Wendy Everly lebt ein Leben als Außenseiterin. Mit einem zarten Alter von 6 Jahren wurde sie von ihrer eigenen Mutter als Wechselbalg bezeichnet und mit einem Messer angegriffen. Nur ihr Bruder Matt und ihre Tante Marcie kümmern sich um ihr Wohlergehen und nehmen Vieles für sie in kauf. Denn Wendy ist definitiv ein sehr eigenwilliges Mädchen. Sie hasst Schuhe, lebt Vegan und verabscheut alles Essen mit künstlichen Aromen oder Konservierungsstoffen. Auch das Herstellen von zwischenmenschlichen Kontakten fällt der nun schon fast 18jährigen Wendy nicht leicht und sie hat es bereits geschafft, von mehreren Schulen zu fliegen. Doch all dies ändert sich aprubt, als Finn in ihr Leben tritt. Er bezeichnet sich selbst als Tracker und einer Rasse Namens Tryll zugehörig und eröffnet Wendy, dass sie ebenfalls zu diesem Volk gehört und nun gerne zu diesem zurückkehren kann. Als ein verfeindeter Tryllstamm - die Vittra - auftauchen, bleibt Wendy keine andere Wahl, als ihre Ziehfamilie zu verlassen und Finn zu folgen. Doch ist die Welt, die er ihr versprochen hat, ihr wirklich so wohl gesinnt und wird Wendy es schaffen, sich in diese einzufügen?

Mit "Verborgen - Die Tochter der Tryll" startet Amanda Hocking den Auftackt einer Triologie um die junge Tryllprinzessin Wendy.
Sie gestaltet dabei ein völlig anderes Trollbild, als das es in anderen Erzählungen der Fall ist. So erscheinen die Tryll hier als den Menschen zum Verwechseln ähnlich sehende Wesen, die ihre Kinder - als sogenannte Changelings - im Babyalter gegen die Kinder reicher Menscheneltern austauschen, um diese durch ein Erbe der falschen Familien später finanziell Abzusichern. Dies fällt den Eltern in den meisten Fällen nicht auf, da die Tryll auch über verschiedene Fähigkeiten verfügen, mit denen sie die Menscheneltern zu überzeugen verstehen, dass die getauschen Babys ihre wahren Kinder sind. Nur in wenigen Fällen mißlingt eine solche Beeinflussung und das kann zum Tod des Tryllkindes führen oder aber zur Ablehung innerhalb der Tauschfamilie. Auf jeden Fall ein Vorgang, der meiner Meinung nach moralisch äußerst verwerflich ist, aber in dem Buch eine tragende Rolle spielt.
Natürlich haben die Changelings nacher erst einmal ein totales Gefühlschaos, wenn sie erfahren müssen, dass die Familien, in denen sie aufgewachsen sind, gar nicht ihre wahren Familien sind und müssen sich - so sie denn wirklich wieder zu ihrem eigenen Volk zurückkehren - in einer komplexen eigenen Gesetzstruktur zurechtfinden.
Im Land der Tryll herrscht Monarchie. Ganz oben steht die Königin Elora, dann folgt die Prinzessin (hier durch Wendy vertreten), dann die Markis und danach die sogenannten Tracker. Die unterste Schicht bilden die Mänsklig (Mänks) - Menschen, die bei den Tryll herangewachsen sind und die Kinder der reichen Eltern sind, die gegen die Tryllbabys getauscht wurden. Diese dürfen nicht erfahren, wer ihre wahren Eltern sind, bekommen jedoch niedere Arbeiten in der Tryllherachie zugeschoben und werden mit Bildung und Finanzen versorgt.
Zu den Trackern ist zu sagen, dass dies Tryll sind, die kaum eigene Fähigkeiten besitzen und nur untereinander Heiraten dürfen. Sie dienen dazu, die Changelings zu beobachten und in einem passenden Alter an die Tryllgesellschaft heranzuführen und ihre Eingliederung in Selbige zu gewährleisten. Genau zu diesem Volksteil gehört auch Finn, der für Wendy eine tiefere Bedeutung als nur ein Mentor in diesem Band bekommen soll.

