Andrea Schacht
Der Ring der Jägerin
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»Der Ring der Jägerin« von Andrea Schacht
Katharina Leyden ist eine junge Frau, die mit ihrem Aussehen nicht wirklich zufrieden ist und einen eher strengen Kleidungsstil pflegt, um in ihrer Position als Chefsekretärin als kompetent zu wirken. Das sie sich selber dadurch eher als farblose Maus charakterisiert und ihr Lebensstil ohne jegliche Spontanität ist, bemerkt Kathy nicht. Als eines Abends nun die schneeweiße Katze Minerva - genannt Mini - auf ihrem Balkon steht, gerät das geordnete Leben aus der Bahn. Es stellt sich heraus, dass die Mini sprechen kann und Hilfe für ihre Königin sucht, die durch einen Rattenbiss verwundet worden ist. Katharina soll ein Heilmittel für die Katzenkönigin finden, die über eine völlig andere Welt, in der die Katzen die vorherrschende Lebensform sind, regiert - Eine Vorstellung, mit der sich die sonst so realistisch denkende Katharina nur langsam anfreunden kann.
Andrea Schacht schafft mit "Der Ring der Jägerin" eine etwas andere Art von Fantasyroman.
Sie beschreibt das ziemlich ruhige und fade Leben der Chefsekretärin Kathy , die gerade dabei ist in einem Abendstudium ihr Diplom in Statistik zu machen und durch die aus Trevelin stammende Katze Minerva komplett aus der Bahn geworfen wird. Ihr Leben ändert sich in kleinen Schritten, die sie durch Minis kätzisch durchgesetzte Willensäußerungen unternimmt. Zudem führt die Katze sie auf Pfade der Hexerei und bringt Kathy dazu, Nachforschungen über ihre Urahnin und Hexe Katharina vom Walde zu unternehmen. Ihre Aufgabe ist es, das von dieser Ahnin verfasste Buch zu finden, in dem sie ihre Heilmethoden und medizinische Erfahrungen aufgeschrieben hat. Doch nicht allein die Wiedererlangung dieses Werkes aus einem Hexenzirkel, sondern auch das Öffnen des Folianten gestalten sich als wahres Abenteuer. Das Buch ist durch 7 Siegel verschlossen, die nur unter bestimmten Bedingungen geöffnet werden können und jedes Mal eine einwöchige Bedingung stellen, welche bei Nichterfüllung ein weiteres Öffnen unmöglich machen und mit äußerst gefährlichen Konsequenzen für den Wissensbegehrenden enden können. Ganz nebenbei verändert sich das Leben der Katharina Leyden und auch eine mögliche Liebe, andere Aktivitäten und ein Charrieresprung scheinen möglich zu werden. Da ist der Ausflug nach Trevelin und die Herausforderung ein Heilmittel für die Katzenkönigin zu finden doch beinahe schon ein Klacks.
Man merkt, dass Frau Schacht selber eine Katzenhalterin ist, da sie die in diesem Band auftauchenden Katzencharaktere einfach treffsicher mit ihren verschiedenen Launen und Stimmungen charakterisiert hat und ganz nebenbei die Handlungsweisen dieser Tiere mit viel Charme und Witz untermalt hat. Allein wie Minerva mit Kathy und ihren bisherigen Kochkünsten umgeht, hat mich mehrfach schmunzeln lassen.
Die Welt Trevelin und die Vorstellung, das Katzen die vorherrschende Rasse sind und sich Menschlinge als Haustiere halten, die auf dem Stand von Steinzeitmenschen sind, hat irgendwie etwas amüsantes. Auch die Feststellung, das Katzen eitel sind und daher besonders für Komplimente zugänglich sind, wird perfekt in die Geschichte eingeflochten.
Daher haben mir die kurzfristigen Ausflüge in diese Welt auch so besonders gefallen.
Die verschiedenen Menschen, die in dem Buch auftauchen, haben verschiedene Wesen und die unterschiedlichsten Hintergründe. Sicher gibt es wieder gute und böse Charaktere, aber halt auch Personen, die einen Teil von beidem in sich tragen und daher um so glaubhafter wirken.
So ist der Chef von Kathy ein wirklich sympatisch-schusseliger Mensch, der mit der modernen Technik eines Computers nicht zurecht kommt und mehrere Ausfälle in der Firma verurascht, auf seinem Gebiet aber einfach kompetent ist und eine traurige Familiensituation im Rücken hat. Oftmals kann Katharina diesen Menschen jedoch neue Hoffnung schenken, was er ihr mit Treue wieder zurückgibt.
Alan, ein Sportstudioleiter, ist ein gebranntes Kind, was Frauen anbelangt und tritt mit seinen Leuten auch in einer Stripshow auf. Das Katharina sich für diesen Mann interessiert und zu was für komischen Verwicklungen das führt, war einfach nur interessant zu lesen. Wird diese Beziehung wirklich eine Zukunft haben und Kathy, die bereits in erster Ehe von einem Sportler tief verletzt wurde, über ihren Schatten springen können? Finden sie es heraus.
Der HeiDi-Besitzer Volkmar Schrader ist ein Mensch der mit Worten zu Fesseln vermag und viele aus Kathys Firma um den Finger wicklen konnte. Die Firma soll von Kathys Arbeitgeber übernommen werden und ihr Chef ist mit der Abwicklung des Ganzen beauftragt. Doch nur diesem und Kathy fällt auf, dass Herr Schraders Verhalten zu glatt ist und sich hinter dieser Fassade etwas verbergen muss. Was das wohl ist, wird erst im Laufe des Romans deutlich und fordert ein striktes, nicht ganz gesetzliches Handeln.
Dann gibt es noch den Hexenzirkel, zu dem Katharina zugang findet und die Unterschiedlichen Hexenausprägungen in diesem. Das Ganze wirkt eher aufgezogen und so soll es auch sein. Die wenigsten Frauen verstehen dort wirklich etwas von Hexenkunst, aber manche von ihnen haben dennoch Fähigkeiten, die nach und nach aufgedeckt werden.
Kathy findet in diesen Personenkreisen mehrere Freunde, ein paar Feindcharaktere und auch irgendwo dort ihre wahre Liebe. Doch wird dies Volkmar oder Alan sein?
Auch sehr schön ausgedacht fand ich die Namensgebung der Trevelinkatzen und die Verbindungen zu unserer Geschichte mit diesen. Es werden Stränge zu der ägyptischen Mythologie gebildet, ebenso zu unserem aktuellen Rechenwesen und wie es entstanden ist. Interessant war auch die Bedeutung der Namensgebung in der Katzenwelt und der Glaube an Wiedergeburt und Neuanfang in diesem Zusammenhang.
Alles in Allem ist "Der Ring der Jägerin" ein Fantasywerkt, das besonders Katzenliebhaber zu schätzen wissen werden. Ein Werk, das mit viel Witz aufwartet, die Selbstfindung der Hauptcharakterin mit gut gewählten Worten untermalt und einen Blick in eine andere Welt werfen lässt, sowie viele Aspekte der Naturheilkunst beleuchtet. Somit haben wir ein Werk vor uns, das viele Ansätze in sich vereint und allein dadurch zu Fesseln versteht.