Felix A. Münter
Arcadia: Eiskalter Horrortrip aus der Feder von "The Rising" - Autor Felix A. Münter
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»Arcadia: Eiskalter Horrortrip aus der Feder von "The Rising" - Autor Felix A. Münter« von Felix A. Münter
Der Journalist Neil White wird von dem Milliardär George Bailey engagiert um an einer Antarktisexpedition teilzunehmen. Bailey ist dem Absturzort eines Meteoriten auf der Spur, der im ewigen Eis seiner Erforschung harrt. An Bord des Eisbrechers Nimrod, fährt die wissenschaftliche Expedition Richtung Südpol. Als man dort mit dem Kontaktschiff Arcadia zusammentrifft, bahnen sich die ersten Probleme an.
Die Arcadia treibt führungslos im Meer und scheint wie ausgestorben zu sein. Auch von der Antarktisstation wird kein Lebenszeichen empfangen. Dennoch wird der erste Landungstrupp, zu dem auch White gehört, planmäßig dort abgesetzt. Die Station ist halb zerstört und scheint, genauso wie auch die Arcadia, menschenleer zu sein. Aber das täuscht, denn etwas ist dort und wartet – auf neue Opfer.
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Mal ehrlich, was gibt es schöneres, als sich an einem frostigen Abend, bei klirrender Kälte, vor dem heimischen Kamin auf der warme Couch zu lümmeln und einen heißen Kakao zu trinken? Genau, zusätzlich noch einen Horrorroman zu lesen, der, wie passend, im ewigen Eis des Südpols spielt. Solche Bücher funktionieren zu dieser Jahreszeit einfach am Besten. Nicht anders ist es auch mit dem Buch Arcadia von Felix Münter. Einem Autor, der bis zu der Lektüre dieses Buches für mich gänzlich unbekannt gewesen ist.
Der Plot von Arcadia ist weder neu, noch besonders innovativ. Aber, wer erwartet das auch schon von einem Horrorroman? Ein Horrorroman soll in ersten Linie unterhalten. Niemand erwartet doch ernsthaft, dass er neue Horizonte erschließt (was aber auch nicht schlecht wäre) oder gar intellektuelle Glanzpunkte setzt (würde ich aber auch nicht verachten). So gesehen, kommt das vorliegende Buch genau der Aufgabe nach, für die es geschrieben wurde - es unterhält. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Die Story erinnert sehr an John W. Campbells Novelle Who goes there . Diese wurde bereits zweimal verfilmt, wobei die zweite Verfilmung von John Carpenter (Das Ding aus einer anderen Welt ) wohl die bekanntere sein dürfte. Wie auch in Aracadia , treibt sich etwas „nicht menschliches“ im ewigen Eis herum und belästigt die Mitglieder einer Forschungsstation. Nimmt man jetzt noch eine Prise Alien vs. Predator hinzu, in der sich ein Milliardär an Bord eines Eisbrechers auf die Suche nach etwas „Außergewöhnlichem“ ins ewige Eis begibt, und einen Hauch von Akte X , in denen Leuten ebenfalls schwarze, ölige Flüssigkeiten aus den Körperöffnung bluten, bekommt man alle Zutaten für Arcadia .
Was auf den ersten Blick vielleicht etwas negativ klingt, entpuppt sich auf den zweiten jedoch als gut funktionierende Unterhaltung. Denn Arcadia hat mir gut gefallen. Es ist kuzweilig und spannend, auch wenn die Spannung rund 100 Seiten braucht bis sie in Erscheinung tritt. Aber auch diese vorherigen Seiten haben durchaus ihren Unterhaltungswert. Münter nutzt sie, um seinen Protagonisten Neil White (im Klappentext noch als Nigel tituliert) einzuführen und dessen moralische und berufliche Einstellung aufzuzeigen. Durch die Erzählung aus der Ich-Perspektive funktioniert das recht gut.
White ist der Protagonist, der hauptsächlich in Erscheinung tritt und um den sich alles dreht. Abgesehen von ihm, wird nur noch der Wissenschaftlerin Maria Chavez und dem Matrosen Jyrki Raum für Entfaltung geboten. Alle anderen bleiben mehr oder weniger gesichts- und namenlose Handlanger - im Kosmos von Star Trek auch Redshirts genannt. Ihnen obliegt die Opferrolle. Es ist allerdings etwas schade, dass der Rest der Expeditionsteilnehmer so identitäslos bleibt. Ein wenig Abwechslung und eine andere Handlungsebene, abseits von White, hätten der Geschichte nicht geschadet.
Sicherlich positiv hervorzuheben ist der Umstand, dass sich der Autor bei der Schilderung des Horrors mit dem literweise Auskippen von Blut und Hirnmasse sehr zurückgehalten hat. Es gibt natürlich auch einige weniger appetitliche Schilderungen, diese halten sich aber glücklicherweise in Grenzen. Horror wird durch die“ Aktivierung des Kopfkinos“ und durch spannende Verfolgungsjagden beim Leser hervorgerufen. Und davon gibt es nun wirklich genug. Ob im Basislager oder an Bord der beiden Eisbrecher, Neil, Maria und Jyrki sind pausenlos auf der Flucht.
Allerdings hat dieses „jump und run“ auch seine Nachteile. Man erfährt zwar durch ein gefundenes Tagebuch wieso es zu der Kontaminierung der Basisstation und der Arcadia gekommen ist, aber es bleibt dennoch alles recht oberflächlich. Es breitet sich das Gefühl aus, dass neben all dem „Herumgelaufe“ etwas auf der Strecke geblieben ist. Das in der Geschichte mehr Potenzial gesteckt hat, als der Autor tatsächlich abgerufen hat.
Auch bleiben einige Fragen ungeklärt, z.B. warum der erste Landungsstrupp, obwohl man von den Schwierigkeiten in der Basistation wusste, so schwach besetzt gewesen ist und man ihm ausgerechnet einen Journalisten zuteilen musste, während der Initiator der Expedition erst im zweiten Helikopter eingeflogen wurde. Leider war auch das Ende zu vorhersehbar.
Der Schreibstil von Felix Münter ist angenehm. Keine Schachtelsätze oder irgendwelche verschwurbelten Wörter. Er schreibt unkompliziert und versteht es auf den Punkt zu kommen. Das zeigt sich gerade auf den ersten 100 Seiten, auf denen er ein paar informative Punkte bezüglich Eisbrecher, Meteoriten, Seekrankheiten oder die Antarktis einfließen läßt. Geprägt ist das ganze von einer lockeren und humorvollen Erzählweise, in der es ein paar weniger Kraftausdrücke (es wird ja alles aus der Sicht von Neil erzählt) auch getan hätten.
Hervorzuheben wäre auch noch das sehr stimmungsvolle Cover von Ignacio Bazán Lazcano, wodurch ich überhaupt erst auf das Buch aufmerksam geworden bin. Der Typ mit den roten Augen, die dunkle Nacht und das Schneegestöber passen gut zu der Geschichte. Auch wenn im Buch wieder mal einige Rechtschreibfehler zu finden sind, kann ich Arcadia durchaus weiterempfehlen.