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Peter F. Hamilton

Befreiung: Die Salvation-Saga 1


 
»Befreiung: Die Salvation-Saga 1« von Peter F. Hamilton


Besprochen von:
 
Detlef V.
Deine Wertung:
(4)

 
 
Klappentext:

Das 22. Jahrhundert: Die Menschen haben Raumschiffe zu mehreren Sternen ausgesandt und begonnen, Planeten zu terraformen. Durch Portalsysteme miteinander verbunden, können Reisende in Nullzeit zwischen den Welten hin- und herspringen. Bei der Erforschung des Alls stoßen die Menschen im Jahr 2150 auf ein gigantisches, außerirdisches Schiff. Es gehört den Olyix, einer uralten Rasse, die sich auf einer epischen Reise bis zum Ende der Zeit befindet. Doch die Olyix sind nicht so friedlich gesinnt, wie sie vorgeben. Ihre Mission ist geheim, unerbittlich – und brandgefährlich für die gesamte Menschheit.

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Befreiung (OT: Salvation) ist der neueste Roman aus der Feder des Briten Peter Hamilton und gleichzeitig der Auftaktband der gleichnamigen Reihe, der Salvation Saga. Nachdem ich den Klappentext gelesen hatte, war ich doch nach Beendigung der Lektüre etwas überrascht, denn das Buch ist total anders, als ich es mir vorgestellt hatte. Wer Ähnlichkeiten zu Dan Simmons fantastischem Buch Die Hyperiongesänge feststellen konnte, liegt nicht falsch, denn der Aufbau der Geschichte ist quasi exakt der gleiche.

In beiden Bücher macht sich eine, extra zu diesem Anlass zusammengestellte Gruppe von Leuten, auf den Weg zu einem bestimmten Ziel. Bei Simmons waren es eine handvoll Pilger auf den Weg zu den Zeitgräbern auf dem Planeten Hyperion, bei Hamilton reisen die Protagonisten auf den Planten Nkya um dort zu einem notgelandeten ausserirdischen Raumschiff zu gelangen. Auf dem beschwerlichen Weg dorthin, erzählen sich die Protagonisten jeweils Geschichten aus ihrem Leben, ebenso wie es die Pilger in Simmons Geschichte taten. Der einzige Unterschied besteht jedoch darin, dass in dem vorliegenden Buch, so wird der Eindruck vermittelt, der „Reiseführer“ Feriton Kayne eine zusätzliche besondere Mission verfolgt: Er soll einen Verräter in den Reihe der Reisenden ausfindig machen.

Es ist nicht nur der Aufbau der Geschichte der an das Buch von Dan Simmons erinnert. Auch seine Farcasterportale, mit das Beste an der gesamten Geschichte, hat sich Hamilton zu eigen gemacht. Aber die kennen wir ja bereits schon aus seiner Commonweahlt Saga. Das faszinierende an diesen Portalen ist die Tatsache, das man auf diese Weise sein Haus quasi auf verschiedenen Planeten bauen kann. Das Bad auf dem Mond, das Wohnzimmer im Beteigeuze System, die Küche im Episoln-Eridani System und die Kinderzimmer jeweils auf den Monden des Saturn. Auch die Aufteilung der Menschheit in zwei konkurrierende „Gesellschaftsformen“ kennen wir von Simmons (Hegemonie, Ousters) und finden es auch bei Hamilton wieder (Utopial, Universal).

Die Geschichte spielt auf verschiedenen Handlungs- und Zeitebenen. Da ist als erstes die von Feriton Kayne. Die Mitglieder seiner Reisegruppe erzählen sich im Jahr 2204 ihre Geschichten. Diese haben sich sich zwar einige Jahre in der Vergangenheit zugetragen, gehören zeitlich aber dennoch zusammen. Dann gibt es eine weitere Zeitebene, welche die Geschehnisse auf Juloss behandeln. Von Kaynes Zeitebene aus gesehen, liegen diese rund über 500 Jahre in der Zukunft - möglicherweise aber auch länger, da man den Beginn der Zeitrechnung noch keinem Ereginis in der Vergangenheit zuordnen kann. In dieser Zukunft gibt es keine geeinte Menschheit mehr, sie ist über verschiedenen Planten zerstreut und streift auf riesigen Raumschiffflotten durch das All, immer auf der Flucht vor einem Feind der sie auslöschen will. Interessanterweise, werden die Mitglieder von Kaynes Reisegruppe in der Zukunft als Heilige verehrt.

