger Grammatik- oder Rechtschreibfehler und des fehlenden Genitiv, stockt das Auge des Lesers widerholt . Doch Schreiben ist ein Lernprozess und schon dieses Debut zeigt, dass der erst zwanzigjährige Autor über eine meisterhafte Erzählkunst verfügt. Wie ein Rohdiamant, der erst noch geschliffen werden muss, um seine wahre Pracht zu entfalten, so wird der Autor sicher noch an seinem Schreibstil feilen und ihn verfeinern. Lobenswert ist auch die Kürze des ersten Bandes. Während sich viele Autoren in Wörtern verlieren und ihre Geschichte unendlich in die Länge ziehen, kommt Herr Hänisch kurz und knapp auf den Punkt, schweift nicht ab und fesselt die Aufmerksamkeit des Lesers von Anfang bis Ende. Alleine dafür und auf Grund seines jungen Alters bekommt er einen halben Punkt mehr als die üblichen vier Punkte, die ich für ein gutes Buch vergebe. Für fünf Punkte reicht es noch nicht, die vergebe ich an wahre Meister wie Steven Erikson oder Brandon Sanderson. Aber Felix Hänisch ist auf dem besten Weg und ich wünsche ihm mit seiner Geschichte viel Erfolg.
Fazit:
Ich bin neugierig, wie die Geschichte von Darius und Therry weiter geht. Und Neugier muss ein Autor erzeugen, um den Leser in seinen Bann zu ziehen. Hier wurde inhaltlich alles richtig gemacht, an dem Genitiv kann man sicherlich zukünftig arbeiten.