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Phillip P. Peterson

Universum

  • Autor:Phillip P. Peterson
  • Titel: Universum
  • Serie:
  • Genre:SF
  • Einband:Taschenbuch
  • Verlag:FISCHER Tor
  • Datum:29 Oktober 2021
  • Preis:16.99 EUR

 
»Universum« von Phillip P. Peterson


Besprochen von:
 
Detlef V.
Deine Wertung:
(4.5)

 
 
Im 22. Jahrhundert hat sich die Menschheit über die Grenzen unseres Sonnensystems hinaus ausgebreitet. Dank neuer Antriebe ist überlichtschnelles Reisen zur Normalität geworden, und es gibt Kolonien in den entlegensten Ecken der Galaxie. Das Reisen zwischen den Sternen ist sehr sicher - nur ganz selten geht etwas schief, und ein Schiff verschwindet spurlos im Hyperraum …
Die Challenger unter Kommandantin Christine Dillinger ist ein solches Schiff. Doch wie sich herausstellt, verschwindet es nicht einfach. Stattdessen erwartet Christine und ihre Crew ein Abenteuer, das jede Vorstellungskraft übersteigt.

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Wenn ich mich in diversen SF Foren so umschaue und Meinungen zu dem Buch von Peterson durchlese, kommt der Roman nicht unbedingt gut weg. Entweder habe ich also keine Ahnung oder bin einfach nur unbedarft und anspruchslos im Bezug auf das was ich lese. Denn mir hat Universum ausgesprochen gut gefallen. Vielleicht ist es keine großartige SF die der Autor zu Papier gebracht hat aber auf jeden Fall genau das, was ich lesen möchte. Was den wissenschaftlichen Aspekt der Geschichte betrifft können Fachleute vermutlich nur den Kopf schütteln und ein Stöhnen nur schwer unterdrücken, denn Peterson läßt seine Charaktere gegen Ende der Geschichte quasi auf jeder neuen Seite ein komplett neues Universum erschaffen – und das im wahrsten Sinne des Wortes.

Die Story beginnt recht dröge, zugegeben. Der gebrochene und von jedem verachtete Hauptprotagonist macht sich auf eine Reise mit seiner Familie auf, um ein neues Leben fernab der Erde zu beginnen. Und wir wissen ja: Wenn jemand eine Reise macht, dann kann er was erleben.
Diese Voraussage wird sich für Mike Warnock definitv erfüllen. Für ihn, seine Mitreisenden und den Besatzungsmitgliedern des Raumschiffs Challenger. Wobei wir dann auch gleich beim zweiten Hauptcharakter der Geschichte sind – Captain Christine Dillinger. Einer mürrischen Frau, die einfach nur froh ist, ihrem eintönigen Dienst an Bord eines Raumschiffes zu entkommen, gleich nachdem sie um ihre Entlassung gebeten hat und nur noch diesen einen Flug ins Omicron 3 System absolvieren möchte.

Nachdem sich die Challenger auf die Reise gemacht hat, gibt es ein Problem mit dem Antrieb und das Raumschiff lässt sich nicht mehr in den Normalraum zurücksteuern. Fortan rast es also im Hyperraum quer durch die Galaxis - und zwar durch Raum und Zeit. Denn über eines ist man sich natürlich im klaren: durch die immens hohe Beschleunigung nahe der Lichtgeschwindigkeit, vergeht die Zeit an Bord der Challenger langsamer als im Rest des Universums. Übrigens ein sehr beliebtes Gedankenspiel in SF Romanen. Sollte man das Raumschiff also jemals wieder in den Normalraum bringen, ist es sehr wahrscheinlich, dass an Bord nur Tage oder gar Wochen vergangen sind, während der Rest des Universums um Jahrtausende oder sogar Jahrmillionen gealtert ist.

Erschwerend kommt hinzu, dass die Nahrungsmittelvorräte an Bord der Challenger begrenzt sind und so langsam aber sicher die Passagiere an Bord dem Hungertod entgegensehen. Als das Ende nah zu sein scheint, gelingt doch noch die Rückkehr in den Normalraum. Allerdings ist die Challenger nun in der Tat gestrandet, jahrmilliarden Jahre in der Zukunft. In der Nähe ortet man interessanterweise eine von Menschen gebaute Station und ein Raumschiff, das seit langer Zeit als verschollen gegolten hat. Wie auch immer. Als man die Station untersucht, findet man heraus, dass sich mit der Hilfe dieser Station Portale in andere Universen öffnen lassen (dachte man zumindest). Der Plan der Überlebenden besteht nun darin, ein Universum zu finden in dem es für Menschen geeignete Planeten gibt und auf denen ein Neuanfang möglich ist.

