Colfer, Eoin Artemis Fowl 3
Der Geheimcode
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»Der Geheimcode« (Artemis Fowl 3) von Colfer, Eoin
Hurra, der neue Artemis Fowl ist da, so hört man allenthalben aus Buchhändlerkreisen. Es ist kein Geheimnis, dass die Branche stöhnt. Viele, gerade kleine Buchhandlungen stehen vor dem Aus, selbst die grossen Ketten ächtzen unter der Rezession, die zumindest laut unserem Kanzler keine ist. Unleugbare Tatsache aber, dass die Bürger ihre Gürtel enger schnallen müssen, und gespart wird wo man kann. Dabei sind naturgemäss Luxusgegenstände wie Bücher recht weit oben auf der Liste. Und das zu Zeiten, da die Jugendlichen sich immer mehr vom Buch ab, und dem multi-medialen PC zuwenden. Ich weiss, viele verweisen auf die enormen Erfolge der Rowling Titel – aber diese Ausnahme bestätigt leider nur die Regel.
Da kommt es in der bis zum Oktober andauernden Harry Potter Flaute ganz recht, dass Harry´s grösster literarischer Konkurrent in der Publikumsgunst zum dritten Mal von sich hören lässt. Zeitgleich mit der englischen Veröffentlichung des fünften Potter Titels wird im List Verlag DER GEHEIMCODE aufgelegt.
Artemis, wir wissen dies, ist anders als Potter ein böser Bube. Einer Verbrecherdynastie entsprungen gilt für ihn der Wahlspruch „Aurum potestas est“, und so hat er aus den wissenschaftlichen Errungenschaften der Unterirdischen einen Super-Minicomputer zusammengebastelt, der seinem Besitzer Zugang zu allen Datenbanken der Menschheit ermöglicht. Dumm nur, dass er eben diesen C-Cube, nach einem misslungenen Erpressungsversuch an einen skrupellosen Mafiaboss verliert. Schlimmer noch, Butler, der Butler jawohl, der weltbeste Bodyguard wird bei diesem Abenteuer tödlich verletzt. Aber Artemis wäre nicht der genialste Verbrecher, wenn er nicht einen Ausweg wüsste. Er mobilisiert, nicht ganz freiwillig versteht sich, die Hilfe der Unterirdischen. Die Fee Holly, der Kobold Mulch und die ganze ZUP Truppe werden aktiviert um zuerst Butler von den Toten auferstehen zu lassen, und dann geht es dem Chicagoer Gangster an die Gurgel...
Was kann man über ein Buch besseres sagen, als dass ich den Roman in einem Rutsch durchgelesen habe. Trotz Freibadwetter, trotz Tochter, die mich zum Spielen rief, ja selbst das gute Essen meiner Frau habe ich ausgeschlagen, nur um zu erfahren, wie Artemis seinen Kopf diesmal aus der Schlinge zieht.
Dieser Roman bietet alles, was der Leser und Fan des bösen Jungen von ihm erhofft - überaus spannend, kurzweilige Unterhaltung mit versteckten Anspielungen und Tiefgang – Herz, was willst Du mehr? Verglichen mit den beiden ersten Teilen aber habe ich bei aller Freude am Schmökern doch ein ganz klein wenig die Originalität vermisst. Die auftretenden Personen sind weitestgehend bekannt, einige Szenen erinnerten an Darstellungen in den ersten Romanen. Es ist immer schwierig für einen Autor seinen Lesern neue Ideen mit denselben, liebgewonnenen Protagonisten zu offerieren. Zu festgefahren sind die Verhaltensmuster der Personen aus den ersten Teilen eines Zyklusses, zu sehr muss der Autor auf den Lesergeschmack eingehen. Da bietet sich oftmals nur der Widerpart als wirkliche Chance etwas Neues zu kreieren an. Und gerade hier war ich von Spiro enttäuscht. Er blieb über die gesamte Handlung des Romans hinweg eine blasse Kopie eines Mafiabosses im Stile eines Al Capone. Ohne Stil, ohne bemerkenswerte Intelligenz – wie will es dieser Schlägerverschnitt mit dem IQ eines Wrestlingamateurs an die Spitze eines Verbrechersyndikats geschafft haben? – bietet er wenig interessante Kanten und Ecken. Hier hat Colfer Möglichkeiten verschenkt uns noch mehr Dynamik aus einem Duell zweier Mastermind´s zu kredenzen. Mit einem solchen Gegenspieler hätte dieser Roman die Krönung der Reihe werden könne, so aber liegt ein zwar sehr guter, aber eben nicht überragender Titel vor uns.
Eine Anmerkung, nein besser eine Vermutung noch zum Schluss – wir werden Artemis Fowl und seine Freunde wohl aller Wahrscheinlichkeit nach irgendwann wiedersehen – eine Hintertür zum Abschluss der projektierten Trilogie hat sich der Autor zumindest offen gelassen.