Auf die Erzählungen der einzelnen Mitglieder von Kaynes Reisegruppe (in der Regel hochstehende und steinreiche Personen) möchte ich nicht näher eingehen. Das würde den Rahmen sprengen. In der Regel handelt es sich dabei um Kriminal- und Spionagegeschichten oder die Suche nach vermissten Personen. Aber alle Geschichten bauen aufeinander auf und sind miteinander verknüpft. Auch die üblichen Hamiltonschen Gadgets sind wieder zu finden: Quantenverschränkungen, die relative Unsterblichkeit, Genmanipulation, Cyberpunk, ... Verpackt, wie gewohnt, in jede Menge Technogebrabbel.

Die Charaktere sind ziemlich gut gelungen. Wie sie sich gegenseitig die Pest an den Hals wünschen und untereinander konkurrieren, liest sich sehr erfrischend. Jeder versucht mit seiner Erzählung immer noch eine Schippe, gegenüber der vorherigen, draufzulegen. Einen richtigen Unsympathen gibt es für mich allerdings nicht. Auch die Frage wer denn nun der Verräter sein könnte, bleibt spannend. Die Entdeckung desselbigen ist ein echter Paukenschlag.

Das alles mag jetzt sehr interessant und spannend klingen, ist es aber leider nur zum Teil. Die Spannungskurve schnellt für mich nur einmal rapide in die Höhe. Und zwar gegen Ende, wenn der Leser erfährt, wer der wahre Verräter in Kanyes munterer Reisegruppe ist. Die Überraschung ist in der Tat gelungen (und wer jetzt allen Ernstes erzählen will das er sich das von Anfang an schon so zusammengereimt hat, ist ein Schwätzer!). Die unerschiedlichen Geschichten in der Geschichte sind war durchaus lesenswert und spannend, aber durch Hamiltons ausschweifende Erzählart mitunter auch recht mühsam zu lesen. Alles, aber auch wirklich alles - Technik, Personen, Farben, Orte, Blutergüsse, Gemüse und Kleidung (gut, ist jetzt etwas übertrieben) – wird in allen Schattierungen von Hamilton geschildert. Aber das kennt man ja von ihm.

Die Geschichte blickt meiner Meinung nach nicht wirklich über ihren eigenen Tellerrand hinaus. Soll heißen, das man von dem im Klappentext zu erahnenden Universum nicht wirklich viel mitbekommt. Daher auch mein Einwand, dass ich mir etwas anderes, als das gelesene, erwartet hatte. Es gibt zwar einen kurzen Abstecher zu den ausserirdischen Olyix, aber der ist eher nebensächlich. Die Hauptgeschichte dreht sich erst einmal nur um die Erlebnisse der Protagonisten. So bekommt man zumindest einen kurzen Einblick in das Seelenleben fast aller Beteiligten. Den wahren kosmischen Atem spürt man erst dann im Nacken, als es darum geht, dass auf Nkya gestrandete Raumschiff zu untersuchen und die darin vorgefundenen Geheimnisse richtig einzuordnen. Aber da ist das Buch dann auch schon so gut wie durch.

Fazit
Immer interessant, auch wenn es teilweise doch recht langatmig ist. Die Geschichte hat, wie sollte es bei Peter Hamilton anders sein, noch viel Potenzial, welches er hoffentlich in den nachfolgenden Bänden abrufen wird. Allein die Geschichte wie es zur Fast-Auslöschung der Menschheit gekommen ist, verspricht eine tolle Story. Ich freue mich schon auf den Nachfolgeband.
 


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