Nun zu den Charakteren. Erst einmal haben wir die Hauptprotagonistin Wendy, die unter den Menschen aufgewachsen ist und ein Trauma in ihrer Kindheit zu überwinden hatte. Immerhin wurde sie von ihrer (Pflege)Mutter mit einem Messer angegriffen und schwer verletzt. Auch in der eigentlichen Welt konnte sie sich nie richtig zurechtfinden und stach mit ihrer Andersartigkeit hervor. Sie ist ein sehr gefühlsbetonter Charakter, die teilweise Ichbezogen gelebt hat, doch in der Tryllgesellschaft eine der Wenigen ist, die zu Mitgefühl fähig ist und gleich zu Beginn schon innerlich gegen die Gesellschaftstruktur rebelliert. Auch gefallen ihr die Benimmregeln für eine Prinzessin nicht wirklich, was dazu führt, das auch das Einleben in die Tryllgesellschaft für sie zu einem Kampf wird. Bis jetzt hat sie nur die Fähigkeit entwickelt, mit ihrem Willen über Blickkontakt, Personen dazu zu bringen, zu tun was sie wünscht - doch sie soll noch ein großes Potential für weitere Kräfte haben. Wendy - definitiv ein Charakter mit Ecken und Kanten, was sie um so Realistischer wirken lässt.
Dann haben wir den Tracker Finn. Zu Beginn des Buches ist er ein junger Mann, der Wendy etwas seltsam und geheimnisvoll anmutet. Doch ein wichtiger Charakterzug Finns ist Ehrlichkeit und Pflichtbewußtsein - Letzteres steht manchmal eindeutig seiner Gefühlswelt im Weg und wird ihm wohl auch weiterhin noch viele Steine in den Weg legen. Finn - ebenfalls ein Charakter, der noch einige interessante Entwicklungen heraufbeschwören kann.
Ein weiterer wichtiger Charakter ist die Tryllkönigin Elora. Diese zeichnet sich durch eine (äußere?) Gefühlskälte gegenüber allen Anderen aus und zeigt auch gegenüber Wendy keine wirklichen Muttergefühle. Alles mit dem sie Aufwartet sind Regeln und Gesetze. Sie kann über Gedanken mit Leuten kommunizieren und sie hat Zukunftsvisionen, die sie in selbstgemalten Bildern darstellt. Man erfährt in diesem Band noch nicht all zu viel über ihr früheres Leben und ich bin mir sicher, dass auch dieser Charakter in den weiteren Bänden noch einen Wandel vollziehen wird - wohin... wer weiß?
Es gibt noch einen Haufen weiterer Nebencharaktere, die in den Folgebänden möglicherweiße noch eine tragendere Rolle spielen mögen. So möchte ich Rhys, einen Mänsklig bennenen, der das Tauschkind für Wendy war. Auch ist noch ein weiteres Mädchen namens Rhiannon vorhanden, die ein wenig Ausgleich schafft. Ebenso einen äußerst begabten Adligensohn der Tryll - Tove - der verschiedene, stark ausgeprägte Fähigkeiten hat. So kann er Dinge Kraft seiner Gedanken bewegen und Gefühlslagen farblich wahrnehmen. Besonders auffällig an ihm war aber seine völlig eigene Einstellung zur Tryllkultur und sein Auflehnen im Kleinen, was mir persönlich sehr gefallen hat. Zuletzt ist da Noch Willa, ein Tryllmädchen, das etwas älter als Wendy ist und sich eindeutig als Hilfe und Stütze für diese erweist. Dieses Mädchen ist in der Lage den Wind zu kontrollieren, was allerdings zu den weniger starken Befähigungen unter den Tryll zählt. Alle die genannten Seitencharaktere spielen eindeutig eine wichtige Rolle für die weiteren Entscheidungen Wendys.

Alles in Allem kann ich sagen, dass Amanda Hockings Triologiestart mit "Verbrogen - die Tochter der Tryll" eindeutig äußerst gut gelungen ist. Der Leser bekommt komplexe Gesellschaftsstrukturen, verborgene Hintergrundgedanken und Selbstfindungsprobleme geboten, eingebettet in den Rahmen eines völlig anderen Trollbildes und in einem sehr flüssig und spannend zu lesenden Schreibstil rübergebracht. Ich kann nur mit Spannung auf die Fortsetzung dieser Reihe warten und sagen - Dieses Buch lohnt sich zu Lesen.