Wow, allein wenn ich obige Kurzzusammenfassung schreibe läuft mir wieder ein wohliger Schauer den Rücken runter. Ich finde diese Idee, egal wie sie nun umgesetzt wurde, erst einmal absolut faszinierend. Das erinnert mich ein wenig an die Bücher von Stephen Baxter, der immer wieder Geschichten liefert, die sich über Jahrmillionen hinziehen, oder in denen Universen geboren werden oder sterben. Es sind Geschichten, die über Generation hinweg handlen und bei denen ich immer wieder nur staunen kann. Vielleicht klingt es zu weit hergeholt oder zu prosaisch, aber Baxters Bücher haben für mich einen Hauch des Unendlichen und des Kosmischen. Und in die gleiche Bresche schlägt zum Ende der vorliegenden Geschichte auch Peterson. Vielleicht nicht ganz so elegant wie Baxter es macht, aber für mich genauso fesselnd.

Nicht von der Hand zu weisen und zu offensichtlich ist auch die Nähe zu einer anderen Reihe von Peterson, der Transport Reihe. Genau wie in dieser, müssen auch in Universum einige der Protagonisten als Versuchsobjekte herhalten. Um zu testen ob das erschaffene Universum auch für Menschen geeignet ist, werden immer wieder einige der Charaktere per Beiboot in eines der neuen Universen geschickt, ähnlich den Versuchspersonen in der Transport Reihe, die verschickt werden um herauszufiinden ob die neuen Planeten für Menschen geeignet sind. In beiden Fällen läuft leider nicht immer alles so wie erhofft.

Die beiden Hauptcharaktere Mike und Christine sind leider etwas klischeehaft geraten. Beide sind relativ unzufrieden mit ihrer Situation und suchen ihr Heil in der Flucht. Dieses ewige hadern mit ihrem Schicksal kann schon mal etwas nerven. Genauso wie übrigens der unkooperative und ständig unfreundliche Chefingenieur der Challenger. Interessant hingegen ist einer der Passagiere, Techniker Baumann. Wer jemals den Film Der Flug des Phönix (mit James Stewart und Hardy Krüger) gesehen hat, wird mehr als eine Parallele zu der von Hardy Krüger gespielten Figur des Heinrich Dorfmann erkennen. Da Peterson ja selber aus der Raum- und Lufftahrt kommt, würde es mich daher nicht wundern, wenn er den Film kennt und sich den Charakter Dorfmann für seinen Baumann zum Vorbild genommen hat.

Spannend wird es immer dann, wenn der nächste Protagonist sich in einem Beiboot aufmacht um das neue Universum zu erforschen. Die vielfältigen Arten um zu Tode zu kommen, erstaunen immer wieder aufs neue. Gut, mich zumindest. Zum Schluß bleibt die Frage, ob man mit einem so kleinen Genpool tatsächlich einen Neuanfang starten kann, denn die Anzahl an Überlebenden ist doch arg begrenzt. Auch die Frage wie die offensichtlich von Menschen gebaute Station ans Ende der Zeit gelangt, wird nicht wirklich geklärt. Ebenso der doch arge Zufall, dass man mit der Challenger zwar milliarden von Jahren in die Zukunft reist (und auch im Raum) und dennoch punktgenau in der Nähe der Station rauskommt. Hier strapaziert Peterson für mich den guten Willen des Leser doch arg.

Fazit
Mir hat das Buch recht gut gefallen, auch wenn der Einstieg etwas langatmig geraten ist. Die Protagonisten waren sicherlich noch ausbaufähig, aber mir schien, dass eher die Geschichte also solche und nicht etwa die Hauptcharaktere im Mittelpunkt standen. Das hat Peterson in Vakuum meines Erachtens besser hinbekommen. Wie schon geschrieben, die Lösung des Problems mag hanebüchen sein und wie Peterson mit seinen neuen Universen so inflationär um sich schmeißt ist bei vielen Lesern wohl nicht so gut angekommen, mir aber hat es irgendwie gefallen. Ich mag den Stil des Autors. Er schreibt durchaus technisch, aber nicht so, dass man als Leser nur Bahnhof versteht. Empfehlen kann ich das Buch auf jeden Fall.
 


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