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Iain Banks

Die Wasserstoffsonate

  • Autor:Iain Banks
  • Titel: Die Wasserstoffsonate
  • Serie:
  • Genre:SF
  • Einband:Paperback
  • Verlag:Heyne Verlag
  • Datum:14 Juli 2014
  • Preis:15,99 EUR

 
»Die Wasserstoffsonate« von Iain Banks


Besprochen von:
 
Detlef V.
Deine Wertung:
(3.5)

 
 
Die Gzilt sind eine alte Rasse, eng mit der Kultur verbunden, aber kein festes Mitglied derselbigen. Als man sich kollektiv dazu entschließt zu sublimieren, also quasi das Universum zu verlassen und in eine nächst höhere Existenzebene überzuwechseln, ist die Freude bei den relativ unterprivilegierten Zivilisation zunächst groß. Denn ist ein alter Brauch, dass die sublimierende Zivilisation einen Nachlassverwalter für ihre zurückbleibende Technik, ihre verwaisten Welten und ihren sonstigen Errungenschaften bestimmt. Mit den Ronte und den Liseiden stehen schon zwei außerirische Völker bereit, das Erbe der Gzilt anzutreten.

Als auf der Heimatwelt der Gzilt nun die Feierlichkeiten, die der bevorstehenden Sublimation vorausgehen, beginnen, senden die Zihdren ihren Botschafter um daran teilzunehmen. Die Zihdren waren einst der Mentor der Gzilt und halfen diesen, bevor sie selbst sublimierten und nur wenige Angehörige ihres Volkes in unserem Universum zurückließen, zu dem zu werden, was sie heute sind. Das Buch der Wahrheit, heilig und unantastbar, war dabei ein wesentlicher Bestandteil der Hilfe. Aus unerklärlichen Gründen jedoch wird das Schiff der Zihdren, mitsamt ihrem Botschafter, von einem Gzilt Kriegsschiff, das von einer Verschwörergruppe innerhalb der Regierung ausgeschickt wurde, vernichtet. Die Bestürzung ist groß. So wie es ausschaut, hatte der Botschafter eine nicht nur unglaublich wichtige, sondern auch eine ungemein gefährliche Nachricht, welche die bevorstehende Sublimation der Gzilt möglicherweise hätte gefährden können, an Bord. Da außer dem Kihdren Botschafter nur noch ein Lebewesen existiert das die Nachricht kennt und zu deuten vermag, wird die Gzilt Offizierin Vir Cossont, eher Künstlerin als Soldatin, ausgeschickt, diese Person zu finden. Es wird ein Rennen gegen die Zeit, denn Cossant hat noch genau 23 Tage bis die Sublimation beginnt.

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Mit Die Wasserstoffsonate (OT: The Hydrogen Sonata) legt der schottische Schriftsteller Iain Banks bereits seinen zehnten Roman aus seinem bekannten Kulturuniversum vor. Der vorliegende Band ist aber leider auch gleichzeitig sein letzter, denn der sympathische Schotte verstarb Mitte 2013 im Alter von nur 59 Jahren an einer Krebserkrankung. Obwohl er zahlreiche Bücher außerhalb der Kultur Reihe geschrieben hat, ist diese wohl dennoch als sein Hauptwerk zu betrachten - zu dem er immer wieder gerne zurückkehrte, genauso wie ich.

Als Fan der Polis Reihe von Neal Asher, muss man das Kultur Universum einfach gerne haben. Es zeigen sich viele Gemeinsamkeiten, die größte vermutlich bei den für mich eigentlichen Stars beider Reihen – den allzu menschlichen Raumschiffen, die im vorliegenden Buch so klangvolle Namen wie Kam vorbei und dachte ich schaue mal rein, Inhalt kann variieren, Das nennst du sauber? oder Nur die Waschanleitung für des Lebens pralles Gewebe tragen. Allerdings muss man gerade bei Banks etwas aufpassen, dass man nicht vollends, aufgrund der Vielzahl der Raumschiffe, den Überblick verliert. Es macht, zumindest mir, immer wieder Spaß, den Unterhaltungen der Raumschiffe untereinander zu folgen. Die Art und Weise wie sie über ihre biologischen Insassen philosophieren, sagt auch viel über Banks selber aus.

