Dermot Bolger
Wo die verlorenen Seelen wohnen
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»Wo die verlorenen Seelen wohnen« von Dermot Bolger
Joey ist 16 und neu am Stradbrook College. In seiner alten Schule war er der Außenseiter und wurde gemobbt, nun hegt er die Hoffnung, dass es anders wird. Neu an der Schule ist auch Shane, der sogleich mit seiner lockeren Art im Mittelpunkt steht und in dem Joey sofort einen guten Freund findet. Und dann ist da auch noch Geraldine – mit ihr würde Joey gerne mehr Zeit verbringen, ist er doch heimlich verliebt in sie. Doch sie bleibt zurück haltend und mit Shane will sie so gar nichts zu tun haben. Mehr noch, sie warnt Joey: Man könne Shane nicht trauen und er solle sich besser fern halten von ihm. Joey kann diese Warnung anfangs überhaupt nicht nachvollziehen, doch im Laufe der Zeit zweifelt er immer mehr an Shanes Geschichten und kann immer weniger mit dessen widersprüchlichen und teilweise unheimlichen Verhalten umgehen. Doch er hätte sich nie träumen lassen, was hinter alldem steckt.
Der Hauptteil der Geschichte dreht sich um Joey und spielt im Jahr 2009. In Rückblenden auf vergangene Jahre, zurückreichend bis ins Jahr 1932, lernt man die weiteren Protagonisten – Geraldine, Shane und Thomas – und deren Vorgeschichte kennen. Durch diese verschiedenen Erzählstränge, die immer aus der Sicht des jeweiligen Protagonisten geschrieben sind, baut sich eine unheimliche Story auf. So werden Details nur stückchenweise enthüllt und somit die Spannung aufrecht gehalten.
Dermot Bolger hat mit seiner sehr bildhaften Schreibweise eine spannend-gruselige Atmosphäre geschaffen. Man leidet und fiebert mit den Charakteren mit, verspürt Mitleid auch mit denen, die vordergründig „böse“ sind. Denn eigentlich kann man keine der Figuren in „gut“ und „böse“ einteilen. Sie alle haben einen Grund für ihr Tun und dieser wird dem Leser vom Autor sehr gut nahe gebracht.
Der Klappentext hatte mich ein wenig an die Bücher von John Saul erinnert. Man kann „Wo die verlorenen Seelen wohnen“ auch in diese Kategorie einordnen, doch man merkt, dass Dermot Bolger dieses Buch für Jugendliche geschrieben hat. Es gibt keine brutalen oder actionreichen Szenen, man kann eher seine eigene Fantasie spielen lassen. Ich selbst habe relativ schnell geahnt, worauf die Geschichte hinausläuft, aber das hat meinem Lesespaß keinen Abbruch getan.
Einziger Mangel: Die letzten drei bis vier Kapitel waren recht rasant und man musste schon mal aufpassen, welche Person jetzt gerade wer ist (genauer darf ich nicht darauf eingehen, sonst gibt es einen Spoiler).
Fazit: Ein spannend geschriebenes Jugendbuch, das man auch im nicht-jugendlichen Alter noch gerne liest.