Catherine Egan Schattendiebin 1
Die verborgene Gabe
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»Die verborgene Gabe« (Schattendiebin 1) von Catherine Egan
Dass ein Auftrag als Bedienstete so anstrengend und gefährlich werden kann, damit hätte die junge Diebin und Spionin Julia nicht gerechnet. Selbst ihre außergewöhnliche Fähigkeit, mit dem Hintergrund zu verschmelzen und aus der sichtbaren Realität zu verschwinden, helfen ihr nur begrenzt. Denn in einer Welt, die von Hexen und Magie durchzogen ist, ist Ella, wie sie sich zur Tarnung nennt, nicht wirklich sicher. Bald entwickelt der harmlos erscheinende Auftrag, dass Haus von Frau Och und deren Bewohner auszuspionieren in etwas ganz anderes: Julia soll ein kleines Kind entführen! Als ihr die wahren Hintergründe klar werden, ist es längst zu spät.
Das Cover zeigt die Spionin und Diebin Julia. Sie verschmilzt mit der Wand, einzig ihr ungestümes Gesicht ist klar und deutlich zu erkennen. Es wirkt auf mich geheimnisvoll und hat mich schier magisch zu dem Buch gezogen.
Catherine Egan hat einen eigenwilligen Schreibstil, in den ich mich erst zurecht finden musste . Mal schreibt sie packend und so brutal grausam, dass es mir den Magen hebt, dann wieder so ruhig und beschaulich, dass ich nur mit Müh und Not die Augen offen halten kann. Eigentlich sollten sich diese Gegensätze sehr gut ergänzen und gegenseitig aufheben, aber mir war es einfach zu viel. Die Sprünge gefielen mir nicht. Denn auch die Handlung an sich harmonierte nicht recht. Dieb, Hexenverfolgung, wahnsinniger Mörder, Waisenkinder... Alles vermischte sich zu einer etwas gewöhnungsbedürftigen Geschichte. Schnell war mir klar, dass Egan kein Buch geschrieben hat, das mir gefällt. Und doch las ich weiter, denn irgendetwas zog mich doch in ihren Bann. Und das war auch gut so, denn die Geschichte fand zum Ende hin ihren Trott und gefiel mir ausgesprochen gut. Rückblickend denke ich, dass die Autorin ihre Leser einstimmen wollte auf eine großartige Serie, doch dafür müssen Hintergründe geschaffen werden, auf die alles aufbaut. Sowohl in der Handlung, als auch in den Charakteren.
Ihre Protagonisten stellte Egan interessant und schillernd vor. Im Mittelpunkt der Ereignisse steht Julia. Eine junge Frau, deren Vater als Säufer die Familie im Stich gelassen hat und deren Mutter als Hexe vor ihren Augen ersäuft wurde. Zusammen mit ihrem Bruder, fand sie Unterschlupf bei Kleinkriminellen, die sie als Diebin ausbildeten. Als ihre Fähigkeit des Verschwindens erkannt wurde, sollte Julia zusätzlich als Spionin arbeiten. Auf den ersten Blick macht sie einen starken, gefestigten Eindruck, aber eben nur auf den ersten. Denn unter der unnahbaren, harten Schale, steckt ein verletztes Kind, dass Liebe und Zuwendung sucht und dringend braucht. Andere, als die ihre Bruder Dek ihr geben kann. Ich fand es nett, Julia auf ihrem Weg zu begleiten und bin gespannt, wie sie sich im Laufe der Geschichte weiterentwickeln wird.
Zu keiner anderen Person habe ich eine Beziehung aufbauen können, es allerdings auch nicht vermisst. Denn in Egans Werk wimmeln so viele verschiedene Menschen, dass ich mich weder festlegen wollte noch konnte. Leicht irre Wissenschaftler, Wolfsmenschen, Hexen und Wesen, die nicht ganz greifbar sind, tummeln sich mit normalen Hausmädchen und Filous. Eine wirklich außergewöhnliche Mischung, die zwar gut aufeinander abgestimmt ist, aber mir drängte sich das Gefühl auf, dass manchmal weniger mehr ist. Es wirkte auf mich überfrachtet.
Mein Fazit
Eine interessante neue Serie, auf deren Fortsetzung man gespannt sein darf.