Obwohl das vorliegende Buch durchaus zu gefallen weiß und stark und geheimnisvoll anfängt, verflacht es jedoch etwas im weiteren Verlauf der Geschichte. Banks weiß zwar wie man Spannung aufbaut, kann diese aber nicht durchgehend halten. Das zu Anfang angedeutete Geheimnis um die Botschaft des Zihdren-Überbleibers entpuppt sich irgendwie als Nullnummer. Was an dieser Botschaft denn nun so gefährlich sein soll, dass sie vielleicht sogar die Sublimation der Gzilt verhindern könnte, will sich mir nur schwer erschließen. Als Leser erwartet man irgendeinen Knaller, aber den liefert Banks nun wirklich nicht. Die große Enthüllung ist ausgeblieben. Wenn die Nachricht tatsächlich so wichtig war, warum fragt man dann nicht bei demjenigen nach, der den Zihdren Botschafter gesandt und ihm die Nachricht mit auf dem Weg gegeben hat - sie also ebenfalls kennt.

Die Suche nach dem zweiten „Wissenden“, sein Name ist Ngaroe QiRia, will auch nicht so recht in die Pötte kommen. QiRia entpuppt sich als ein Wesen, welches schon bereits bei der Gründung der Kultur gelebt hat und somit uralt ist. Die vielen Rückblenden zu den Begegnungen zwischen ihm und Cossont sind zwar durchaus interessant, aber nicht sehr zielführend und bringen die Geschichte keinen Deut weiter. Erschwerend kommt hinzu, dass zwischen den einzelnen Erzählebenen weder ein Absatz noch ein neues Kapitel eingefügt wird. Eben noch ist man in der Vergangenheit Cossonts, einen Satz später, ohne das man es merkt, hat die Erzählebene bereits wieder gewechselt und man befindet sich nun in der Gegenwart. Das sorgt oftmals für Verwirrung.

Die namengebende Wasserstoffsonate ist für die Geschichte eher zweitrangig. Wenn man den Titel eines Buches schon danach benennt, sollte diese dann vielleicht nicht auch von Bedeutung sein? Irgendwie? Aber weit gefehlt. War ich Anfangs noch der Meinung, dass diese Sonate eine Botschaft enthalten könnte (die Musik ist der Code) wurde ich schnell eines besseren belehrt. Die Botschaft, die gleichzeitig die Erklärung liefert warum der Kihdren-Überbleiber getötet wurde und die anscheinend einigen Angehörigen der Gzilt durchaus bekannt war, wurde anderweitig versteckt – und das gleich doppelt. So bleibt zumindest der Wettlauf von Cossont und den Schergen der Gzilt Regierung bis zum Ende hin (relativ) spannend.

Zudem kann Banks noch bei vielen anderen Gelegenheiten punkten. Die Verschwörung innerhalb der Gzilt Regierung sorgt für gute Unterhaltung, ebenso die Frage, welches Volk denn nun der Verwalter des Nachlasses werden soll. Auch hier gibt es einigen Klärungsbedarf. Nett auch die Idee, die bevorstehende Sublimation an Bord eines Luftschiffes als 5 Jahresparty zu feiern. Zudem sorgen die vielen virtuellen Treffen der Raumschiffe und ihr locker-flockiges Geplauder darüber, wie man der momentanen Situation Herr werden kann, oftmals für Erheiterung. Auch die angenehme und entspannte Schreibweise von Banks tut sein übriges dazu, dass ganze zu einer "runden Sache" werden zu lassen.

Kampf, Liebe, Sex, Gefühle, Verrat, Weltraumschlachten – all das lässt sich in dem vorliegenden Buch finden und macht es für mich zu einer lesenswerten Lektüre – auch wenn der große Wurf nicht unbedingt gelungen ist. Neueinsteiger in das Kulturuniversum dürften der Handlung ohne Probleme folgen können, ein solides Grundwissen ist bei diesem Buch nicht unbedingt vonnöten.

Das was bleibt, ist ein wenig Traurigkeit. Nicht nur über den Tod des von mir sehr geschätzten Iain Banks, sondern auch über die Gewissheit, nun kein Buch mehr aus dem Kultur Universum lesen zu können. Danke Iain für all die schönen Lesestunden, du wirst mir in guter Erinnerung bleiben.
 


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