Christian Endres
Sherlock Holmes und die tanzenden Drachen
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»Sherlock Holmes und die tanzenden Drachen« von Christian Endres
In den Straßen Londons vermischen sich die Menschen und angereiste Bewohner des Feenlandes zu einem bunten Szenario . Doch nicht alle Menschen befürworten den Zuzug dieser fremden Kreaturen. Die Geschöpfe sind zu fremd, zu bizarr, zu anders, als dass der normale Durchschnittsbürger keine Angst vor Entfremdung hätte. So geschieht, was geschehen muss, wenn fremde Kulturen auf engen Raum zusammen kommen. Der grausame Mörder Jack the Ripper mordet unzählige Feen, ein Troll wird brutal zusammen geschlagen, Fremdenfeindlichkeit und Gewalt gegen Andere nimmt Überhand und die Stimmung ist überhitzt. Als dann auch noch das legendäre Schwert Excalibur aus dem britischen Museum gestohlen wird, kann nur noch ein Mensch helfen, die Taten aufzuklären sowie die sensible Lage zu entspannen: Sherlock Holmes. Der rational denkende Detektiv macht sich mit seinem Freund Dr. Watson auf, die verschwundene Klinge zu finden. Denn wenn dieses Schwert in falsche Hände gerät, wird die Stellung von Königin Viktoria in Frage gestellt. Wer sich als rechtmäßiger Nachkomme der Pendragons legitimieren kann, hat Anspruch auf den Thron. Und wie es scheint, ist die Blutlinie des Sagen umwobenen König Artus nicht ausgestorben. Watson ist dem großen Ermittler diesmal keine wirkliche Hilfe. Obwohl er nach dem Verlust seiner Frau wieder in die Baker Street gezogen ist, wird Watson durch die reizende Mary abgelenkt, die sein Herz im Sturm erobert hat.
Schnell wird dem Duo klar, dass das Schwert nur mit Hilfe von Magie entwendet werden konnte. Sherlock Holmes, der vom Magie nicht besonders viel hält, verlässt sich lieber auf seinen Verstand und sein Können. Schnell hat er Moriaty als Schuldigen ausgemacht. Doch niemand glaubt ihm. In diesem London handelt es sich bei Moriaty um den Premierminister und nicht einmal Mycroft Holmes glaubt seinem unübertrefflichen Bruder. So kämpft Holmes nicht nur gegen seine Feind sondern auch um seine Glaubwürdigkeit.
Kommentar:
Nachdem uns in den letzten Jahren schon einiges an Sherlock Holmes Büchern und Serien zugemutet wurde, die den Pfad des Originals weitgehend verlassen haben, stellt sich die Frage: Braucht es noch einen weiteren Sherlock Holmes Roman, der das Original lediglich nur noch als Alibi benutzt, um mit dem Namen des berühmten Ermittlers die Leserschaft auf seine Seite zu ziehen. Bei diesem vorliegenden Roman kann ich die Frage eindeutig mit ja beantworten. Zwar handel t es sich sicher um eine Hommage an ACD aber Christian Endres hat völlig neue Wege beschritten und gewagte Ideen entwickelt.
Dieses viktorianische London wird durch ein Portal mit dem Reich Oberons und Titanias verbunden . Es herrscht ein reger Verkehr zwischen den Welten. Dort ein Land voller Magie, in der die Geschöpfe friedlich zusammen leben und die Natur achten und lieben. Hier ein Land am Rande eines neuen und modernen Zeitalters. Drachen contra Luftschiffe, Droschken contra U-Bahn, Dampfer gegen magische Teleportationskreise. Der Unterschied könnte nicht größer sein. Wie immer, wenn Kulturen aufeinander prallen, kommt es zu Unruhen, Fremdenhatz und Anschlägen. Nur wenn die fremden Wesen sich im Alltag als nützlich erweisen, werden sie akzeptiert. Die Zwerge werden auf Grund ihre Tunnelbau Erfahrung als Arbeiter für den Bau der U-Bahn eingesetzt. Die Trolle sind begehrte Leibwächter, da sie alleine durch ihre beeindruckende Gestalt schon manch scheues Gesindel abschrecken.
Der Autor erzählt die Geschichte eloquent mit viel Humor. Wortwitz und einem Augenzwinkern. Ernsthafte Holmes Fans werden sich sicherlich die Haare raufen aber ich habe mich sehr gut unterhalten gefühlt. Christian Endres lässt viele berühmte Persönlichkeiten in seinem Roman erscheinen. Houdini findet ebenso Erwähnung wie Jules Verne, Oscar Wilde, Kipling oder T.H. White. Und was sagt einem aufmerksamen Leser die Figur eines Suggestionskünstlers Patrick Jane oder ein Hinweis auf das abgedrehte Turai? Auch den Fluch: Hunderttausend heulende und jaulende Höllenhunde verbindet man mit einer beliebten Figur eines anderen Genre. Dick Turpin ist ebenfalls eine legendäre Gestalt die ihren Weg schon in diverse Romane und eine TV Serie gefunden hat. Somit ist Sherlock Holmes und die tanzenden Drachen eine wahre Fundgrube an versteckten Hinweisen und ein bunter Mix diverser Genre.
In diesem skurrilen Szenario geht die Figur des Sherlock Holmes leider etwas verloren. Z viele Nebenpfade lenken von der Hauptfigur ab und der meisterhafte Detektiv kann hier nicht so glänzen wie sonst. Aber wen stört es, wenn man so gut unterhalten wird. Das Cover ist prägnant, in eindringlichen Farbtönen und passt zu der Story, was leider bei vielem Fantasyromanen heutzutage nicht der Fall ist.
Fazit:
Dieses Buch besitzt das Potenzial, zu einem Kultbuch zu werden, so wie die Legenden von Turai oder Fool on the Hill. Humorvoll, unterhaltsam, skurril, frech und modern.